CBAM Österreich : Vorarlberger Industrie fordert Überarbeitung des CO2-Grenzausgleichssystems

Eine stark qualmende Industrieanlage in Nüziders, Vorarlberg.
© Adobe Stock/hebinosss

Der Konjunkturaufschwung lässt weiter auf sich warten. Angesichts dessen spricht sich die Vorarlberger Industrie für eine Überarbeitung des europäischen CO2-Grenzausgleichssystems (CBAM) aus. 

Unter den aktuellen Rahmenbedingungen könnten betroffene Unternehmen nicht wettbewerbsfähig produzieren, so Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Vorarlberger Wirtschaftskammer. Im ersten Quartal 2025 besserte sich das Geschäftsklima in der Vorarlberger Industrie nur geringfügig.

"Signale für einen echten Aufschwung" würden weiterhin ausbleiben, so Amann anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse der jüngsten Umfrage der Vorarlberger Sparte Industrie der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung. 

Befragt wurden 34 Unternehmen mit über 20.000 Beschäftigten. Der Geschäftsklimaindex – der Mittelwert aus aktueller Lageeinschätzung und Erwartungen in einem halben Jahr – stieg zwar von minus 9 Punkten (viertes Quartal) auf minus 3,5 Punkte. Dennoch verharrt er weiter im negativen Bereich, in dem er sich seit dem dritten Quartal 2022 befindet. 

Zum Vergleich: 2021 lag der Index drei Quartale in Folge zwischen plus 44,50 und plus 46,90.

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Schwaches Fundament für Aufschwung trotz CO2-Kostenausgleich

15 Prozent der befragten Unternehmen bezeichneten ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht, 74 Prozent als durchschnittlich und 11 Prozent als gut. 

Auch für das kommende halbe Jahr wird keine Verbesserung erwartet, stellte Amann fest. Die Auftragslage bleibe schwach – auch aus dem Ausland gebe es keine Wachstumsimpulse. 

Zusätzlich rechnen viele Betriebe mit steigenden Verkaufspreisen, getrieben durch Inflation und Zollkosten. Die Ertragslage wurde von 47 Prozent der Unternehmen als schlecht bezeichnet, nur 4 Prozent stuften sie als gut ein. Der globale Handelskonflikt war zum Befragungszeitpunkt im März noch nicht ausgebrochen.

Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit forderte Amann unter anderem einen CO2-Kostenausgleich für EU-Exporte sowie eine Verlängerung der kostenlosen Zuteilung von CO2-Zertifikaten im Rahmen des Emissionshandelssystems. 

"Wenn Hersteller von außerhalb der EU ohne CO2-Kosten anbieten können, sind unsere Unternehmen auf den Weltmärkten nicht mehr wettbewerbsfähig", sagte er. 

Auch bei den anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen mahnte Amann Zurückhaltung. Die Lohnabschlüsse lägen europaweit im Spitzenfeld – das Wirtschaftswachstum hingegen am unteren Ende.

Arbeiterkammer Vorarlberg: Gleichstellung als Standortvorteil

Einen anderen Fokus setzt währenddessen die Arbeiterkammer Vorarlberg (AK). In wirtschaftlich angespannten Zeiten dürfe sich der Blick auf den Standort nicht einseitig an Unternehmensinteressen orientieren, betonte AK-Präsident Bernhard Heinzle bei der Präsentation der aktuellen Standort-Analyse. 

Investitionen in soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung seien keine Kostenstelle, sondern ein gesamtwirtschaftlicher Gewinn.

Laut Heinzle liegt in der Gleichstellung enormes Potenzial für Vorarlberg. Der Gender Pay Gap sei besonders hoch, die Teilzeitquote ebenso – unter anderem durch Defizite in Elementarpädagogik und Pflege.

Auch bei Bildungsinitiativen gebe es Nachholbedarf. Die Kürzungen im Sozialbereich kritisierte Heinzle deutlich: "Es kann nicht sein, dass wir als Gesellschaft jene, die schon jetzt am Limit arbeiten, weiter beschneiden, während Unternehmen mit starker Lobby Entlastungen bekommen." (apa/red)
 

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