Great Place to Work : Was macht einen guten Arbeitgeber aus? – Jörg Spreitzer im Interview
Wirtschaftsnachrichten: Herr Spreitzer, der Arbeitsmarkt dreht sich permanent. Arbeitnehmer können sich heute häufig ihren künftigen Arbeitgeber aussuchen und nicht umgekehrt...
Jörg Spreitzer: Das stimmt. Wir haben tatsächlich in vielen Bereichen einen Arbeitnehmer- und keinen Arbeitgebermarkt mehr, wobei es in einigen Branchen bereits wieder Veränderungen gibt.
Angesichts dessen sind Letztere gut beraten, sich als gute Arbeitgeber zu positionieren. Aber was macht eigentlich einen solchen aus?
Spreitzer: Eins vorweg: Die Grundpsychologie der Menschen ändert sich nicht – was sich ändert, sind ihre Bedürfnisse. Laut unserem Modell, das wir vor 30 Jahren entwickelt haben, ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Arbeitgebers Vertrauen. Ganz wichtig ist dieses zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Dieses entsteht aus Glaubwürdigkeit, Respekt und Fairness.
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Mit Glaubwürdigkeit ist wohl gemeint, dass beispielsweise Versprechen eingehalten werden?
Spreitzer: Genau. Aber auch Authentizität, Ehrlichkeit und Kompetenz gehören dazu – und zwar nicht nur in der verbalen, sondern auch der nonverbalen Kommunikation.
Respekt bedeutet, dass man nicht schlecht über andere spricht?
Spreitzer: Das ist nur ein Aspekt. Dafür zu sorgen, dass beispielsweise die körperliche Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleistet ist und Fehler anzuerkennen, gehört ebenfalls dazu. Den Mitarbeitenden ausreichend Mittel zu geben, um die Arbeit gut erledigen zu können, und sich für sie nicht nur als Arbeitskraft, sondern als Person zu interessieren, fällt ebenso darunter. Respekt muss man zeigen und sich verdienen.
Was der GenZ am Arbeitgeber wichtig ist
Und wie definieren Sie Fairness?
Spreitzer: Dass alle Mitarbeiter die Möglichkeit haben, zu wachsen – unabhängig von Alter, Geschlecht etc. Einen guten Arbeitgeber zeichnen aber noch zwei weitere Eigenschaften aus: Dass Mitarbeiter nach innen und außen zeigen, dass sie stolz sind, für ihn zu arbeiten. Und der Teamgeist. Darunter verstehen wir Zusammengehörigkeit, Freundlichkeit und Vertrautheit.
Was davon ist der GenZ, die jetzt als Lehrling beispielsweise in ein Unternehmen eintritt, am wichtigsten?
Spreitzer: Eine glaubwürdige, wertschätzende Führung, eine faire Bezahlung, Spaß und ein guter Teamgeist sowie die Bedeutung und Sinnhaftigkeit der Tätigkeit. Darüber hinaus legt diese Generation viel Wert auf physische und psychische Gesundheit.
Immer wieder ist zu hören und zu lesen, dass die verschiedenen Generationen, die jetzt am Arbeitsmarkt zu finden sind, unterschiedlich ticken. Ist dem so – und wie kann man angesichts unterschiedlicher Ansprüche Generationenkonflikte vermeiden?
Spreitzer: Das Wichtigste ist, man sollte immer das Individuum sehen und nie die Gruppe. Denn es zeigt sich, dass die verschiedenen Generationen meist das Gleiche wollen, aber anders.
Nehmen wir das Beispiel Gesundheit: Sowohl Millennials als auch die GenZ wollen im Job gesund bleiben. Ersterer geht davon aus, dass er dafür selbst sorgen muss, ihm aber das Unternehmen hilft, wenn er etwas braucht. Kündigt sich ein Burnout an, hofft er, dass seine Belastung reduziert wird.
Vertreter der GenZ hingegen setzen voraus, dass der Arbeitgebende für sie mitdenkt, damit sie gesund bleiben – also, dass der Chef erkennt, wenn sie zu viel arbeiten und sogar proaktiv bremst, bevor es zu einem Burnout kommt. Das kann man auf viele Dinge übertragen.