Aktuelle Insolvenzen Österreich : Firmeninsolvenzen in Österreich aktuell: Ein Alarmsignal für die Wirtschaft

Auch die Insolvenzpassiva (ca. 19 Mrd. Euro) und die betroffenen Arbeitsplätze (ca. 25.000) verzeichneten einen deutlichen Anstieg.
- © Miha Creative - stock.adobe.comEs sind alarmierende Zahlen. Im ersten Quartal 2025 haben in Österreich 2.004 Unternehmen Insolvenz angemeldet – das entspricht einem Zuwachs von 8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damals wurden 1.856 Firmenpleiten registriert.
Die neuen Zahlen stammen aus einer aktuellen Analyse des Informationsdienstleisters CRIF mit dem Titel „Firmeninsolvenzen 1. Quartal 2025“.
Und das, nachdem der Gläubigerschutzverband Creditreform für 2024 bereits einen Zuwachs von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr meldete. In absoluten Zahlen gab es 2024 also 6.700 Verfahren. Auch die Insolvenzpassiva (ca. 19 Mrd. Euro) und die betroffenen Arbeitsplätze (ca. 25.000) verzeichneten einen deutlichen Anstieg.
Nun sind wir bereits nach nur einem Quartal bei fast einem Drittel dieser Zahl. All das spiegelt die besorgniserregende wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen deutlich wider.
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"Die zunehmenden Firmeninsolvenzen verdeutlichen, wie wichtig es für österreichische Unternehmen ist, Risiken frühzeitig zu identifizieren und verstärkt in Präventionsmaßnahmen sowie eine solide Strategie zu investieren. Eine starke Risikokultur und der effiziente Einsatz von Ressourcen sind entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens", erklärt Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich.
Wien mit den meisten Insolvenzen – Tirol mit stärkstem Anstieg
In absoluten Zahlen entfielen die meisten Firmeninsolvenzen im ersten Quartal 2025 auf Wien (802), gefolgt von Niederösterreich (335), Oberösterreich (236) und der Steiermark (176).
Auch bei der Insolvenzdichte liegt die Bundeshauptstadt vorne: 57 von 10.000 Unternehmen meldeten dort ein entsprechendes Verfahren an. Der österreichweite Schnitt lag bei 34 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Die geringste Insolvenzdichte verzeichnete Vorarlberg mit 17 Fällen pro 10.000 Unternehmen.
Besonders auffällig ist der prozentuale Anstieg in Tirol: Mit einem Zuwachs von 76,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum liegt das Bundesland an der Spitze. Auch Salzburg (plus 56,6 Prozent) und Oberösterreich (plus 22,3 Prozent) weisen deutlich stärkere Zuwächse als der Durchschnitt auf.
In drei Bundesländern gingen die Zahlen hingegen leicht zurück: Im Burgenland wurden 29,6 Prozent weniger Insolvenzen gemeldet, in der Steiermark 1,1 Prozent weniger und in Wien sank die Zahl um 0,5 Prozent.
Ursachen der Insolvenzwelle
Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes Creditreform, sieht die Hauptursachen in der aktuellen Rezession, die sich direkt auf die Unternehmen auswirkt.
„Österreich befindet sich in einer Rezession, die sich ohne zeitliche Verzögerung auf die Unternehmen in Form von Schließungen und Insolvenzen niederschlägt. Der wichtigste Handelspartner Deutschland hustet und Österreich bekommt die Grippe", so Weinhofer. "Dazu kommen selbstverschuldete Gründe wie hohe Lohnstück- und Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und Regulatorik.“
Weitere Gründe sind Kapitalmangel aufgrund sinkender Margen und die allgemeine schlechte Wirtschaftslage. Die inflationsbedingten Kostensteigerungen bei Energie, Löhnen und Materialien können in Zeiten der Konsumflaute nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden.
„Die seit Jahren bestehenden multiplen Krisen fordern immer mehr Opfer unter den heimischen Unternehmen“, so Weinhofer.
Branchenanalyse: Bau, Gastronomie und Transportwesen im Fokus
Die meisten Insolvenzen gab es 2024 absolut gesehen im Handel (1.199), gefolgt von unternehmensbezogenen Dienstleistungen (1.091) und dem Bauwesen (1.062).
Relativ gesehen ist der Bausektor mit 31 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen am stärksten betroffen, während die Sachgütererzeugung mit 11 von 1.000 Unternehmen die geringste Betroffenheit aufweist.
Österreichweit mussten 14 von 1.000 Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten.
Lesen Sie hier, warum einige nicht getätigte Insolvenzmeldungen das eigentliche Problem sind.
Weitere Zunahme von Insolvenzen für 2025 erwartet
Laut CRIF könnte die Zahl der Insolvenzen bis zum Jahresende auf über 8.000 steigen. Ein Ende der angespannten wirtschaftlichen Lage scheint derzeit nicht in Sicht.
Die Kombination aus hohen Energie- und Lohnkosten, geopolitischen Spannungen, politischen Unsicherheiten und einer anhaltenden Rezession wirkt sich weiterhin negativ auf viele Betriebe aus. Zusätzlich belastet der Rückgang der Industrieproduktion im Euro-Raum die Lage heimischer Unternehmen.
„Angesichts der deutlichen Zuwachsraten in den letzten beiden Jahren und der Prognose für 2025 ist es zunehmend schwierig, von einer nicht vorhandenen Insolvenzwelle zu sprechen“, so Eisner-Schwarz.
Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor für die kommenden Monate ist das neue US-Zollpaket, das laut CRIF die wirtschaftliche Abschwächung in Österreich weiter verstärken könnte.
Auch eine Creditreform-Umfrage unter 1.400 Unternehmen zeigt, dass das Geschäftsklima schlechter ist als während der Corona-Pandemie.
Der deutsche Kreditversicherer Allianz Trade hingegen geht für Österreich von einem Anstieg um 2 Prozent aus. 2026 sollte es einen Rückgang um vier Prozent geben. In Deutschland würden die Insolvenzen hingegen 2026 noch um 2 Prozent steigen, so die Experten. (red/apa)
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