Österreich Export USA : Wie Unternehmen aus Donauraum auf US-Zölle reagieren

Außenansicht auf den Industrie- und Produktionsstandort in Mexiko des oberösterreichischen Spritzgussmaschinenbauers Engel bei blauem Himmel und wehenden Flaggen.

Der oberösterreichische Spritzgussmaschinenbauer Engel eröffnet einen Industrie- und Produktionsstandort in Mexiko. Das Land bietet beste Voraussetzungen für Produktionsunternehmen und qualifizierte Arbeitskräfte, was es zu einem idealen Standort für langfristige Investitionen macht. Darüber hinaus stellen Mexiko und Lateinamerika wichtige und wachsende Märkte für die Spritzgießtechnologie dar. 

- © Engel Group

Mit der Eröffnung eines neuen Produktionsstandortes in Querétaro, Mexiko, stärkt Engel, das oberösterreichische Vorzeigeunternehmen im Spritzgießmaschinenbau, seine Marktpräsenz in Amerika. 

Mit diesem strategischen Schritt baut Engel seine regionalen Fertigungskapazitäten deutlich aus. Ziel ist es, Kunden in Nord- und Südamerika schnellere Lieferzeiten und eine höhere Verfügbarkeit von Spritzgießmaschinen zu bieten.

US-Zölle: Warum sie Niederösterreich und Oberösterreich besonders treffen

Stefan Engleder, CEO der Engel Gruppe: „Die Situation rund um die US-Zölle auf Importe aus Mexiko bleibt unsicher. Einzelne Zölle wurden zuletzt ausgesetzt, andere gelten weiter. Diese Dynamik stellt für international tätige Industrieunternehmen eine Herausforderung dar. Für Engel bedeutet das: Flexibilität ist gefragt.“

Das Unternehmen wird am neuen Standort die Baureihen e-mac (vollelektrische Kleinmaschine) und WINTEC t-win (hydraulische Zweiplatten-Großmaschine) sowie kundenspezifische Automatisierungslösungen fertigen. 

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Engels strategische Investition für die Zukunft

„Unser Werk in Mexiko bedient zuverlässig den lokalen Markt sowie Latein- und Südamerika –der direkte Einfluss der US-Zölle auf unser Geschäft bleibt dadurch begrenzt. Mit unserem globalen Produktionsnetzwerk können wir auf handelspolitische Veränderungen reagieren.“

Bei dieser Investition geht es nicht nur um die Erweiterung der Produktionsstätte Engel Machinery Mexico, sondern auch um die Stärkung der Kompetenz und Präsenz der Engel Gruppe am lokalen Markt.

„Klare und verlässliche Rahmenbedingungen sind und bleiben jedoch eine Grundvoraussetzung für Investitionsentscheidungen. Deshalb beobachten wir die Entwicklungen sehr genau und passen unsere Strategie laufend an.“  

Stefan Engleder, CEO von Engel, Unternehmen im Spritzgießmaschinenbau
Stefan Engleder, CEO von Engel, Unternehmen im Spritzgießmaschinenbau, sieht das neue Werk im Produktionsstandort Mexiko als „einen wichtigen Schritt für unsere weitere Expansion in Nord- und Südamerika.“ - © Engel Gruppe

Brauereien von Zöllen verunsichert

Die Ankündigung von 25 Prozent-Zöllen auf alle US-Bierimporte ließ die Braubranche aufhorchen. Eine solche Maßnahme wäre auch ein erheblicher Schlag für Bierexporte aus Österreich

Laut US-Statistikamt wurde im Jahr 2024 Bier im Wert von mehr als 7,5 Milliarden Dollar, das sind 6,95 Milliarden Euro, eingeführt. Die mit Abstand meisten Importe kamen dabei aus Mexiko mit 6,3 Milliarden Dollar. Aber auch Österreich exportiert über den Atlantik.    

Seit 1681 wird in Eggenberg Bier gebraut. Der Familienbetrieb Schloss Eggenberg in achter Generation kombiniert historisches Ambiente mit moderner Technik. Im Salzkammergut tief verwurzelt, hat die Privatbrauerei entsprechende Bedeutung für die Region.  

„Wir exportieren seit Jahren eine ganze Reihe von Bieren in die USA – von Spezialbieren wie dem Samichlaus bis hin zu typisch österreichischen Sorten wie unserem Hopfenkönig“, berichtet Hubert Stöhr, Geschäftsführer und Eigentümer der oberösterreichischen Brauerei Schloss Eggenberg. 

„Der derzeitige Zollsatz von zehn Prozent ist, je nach Preissegment, noch verkraftbar. Weitaus problematischer ist jedoch die Unsicherheit auf Seiten der US-Importeure, die zu Zurückhaltung bei den Bestellmengen führt. Hinzu kommt ein weiterer Faktor: In stark exportorientierten Bier-Ländern wie Deutschland versuchen Großbrauereien ihre rückläufigen Exportvolumen in anderen Märkten zu kompensieren – was zu einem erheblichen Preisdruck führt.“ 

  • Winzerin Tina Netzl aus Göttlesbrunn/Carnuntum mit Weinflasche vor großen Weinfässern
    „Wir werden aber alles tun, um unsere Partner zu unterstützen und den hart erarbeiteten Marktanteil zu halten.“

    Winzerin Tina Netzl aus Göttlesbrunn/Carnuntum

Winzer suchen neue Wege

Im Herzen des niederösterreichischen Carnuntums vinifiziert der Familienbetrieb Weingut Franz und Christine Netzl Weine aus den eigenen Gärten rund um Göttlesbrunn. Wie wichtig der US-Markt für das mittelständische Unternehmen ist, weiß Winzerin Tina Netzl. 

„Etwa ein Drittel unserer Produktion geht in die USA. Wir haben über 20 Jahre lang intensiv Zeit und Geld in den US-Markt investiert – durch Reisen, Veranstaltungen, Mustersendungen und den engen Austausch mit unseren Partnern. Damals war österreichischer Wein dort kaum bekannt, heute sind österreichische Weißweine gut etabliert und auch Rotweine gewinnen an Aufmerksamkeit, vor allem durch die Veränderung des Marktes hin zu etwas frischeren und saftigeren Rotweinen.“ 

Die vergangenen Monate waren jedoch für heimische Winzer turbulent, daher herrscht Verunsicherung bei allen Beteiligten. 

„Moderate Zölle wären verkraftbar, etwa durch längere Zahlungsziele für unsere Kunden.“ Wichtig wäre der Winzerin, „dass die Zölle nicht überproportional durch Margensteigerungen weitergegeben werden. Bei sehr hohen Zöllen geraten wir allerdings an unsere Grenzen“. 

Netzl arbeitet ausschließlich mit Importeuren. „Unser Weingut ist zu klein für eigene Importe. Der US-Markt ist extrem reguliert, das kann und will ich als Winzerin nicht stemmen. Zölle treffen auch unsere Partner, und wir versuchen gemeinsam, die Auswirkungen so gut wie möglich abzufedern. Den US-Markt möchte und kann ich nicht verlieren und ich werde versuchen, alles zu tun, was möglich ist, aber leider liegt das nicht in meiner Hand.“ 

Wien: Pharma von Zöllen ausgenommen

„Export ist für Wien ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor,“ sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien. Seit 2020 haben sich Wiens Exporte in die USA mehr als verdoppelt. Wien exportiert pro Jahr Waren für rund 2,76 Milliarden Euro in die USA, das sind 8,8 Prozent des gesamten Wiener Exportvolumens.  

„Mit einem Anteil von über 60 Prozent sind pharmazeutische Produkte dabei die größte Warengruppe. Wobei es derzeit danach aussieht, dass Medikamente von den US-Zöllen ausgenommen sind,“ sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien. 

„Die Zollpolitik der USA erhöht die Unsicherheit – auch international. Umso wichtiger ist es, dass Europa einen gemeinschaftlichen Weg geht und geschlossen agiert. China wird zudem ein Interesse haben, im Wettstreit mit den USA den Absatzmarkt Europa aufrecht zu halten. Daher muss man einzelstaatlichen Verlockungen widerstehen,“ meint der WKW-Chef. 

Wienerberger lokal für lokal

„Als international tätiger Konzern mit über 200 Standorten weltweit ist Wienerberger zwar global aufgestellt, verfolgt jedoch konsequent ein lokales Geschäftsmodell“, betont Claudia Hajdinyak, Head of Corporate Communications von Wienerberger, Österreichs bekanntestem Ziegelproduzenten mit Hauptsitz in Wien. 

„Wir produzieren lokal und verkaufen lokal. Da wir keine Produkte in die USA exportieren oder von dort beziehen, erwarten wir keine Auswirkungen durch die US-Zölle.“  

Manner nimmt es gelassen

Die Firma Josef Manner & Comp AG ist Spezialist für Waffeln, Dragees und Schaumzuckerwaren und ein heute schon selten gewordenes Beispiel eines erfolgreichen österreichischen Unternehmens, das sich seit der Gründung zum Großteil noch immer in Familienbesitz befindet. 

Die beliebten Süßwarenprodukte werden in mehr als 50 europäische und außereuropäische Länder exportiert. 

An den zwei Standorten, dem Stammwerk in Wien im 17. Bezirk und dem Zweigwerk Wolkersdorf in Niederösterreich, sind etwa 700 MitarbeiterInnen beschäftigt. Hier werden die Produkte der Marken Manner, Casali, Napoli, Ildefonso und Victor Schmidt produziert. Im Geschäftsjahr 2018 betrug der Umsatz der Josef Manner & Comp AG 209,9 Millionen Euro. 

„Die möglichen Zölle auf EU-Produkte haben für Manner keine spürbaren Auswirkungen, da unser Geschäft in den USA nur einen sehr kleinen Anteil ausmacht“, berichtet Manner- Marketingchefin Karin Steinhart. „Zwar werden einige Produkte aus unserem Sortiment auch in die USA exportiert, doch die Mengen sind vergleichsweise gering.“ 

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