Kärnten und die Steiermark News : Standortpolitik in 42 Minuten
In wenigen Jahren wird man mit der neuen Koralmbahn von Graz nach Klagenfurt nur mehr 42 Minuten unterwegs sein. Damit ist man von aus Graz schneller in der Kärtner Landeshauptstadt als in so mancher steirischen Bezirkshauptstadt wie etwa Judenburg, Liezen oder Hartberg.
Mit dem Ausbau der Koralmbahn hat Landespolitik beider Bundesländer vor Jahren bereits eine absolut weitsichtige Entscheidung getroffen, deren Potenzial für den Wirtschaftsstandort man bereits jetzt erkennen kann. Entlang der Süd-Achse sind zahlreiche Wirtschaftscluster entstanden, die vor allem Hightech-Betriebe magnetisch anziehen. Die Verkürzung der Fahrzeit zwischen den beiden Landeshauptstädten bedeute, dass die zentralen Wirtschaftsräume in Kärnten und der Steiermark zusammenwachsen und der Süden Österreichs zu einer Wirtschaftsregion von europäischem Format wird. Gemessen am Brutto-Regionalprodukt (BRP), also dem Anteil der Bundesländer am österreichischen BIP, bilden Kärnten und die Steiermark bereits heute die zweitgrößte Wirtschaftsregion Österreichs nach Wien. Und alle Indikatoren zeigen, es ist noch viel mehr möglich, wenn die Politik in der Standortentwicklung in den nächsten Jahren die Weichen richtig stellt.
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Der Politik kommt eine ganz wesentliche Rolle zu – die des Türöffners, der auch Rahmenbedingungen gestaltet. Das Vertrauen in und die Verlässlichkeit auf die Politik und die damit verbundene Stabilität ist ein bestimmender Faktor.
Peter Kaiser, Landeshauptmann von Kärnten
Zwei Bundesländer ziehen an einem Strang
Die wirtschaftlichen Kooperationen zwischen Kärnten und der Steiermark haben sich in den letzten Jahren massiv intensiviert. Zahlreiche Cluster-Initiativen sind entstanden. Kooperiert wird vor allem in der Forschung und dieses Engagement beider Bundesländer trägt auch Früchte. Der Süden Österreichs ist zu einem neuen europäischen Silicon Valley herangewachsen. Hightech-Betriebe, wie Halbleiterhersteller, Robotik-Firmen oder Biotech-Unternehmen haben sich verstärkt angesiedelt. „Als Verantwortungsträger haben wir in Kärnten und der Steiermark das enorme Zukunftspotenzial für unsere beiden Bundesländer erkannt, das in gemeinsamen Kooperationen und in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum Süd liegt“, bekennt sich der Kärntner Landeshauptmann, Peter Kaiser, zur bundesländerübergreifenden Synergie.
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„Mit Kooperationen wie beispielsweise mit dem Joanneum Research, den Silicon Austria Labs, dem Digital Innovation Hub Süd, dem Green Tech Cluster, dem Silicon Alps Cluster sind wir bereits dabei, diese Potenziale zu heben. Indem wir unsere Stärken bündeln haben wir die Chance, gemeinsam im europäischen und internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein“, ist Kaiser zudem überzeugt.
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Wir vom Silicon-Alps-Cluster brauchen wir uns vor dem Vergleich mit unserem großen Namensvetter im Westen der USA nicht scheuen.
Robert Gfrerer, Geschäftsführer Silicon-Alps-Cluster
Synergie durch Cluster-Effekte
Bernhard Puttinger, Geschäftsführer des Green-Tech-Clusters, bezeichnet Kärnten und die Steiermark als Green-Tech-Valley und als Technologie-Hotspot für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft. „Die Erfolgsgeschichte fußt auf dem politischen Willen, gemeinsam mehr bewegen zu können“, fasst Puttinger zusammen. Ein wesentliches Kriterium, damit eine solche Cluster-Region überhaupt funktioniert, ist die Personenmobilität, wie Puttinger ebenfalls zu berichten weiß: „Die starke Personenmobilität zwischen der Steiermark und Kärnten in Bezug auf Studium, Job und Leben hat die Zusammenarbeit erst ermöglicht.“ Das unterstreicht, wie wichtig für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik auch der Ausbau von Infrastruktur ist. Stichwort Koralmbahn.
Eine weitere Erfolgsgeschichte weiß auch Robert Gfrerer, Geschäftsführer des Silicon-Alps-Cluster, zu berichten. „Am 26. April 2016 wurde im Motorhotel „Oldtimer“ auf der Pack, der Grenze zwischen der Steiermark und Kärnten, das Unternehmenskonzept und damit die Zukunft des Silicon Alps Clusters finalisiert“, berichtet Gfrerer, der an diesem symbolischen Treffen damals selbst dabei war. Die Bedingungen für eine Clusterregion waren günstig. Während der Corona-Krise erfuhr der Standort zudem eine enorme Aufwertung, weil plötzlich alle die Abhängigkeit bei Halbleiter und Co. von China erkannt haben. „Viele Unternehmen – so wie der Cluster selbst – haben Standorte in der Steiermark und in Kärnten und können sich des Arbeitsmarkts in beiden Bundesländern perfekt bedienen“, betont Gfrerer. Großinvestitionen wie von Infineon Technologies Austria AG in Villach oder von AT&S in Leoben bezeugen die Attraktivität des Standorts.
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Das Green Tech Valley zieht magnetartig an und ist der Technologie-Hotspot für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft.
Bernhard Puttinger, Geschäftsführer Green-Tech-Cluster
Silicon Valley im Süden
Dass Kärnten und die Steiermark zu einem europäischen Silicon Valley geworden sind, ist nicht nur frommer Wunsch von Politik und Wirtschaft, sondern wird inzwischen auch durch harte Zahlen und Fakten unterstrichen. 80 Prozent des Umsatzes der österreichischen Elektronikindustrie wird durch Unternehmen in Kärnten und der Steiermark erwirtschaftet, berichtet Gfrerer vom Silicon-Alps-Cluster. Dies hat auch zu einem enorm breiten Bildungsangebot auf höchstem Niveau an den Fachhochschulden und Universitäten geführt. Forschungseinrichten wie die Silicon Austria Labs und das Joanneum Research kooperieren mit Unternehmen auf internationalen Spitzenlevel und ziehen Spezialistinnen und Spezialisten aus der ganzen Welt an. Mit 67.000 Beschäftigten ist die Elektronikindustrie aktuell der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber in Österreich mit einem Jahresumsatz von rund 17 Milliarden Euro.
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„Unter dem Dach des Silicon Alps Clusters vereinen wir derzeit rund 125 Partner. Mit fast 70 Prozent Klein- und Mittelunternehmen (und davon 43 Prozent Start-ups) sieht man schon, wo der Fokus des Clusters liegt“, betont Gfrerer die Bedeutung solcher Cluster-Projekte für den Mittelstand. Auch beim Green-Tech-Cluster kann Bernhard Puttinger von erstaunlichen Erfolgen zu berichten. Aktuell werden bereits 20% des weltweiten Ökostroms mit Technologien aus dem Green Tech Valley im Süden Österreichs erzeugt. Das erzeugt enorme internationale Aufmerksamkeit.
„Das Green Tech Valley zieht magnetartig an, nicht zuletzt auch internationale Medien. So drehte der amerikanische TV-Sender CNN im Valley und warf einen Blick auf die Innovationskraft beim Ausstieg aus fossilen Energien für die Stromerzeugung. Auch die Financial Times interessierten sich dafür, wie das Green Tech Valley als Vorzeigeregion wirkt. Die deutsche WirtschaftsWoche beleuchtet den Standort und sein Können ebenfalls“, berichtet Puttinger.
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Der Zeitpunkt und die Zukunftschancen sind generell günstig, um zu den Top-Technologieregionen Europas wie etwa Silicon Saxony in Deutschland aufzusteigen.
Sabine Herlitschka, Vizepräsidentin IV Kärnten und Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG
Was braucht erfolgreiche Standortpolitik?
Cluster-Projekte sind nur ein Teil einer erfolgreichen Standortpolitik. Dazu gehört im 21. Jahrhundert noch mehr. Nicht nur Netzwerkorganisationen, Forschungseinrichtungen, Förderungen und Ausbildungsstätten braucht es, sondern auch Unternehmerinnen und Unternehmer, die das Potenzial eines Standortes erkennen und bereit sind, zu investieren. Eine, die es wissen muss, ist Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG und Vizepräsidentin der Industrieellenvereinigung Kärnten. Unter Ihrer Federführung investierte Infineon kürzlich 1,6 Milliarden Euro in die Erweiterung des Chipwerks in Villach. Eine Investition mit Voraussicht, die sich nun hinsichtlich des weltweiten Chipmangels infolge der Covid-19-Pandemie bezahlt macht. Ausschlaggebend für diese Investition waren laut Herlitschka mehrere Faktoren.
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Einerseits das bereits bestehende Know-how der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Villach, andererseits das attraktive Umfeld an Betrieben, Bildungs- und Forschungsinstitutionen, das den Süden Österreichs als Technologie-Hotspot interessant macht. „Ein solches Umfeld, auch mit den innovativen Kooperationen und Clustern in Kärnten und der Steiermark wie zum Beispiel Silicon Alps, treibt die Bekanntheit und damit auch Standortqualität in diesem Stärkefeld“, so Herlitschka. Das Engagement aller Player und die Kombination aus Lebens- und Standortqualität, einzigartigen Bildungs- und Forschungsmöglichkeiten sowie Unternehmen, die attraktive Jobs bieten, sei entscheidend, meint Herlitschka weiter.
Lebensqualität als Trumpf
Früher beschränkte sich Standortpolitik oft nur auf das Gewähren von Förderungen oder Steuererleichterungen, um Betriebe anzuziehen. Das ist heute bei weitem nicht mehr ausreichend. Lebensqualität und Infrastruktur nehmen an Bedeutung enorm zu. „Die räumliche Lage eines Unternehmens beispielsweise in einem sicheren und lebenswerten Umfeld ist natürlich ein wichtiger Faktor.
Dazu braucht es aber breitflächiger entsprechende Infrastruktur: Erreichbarkeit, Breitband, Internationale Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, aber auch Relocation-Services für die internationalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, flexible Arbeitszeitmodelle, Jobs für Partner etc“, weiß Herlitschka von einer ganzen Palette an bedeutenden Standortfaktoren zu berichten. Außerdem müsse noch an ergänzenden Faktoren gearbeitet werden, wie etwa einem urbaneren Umfeld, das sich gerade jüngere High Potentials wünschen. Besonders für diese seien zudem „Jobs mit Sinn“, also mit der Möglichkeit, einen echten Beitrag zu gesellschaftlichen Herausforderungen zu leisten, heute ein entscheidender Faktor, so Herlitschka weiter. Hier biete die Hightechbranche beste Chancen.
Es braucht also nicht nur gute Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten, sondern auch ein attraktives Lebensumfeld, das die besten Köpfe aus aller Welt anzieht. Dafür braucht es auch perfekte Bedingungen für deren Familien. Kärnten und die Steiermark haben sich bei Hightech-Fachkräften aus der ganzen Welt bereits zum Insider-Tip entwickelt. Nicht nur über Graz schwärmen die Expets, sondern auch über die Landschaft in Kärnten. Standortpolitik wird heute zentral über die Schaffung von Lebensqualität betrieben. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass große Konzerne, die vor Jahren an unattraktiven Standorten ihre Headquarters errichtet haben, nur aus Kostenspargründen, heute die größten Probleme haben, um qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. Passt das Lebensumfeld nicht, kriegt man heute nicht mehr die besten Leute.
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Wir müssen unsere hohe Qualität des Lebens und das attraktive Arbeitsumfeld stärker international positionieren. Auch müssen wir noch stärker erzählen, welchen wichtigen Beitrag die Industrie zur Lösung der Klimafragen leistet.
Stefan Stolitzka, Präsident der IV-Steiermark
Standortmarketing gewinnt an Bedeutung
Damit aber internationale Unternehmen auch von den Vorzügen einer Region erfahren, braucht es auch ein entsprechendes Marketing. Kärnten hat dazu ein eigenes Standortmarketing ins Leben gerufen. Die Steiermark wird demnächst nachziehen. „Mit unserer Standortmarke „Kärnten. It´s my life“ machen wir international darauf aufmerksam, dass Kärnten einfach alles bietet, um erfolgreich zu sein – egal ob als Unternehmer, als Investor oder als Arbeitskraft mit seiner Familie“, erläutert Landeshauptmann Peter Kaiser den Gedanken dahinter.
Standortmarketing sei daher wichtig, um auf der internationalen Landkarte sichtbar zu sein und wahrgenommen zu werden. „Wir können es uns einfach nicht leisten darauf zu verzichten, wenn wir nicht nur unseren Wohlstand, sondern auch unseren Kindern und Enkelkindern die bestmöglichen Zukunftsaussichten geben wollen, damit sie sich ihre Träume auch in ihrer Heimat Kärnten erfüllen können“, so Kaiser.
Die Bedeutung von Standortmarketing unterstreicht auch Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark. „Wir alle stehen im Wettbewerb um die besten Köpfe. Aber auch in Sachen Betriebsansiedlungen und Investitionen ist es wesentlich, wie sich ein Standort präsentiert. Auf ein Standortmarketing im umfassenden Sinn, also bezogen auf die Lebensqualität, die Karrieremöglichkeiten und die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes zu bauen, ist unverzichtbar im Wettbewerb um die besten Köpf der Welt. In der Steiermark werden hierfür gerade neue Strukturen geschaffen – eine Entwicklung die wir als Industrie angeregt haben und sehr begrüßen“, resümiert Stolitzka.
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Für den Hafen Koper ist das CCG mittlerweile der wichtigste Hinterland-Hub mit steigender Bedeutung. Der Stopp des notwendigen Ausbaus der A9 durch die Infrastrukturministerin ist unter Berücksichtigung objektiver Fakten eine klare Fehlentscheidung.
Franz Glanz, Geschäftsführer CCG
Nichts geht ohne Logistik-Infrastruktur
Dass aber ein Standort wesentlich durch seine Infrastruktur bestimmt wird, wurde bereits mit dem Beispiel der Koralmbahn verdeutlicht. Die Verkürzung der Fahrzeit zwischen Klagenfurt und Graz erhöht die Personenmobilität und steiget somit den Einzugsbereich verfügbarer Arbeitskräfte an einem Standort. „Ich vergleiche dieses Jahrhundertprojekt gerne mit der Öresund-Brücke, die auch zwei Regionen näher zueinander geführt hat. Daraus hat sich letztlich ein gemeinsamer, sich hervorragend entwickelnder Wirtschaftsraum ergeben“, zieht Stefan Stolitzka einen passenden Vergleich mit jener Brücke, die Schweden und Dänemark seit dem Jahr 2000 verbindet und für einen wirtschaftlichen Boost gesorgt hat.
„Infrastrukturprojekte wie der Koralmtunnel oder auch der Semmering-Basistunnel und der neue Bosruck-Tunnel, den wir bis 2040 realisieren müssen, entscheiden darüber, ob wir im Zentrum oder im Abseits wirtschaftlicher Entwicklungen stehen“, mahnt Stolitzka weitere Bemühungen ein. Steiermark und Kärnten werden durch den Bahnausbau zu einer zentralen Schnittstelle im europäischen Logistiknetz.
Mit der Koralmbahn werden die Wirtschaftsräume in Herzen Europas von West nach Ost und Nord nach Süd optimal verbunden. Drehscheiben sind dabei das Cargo Center Graz (CCG) und das Logistik-Center-Austria Süd (LCA Süd) bei Villach. Logistikkapazitäten bedeuten für Unternehmen die Anbindung an die Weltmärkte und sind gerade für Kärnten und die Steiermark, die beide hohe Exportquoten aufweisen, unerlässlich.
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Für Franz Glanz, Geschäftsführer des CCG, ist der weitere Ausbau der Transportwege daher ein Gebot der Stunde. „Die derzeitige Situation Güterzüge über Neumarkter-Sattel oder via ein „Drittland Slowenien“ zu führen, bedeutet in der Praxis enorme Konkurrenznachteile gegenüber dem Lkw – daher profitiert der international ausgerichtete Güterverkehr durch die Fertigstellung von Koralmtunnel“, berichtete Glanz. Dass die Politik dabei auf ein optimales Zusammenspiel von unterschiedlichen Verkehrsarten achten muss, unterstreicht Julia Feinig-Freunschlag, Geschäftsführerin beim LCA Süd und betont dabei auch den Klimaschutz: „Güter müssen bewegt werden, per Straße, Bahn, Schiff oder Luft.
In Zeiten der Pandemie gibt es sogar ein verstärktes Aufkommen und Transporte müssen schnell und zuverlässig funktionieren. Industrieunternehmen transportieren ihre benötigten Rohstoffe beispielsweise aus Asien bevorzugt per Schiff und dann am Landweg weiter per LKW oder Bahn. Für die letzte Meile – vom Güterterminal zum Kunden- ist der LKW jedenfalls der wichtigste Verkehrsträger. Das Ziel der Transport- und Logistikwirtschaft muss es aber sein, diesen sogenannten Nachlauf klimafreundlicher zu gestalten, etwa durch den Einsatz von elektrischen bzw. wasserstoffbetriebenen Transportfahrzeugen.“
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Für die letzte Meile – vom Güterterminal zum Kunden – ist der Lkw jedenfalls der wichtigste Verkehrsträger. Ziel muss sein, diesen klimafreundlicher zu gestalten.
Julia Feinig-Freunschlag, Geschäftsführerin LCA Süd
Investitionen in die Zukunft
Logistikhubs wie das CCG oder das LCA Süd sind von zentraler Bedeutung für einen Wirtschaftsstandort. Das CCG verbindet die Region mit den wichtigen Adriahäfen in Koper und Triest. Das LCA Süd garantiert die Anbindung an die wichtigen Wirtschaftsräume Oberitaliens. In den nächsten Jahren haben die ÖBB maßgebliche Investitionen in den Terminalstandort Fürnitz geplant, welche auch bereits im aktuellen ÖBB-Rahmenplan abgebildet sind. „Unser Ziel ist es, mit dem Terminalstandort in Fürnitz, einen international sichtbaren Güterterminal zu etablieren, der sich zudem positiv auf den Schienengüterverkehr in der gesamten Alpe-Adria-Region auswirkt“, berichtet Feinig-Freunschlag.
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Auch südlich von Graz wird investiert. Das Land Steiermark ist Ende Jänner 2022 mit 50 Prozent bei der CCG eingestiegen und will den Terminal ausbauen. „Mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn wird der Schienengüterverkehr bei uns in der Steiermark auf ein neues Level gehoben. Das Volumen der Warenströme wird massiv steigen. Nur durch den Ausbau des Terminals als Drehscheibe für den Güterverkehr im Steirischen Zentralraum kann eine klimaschonende Versorgung des Wirtschaftsstandortes garantiert werden“, bekräftigt der steirische Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer, die Ambitionen des Landes. Der Terminal ist einerseits wirtschaftlicher Impulsgeber für die Region mit ca. 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Standortfirmen. Auch die Standortrahmenbedingungen sind aufgrund der direkten Anbindung an den Baltisch-Adriatischen Korridor und des im aktuellen Vorschlag der Europäischen Kommission befindlichen Westbalkan-Korridors optimal.
Das Cargo Center Graz liegt im Kreuzungspunkt der beiden hochrangigen Europäischen Verkehrskorridore in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung sowohl im hochrangigen Straßennetz als auch bei den Schienenstrecken. Dass dabei eine Kombination von Straße und Schiene wichtig ist, betont Franz Glanz. Denn selbst wenn der Fokus auf einer Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene liegt, braucht es ausreichend Kapazitäten auf den Straßen, damit die regionale Wirtschaft per Lkw die Waren zu den Umschlagsknoten anliefern kann.
„Die Kombination Straße – Schiene ist in Europa überall wichtig, aber die Infrastrukturrahmenbedingungen des CCG für unsere Region sind vielerorts nicht gegeben. Es besteht ein Nachholbedarf, der leider nur langfristig abzubauen ist“, so Glanz, der auch deutlich Kritik an der jüngsten Entscheidung aus Wien übt, den Ausbau der A9 südlich von Graz auf drei Autobahnspuren, abzusagen. „Der Stop des notwendigen Ausbaus der A9 durch die Infrastrukturministerin ist unter Berücksichtigung objektiver Fakten eine klare Fehlentscheidung. A2 und A9 sind im Großraum Graz nach Norden bis Gratkorn, nach Osten bis Gleisdorf und nach Westen bis auf die Pack dreispurig ausgebaut. Die dynamischste Entwicklung findet in den nächsten Jahrzehnten im Süden statt – mehr ist dazu nicht ausführen“, findet Glanz deutliche Worte.
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Mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn wird der Schienengüterverkehr bei uns in der Steiermark auf ein neues Level gehoben. Nur durch den Ausbau des Terminals am CCG kann eine klimaschonende Versorgung des Wirtschaftsstandortes garantiert werden.
Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann der Steiermark
Wien auf der Bremse
Dass Wien die infrastrukturelle Entwicklung im Süden immer wieder etwas bremst, darauf wurde von mehreren Stellen schon öfters hingewiesen. Die Potenziale der Süd-Achse hat man in der Bundeshauptstadt offenbar noch nicht so klar verstanden, wie in Graz oder Klagenfurt. Vielleicht schwebt auch etwas Konkurrenzdenken mit, der Standort Wien könnte an Attraktivität verlieren. Die Landespolitik in Kärnten und der Steiermark musste in der Vergangenheit jedenfalls immer vehement um Infrastrukturprojekte werben. Oft wird dann von Seiten des Bundes nur halbherzig geplant, wie es beispielsweise zunächst bei der Koralmbahn der Fall war. Anfänglich sah die Planung nur eine einfache Gleisführung im Süden von Graz vor.
Aktuell ist der Stopp des Ausbaus der A9 südlich von Graz erneuter Stein des Anstoßes. Dass ausgerechnet im Süden von Graz keine dreispurige Autobahn kommen soll, konterkariert den Ausbau des Schienen-Güterverkehrs und somit den Klimaschutz. „Das CCG trägt natürlich zu einer punktuellen Verkehrsverdichtung bei, deswegen siedeln sich ja große Logistikbetriebe bei uns an. Damit wird die logistische „Zersiedlung“ verhindert, Transportwege werden kürzer und das ist umweltpolitisch sinnvoll – bewusst Stau zu produzieren führt zu ökologisch gegenteiligen und negativen Effekten. Dieser Prozess wird durch die Verdoppelung der Terminalkapazitäten bis 2025 sehr verstärkt“, erklärt Franz Glanz vom CCG mit deutlichen Worten, warum es auch den Ausbau der Straße braucht.
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Die Süd-Achse hat bedeutendes Potenzial als Standort für Hightech-Industrien und Forschungseinrichtungen, die einen wesentlichen „weltweiten“ Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wenn die Politik hier nicht ganzheitlich und vorausschauend denkt, dann verschenkt man eine einmalige Chance. Nicht nur für Wohlstand und Arbeitsplätze, sondern auch in der Klimapolitik. Erneuerbare Energien, alternative Antriebe, Digitalisierung und Klimaschutzinnovationen Made in Austria zu fördern, ist besser als kurzsichtige Verhinderungshaltungen. Es braucht jetzt ein Bekenntnis zum Standort auch von der Bundespolitik.
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