Wirtschaftswachstum Österreich 2024 : Wann springt die Konjunktur endlich wieder an?

Ein erschöpfter Bauarbeiter: Die Baubranche stagniert 2024 in Österreich.

Die Baubranche stagniert. Wird es 2024 noch aufwärts gehen?

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Die Konjunkturflaute belastet die Wirtschaft ebenso wie die Konsumenten. „Gemäß Unternehmensumfragen hat sich die internationale Wettbewerbsposition österreichischer Industrieunternehmen zuletzt verschlechtert. Dies dämpft die Nachfrage und somit die Produktion", weiß Christian Glocker, Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes.

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IV-Wien

„Die Herausforderungen, die wir mittlerweile in Österreich haben, scheinen manchmal erdrückend“, moniert Christian Pochtler, Präsident der IV Wien. „Eine dramatisch sinkende Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere durch zu hohe Arbeitskosten, zu hohe Energiekosten, eine enorme Staatsverschuldung, fehlende Strukturreformen … – über all das haben wir in den vergangenen Jahren immer und immer wieder diskutieren müssen, getan hat sich aber leider viel zu wenig.“

Christian Pochtler, Präsident der IV-Wien
Christian Pochtler, Präsident der IV-Wien - © Manuel Ortlechner

IV-NÖ

„Der Ausblick auf die kommenden Monate ist alarmierend. Da sind Debatten um eine Arbeitszeitverkürzung und neue Steuern völlig fehl am Platz und tragen nur zur Abwanderung von Investitionen und Produktionsstandorten bei. Wenn wir unseren Wohlstand und hohen Lebensstandard im Land erhalten und mit dem Rest der Welt mithalten wollen, müssen wir mehr statt weniger arbeiten“, mahnt IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela Roither.


Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IV NÖ zeigen klar: Der Industriestandort Österreich und Europa ist massiv unter Druck. „Wir sind konfrontiert mit einer sich beschleunigenden Deindustrialisierung und weiter zunehmendem internationalen Wettbewerb. Wir müssen endlich gemeinsam Realitäten anerkennen. Es braucht ein klares Bekenntnis zu Mehrleistung, um auf dem globalen Markt mitzuhalten“, bekräftigt IV-NÖ-Präsident Kari Ochsner.

IV-Burgenland

Die Nachwirkungen der hohen Inflation, Energiepreise und Lohnstückkosten hinterlassen auch im Burgenland ihre Spuren. Wenngleich die Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage im Vergleich zum Quartal davor etwas positiver ausgefallen ist, bleibt die Situation insgesamt angespannt.

„Die Auftragsbücher in den burgenländischen Industrieunternehmen gestalten sich je nach Branche aktuell sehr unterschiedlich“, berichtet Aniko Benkö, Geschäftsführerin der IV-Burgenland. „Auch die Entwicklung der Auslandsaufträge zeigt sich in den einzelnen Branchen sehr differenziert. Die Verkaufspreise scheinen sich in den nächsten drei Monaten hingegen zu stabilisieren“, gibt sie sich optimistisch.

„Die Unternehmen versuchen, die Mitarbeiter trotz schwieriger Auftragslage zu halten. Es wird aber immer herausfordernder, vor allem durch die stark gestiegenen Kosten, die Preise für Industrieprodukte am internationalen Markt durchzusetzen.“

Aniko Benkö, Geschäftsführerin der IV-Burgenland
Aniko Benkö, Geschäftsführerin der IV-Burgenland - © EMMERICH MAEDL

WK-Wien

In wirtschaftlich fordernden Zeiten steht die Wiener Wirtschaft im bundesweiten Vergleich besser dar.

„Die Wiener Wirtschaft entwickelte sich 2023 sehr erfreulich – gegenüber dem Vorjahr verzeichnet man ein Beschäftigungswachstum von 1,8 Prozent. Trotz des österreichweiten Minus von 0,9 Prozent bei der Bruttowertschöpfung bleibt Wien nur knapp unter dem Vorjahresniveau, obwohl auch hier ein leichter Rückgang von 0,4 Prozent zu verzeichnen ist,“ stellt WK Wien Präsident Walter Ruck fest.

Im Jahr 2024 sollte Wien vor allem aufgrund seines hohen Dienstleistungsanteils an der Wertschöpfung besonders von dem höheren Wachstum des Dienstleistungssektors profitieren.

„Auch die Erwartungen der Wiener Unternehmen sind gegenwärtig in den Dienstleistungen optimistischer als im übrigen Österreich.“

Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien
Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien - © Florian Wieser

Papierindustrie in Österreich 2024

Die Papierindustrie behauptet sich trotz Konjunkturwellen. Nach dem Post-Corona-Aufschwung 2022 ließ die Dynamik in der Papierbranche 2023 deutlich nach und hat sich erst im Herbst auf niedrigem Niveau stabilisiert. Vorhandene Lagerbestände und schwache Konsumnachfrage führten zu einem geringen Auftragseingang, dazu kamen umbaubedingte Stillstände auf einigen Papiermaschinen. Insgesamt ging die Produktion im vergangenen Jahr über 15 Prozent zurück, holt jetzt aber im Vergleich zum sehr schwachen Frühjahr 2023 mengenmäßig wieder etwas auf.

Während der grafische Bereich europaweit und in Österreich schrumpft, wachsen die Kapazitäten für Rohpapier für Verpackungen. An den Standorten Laakirchen und Bruck, beide für Wellpappe, wurden Maschinen umgerüstet und im Mai ist auch die umgebaute Maschine in Steyrermühl hochgefahren worden, um demnächst Sackpapier herzustellen.

Rund 70 Prozent der Investitionen, 2023 waren es insgesamt über 300 Millionen Euro, sollen den Werken jedoch helfen, Energie und damit Kosten und CO2 zu sparen. Überall in der Branche laufen Programme, um zu dekarbonisieren und die Klimaneutralität bis 2050 oder schon früher zu erreichen.

Tatsächlich gingen die CO2-Emissionen in den letzten zwei Jahren um über 30 Prozent zurück. Umrüstungen von Gas auf Biomasse hat es zum Beispiel in Bruck oder Gratkorn gegeben, auch Frastanz und Ortmann haben solche Maßnahme bekanntgegeben.

Wie geht es dem Verbund 2024?

„Im Sinne einer sicheren, leistbaren und nachhaltigen Energieversorgung müssen wir das österreichische Energiesystem in den kommenden zwei Jahrzehnten auf neue Beine stellen,“ stellt Michael Strugl, CEO VERBUND fest.

„Bereits jetzt stammen rund 80 Prozent des österreichischen Stroms aus erneuerbaren Quellen. Um den wachsenden Strombedarf zu decken, muss die erneuerbare Erzeugung aber weiter massiv ausgebaut werden. Gleichzeitig müssen wir den Netzausbau mit hoher Geschwindigkeit vorantreiben und zahlreiche neue Speicher errichten, um die neuen – oftmals volatilen – Stromerzeuger in das System einzubinden. Allein für die Erreichung des Energieziels 2030 braucht es Investitionen von zumindest 60 Milliarden Euro. Bis 2040 müssen wir die erzeugte Strommenge verdoppeln und die Leistung der Kraftwerke im Land verdreifachen.“

Michael Strugl, CEO bei Verbund, beim Kraftwerk Freudenbau
Michael Strugl, CEO bei Verbund - © VERBUND

Wie geht es Europten 2024?

Im Leitungsbau stimmt die Richtung, was die Konjunktur anbelangt, so Wilfried Rendl und Franz Rossler, die beiden Geschäftsführer der Europten Gruppe, einem führenden Spezialisten in den Bereichen Fahrleitungsbau für Eisenbahnen und Freileitungsbau im Hochspannungsbereich im deutschsprachigen Europa.

Der Hochspannungsleitungsbau in Österreich und Deutschland ist ein wesentlicher Faktor für die Erreichung der Ziele der Energiewende. Netzausbau-Großprojekte in beiden Ländern sorgen für eine sehr gute Auftragslage.

Der Ausbau der Eisenbahninfrastruktur in Österreich und Deutschland ist für die Erreichung der Klimaziele eine wesentliche Voraussetzung. Hohe Investitionen werden getätigt, um damit langfristig die Modernisierung und Elektrifizierung der Bahnnetze sicherzustellen.

Wilfried Rendl und Franz Rossler, Geschäftsführer der Europten Gruppe
Wilfried Rendl und Franz Rossler, Geschäftsführer der Europten Gruppe - © EUROPTEN

Konjunktur bei Gebrüder Weiss

Die österreichische Warenlogistik zeichnet sich durch eine dynamische Wirtschaftlichkeit aus, die maßgeblich durch strategische Partnerschaften und kontinuierliche Geschäftsentwicklung geprägt wird. Gebrüder Weiss ist jener Logistiker mit der höchsten Markenreputation in Österreich. Dies belegt eine aktuelle Studie des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung im Auftrag des Fachmagazins dispo, das 62 Unternehmen aus den Bereichen Logistik und Paketdienste untersuchte.

Ein gutes Beispiel für die Expansionsbestrebungen ist die Erweiterung von Gebrüder Weiss in die USA. Im Bereich Produkt und Service stehen Innovation und Anpassungsfähigkeit im Mittelpunkt, wobei Projektteilnahmen sehr große Aufmerksamkeit erzielen. Beispiele – ebenfalls von Gebrüder Weiss – sind hier etwa die Unterstützung der Mars Analog Mission oder der Einsatz eines Solar-LKW auf dem höchsten Vulkan der Erde.

Auch im Bereich der Nachhaltigkeit gibt es einige Bemühungen: Hier investieren die Logistik-Unternehmen sowohl in nachhaltige Technologien als auch in umweltfreundliche Projekte, worüber auch berichtet wird. Hier geht es vor allem um die Einführung von Elektroantrieben, der Ausweitung von E-Flotten, generell der emissionsfreien Zustellung und der Reduktion des unternehmensweiten ökologischen Fußabdrucks.

Wie geht es der VBV-Gruppe 2024?

Die VBV-Gruppe ist führend bei betrieblichen Vorsorgelösungen in Österreich. Sowohl im Bereich der Firmenpensionen als auch bei der Abfertigung NEU ist die VBV Marktführerin. „Wir veranlagen für unsere Kunden aktuell rund 15 Milliarden an Sozialkapital auf den internationalen Finanzmärkten. Die Entwicklungen auf diesen Finanzmärkten sind in diesem Jahr bislang zwar herausfordernd, weil die Märkte nach wie vor recht volatil sind. Wir sehen die Entwicklung aber insgesamt positiv,“ meint Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe.

„Die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich ist aus unserer Sicht aktuell geprägt von einer sehr zurückhaltenden Stimmung. Die Wirtschaft ist noch von diversen Unsicherheiten beeinflusst und leidet zudem an hohen Kosten und einer schwierigen Situation am Arbeitsmarkt. Ein Beispiel: Wir erleben täglich, dass Unternehmen bemüht sind, ihre Mitarbeitenden zu halten und neue Mitarbeitende zu finden. Daher setzen Unternehmen auch immer öfter auf Zusatzangebote wie zum Beispiel eine Pensionskassen Lösung - ein optimales Mittel zur Mitarbeiter-Bindung.“

Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe
Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe - © VBV/Richard Tanzer

Wirtschaftsbund

„Ein zentrales Thema, das uns alle betrifft, ist der Abbau unnötiger Bürokratie,“ bringt es Kurt Egger, Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbund, auf den Punkt. „Überregulierung kostet unsere Unternehmen nicht nur Zeit und Geld, sondern hemmt auch Innovationen und das unternehmerische Engagement. Wir setzen uns daher intensiv für eine Vereinfachung der gesetzlichen Rahmenbedingungen ein. Dies bedeutet konkret, Verwaltungsprozesse zu digitalisieren und zu beschleunigen und beim Bürokratie-Dschungel auszusortieren. Durch solche Maßnahmen können wir die Effizienz steigern und unsere Betriebe entlasten.

Die Senkung der Lohnnebenkosten ist für den Wirtschaftsbund ein unabdingbares Muss, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu verbessern. „Zudem braucht es die Einführung eines Vollzeitbonus, um die Vollzeitarbeit attraktiver zu machen. Nur mit einem gezielten Maßnahmenmix kann es uns gelingen, die wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit in Chancen zu verwandeln, um die Wirtschaft anzukurbeln und Österreich als attraktiven Wirtschaftsstandort zu positionieren.“