Austrian Health Forum 2025 : Austrian Health Forum 2025: Weichenstellung für die Zukunft des Gesundheitssystems Österreichs

Beim Austrian Health Forum 2025 in Schladming wurden Strategien für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung in Österreich behandelt.
- © AHFBeim Austrian Health Forum 2025 in Schladming wurden Strategien für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung in Österreich behandelt.
Unter dem Leitthema „Gesundheit – Wer macht den Job?“ diskutierten rund 400 Entscheidungsträger:innen und Vordenker:innen über künftige Herausforderungen im österreichischen Gesundheitssystem.
Ein zentrales Ergebnis: ein gemeinsam entwickeltes Zielbild, das zum Abschluss des Kongresses von AHF-Gründer Christoph Hörhan präsentiert wurde.
Hörhan verwies in seiner Zusammenfassung auf den akuten Handlungsbedarf. Angesichts der angespannten finanziellen Lage und des zunehmenden Fachkräftemangels sei es notwendig, mutige Konzepte endlich umzusetzen.
„Es geht nicht nur darum, bestehende Systeme neu zu denken, sondern auch mit Entschlossenheit und Tempo zu handeln“, so Hörhan.
Ambulante Angebote und Technologieeinsatz – was getan werden muss
Volker Knestel vom NÖ Gesundheits- und Sozialfonds wies auf strukturelle Defizite im vollstationären Bereich hin. Ambulante Angebote müssten ausgebaut werden, um effizienter zu wirtschaften.
„Wir machen nach wie vor Doppel- und Mehrfachuntersuchungen. Auch das verbraucht Ressourcen und führt dazu, dass dem Gesundheitspersonal Zeit fehlt, die man besser einsetzen könnte", so Knestel.
Unterstützung dafür kommt auch von Herwig Ostermann, Geschäftsführer von Gesundheit Österreich, der für einen gezielten Technologieeinsatz plädiert. Dieser könne "auch dazu beitragen, dass sich Tätigkeiten in den Gesundheitsberufen neu – und integrativer – organisieren lassen.“
Michael Zettel von Accenture Österreich hob die Rolle internationaler Vorbilder hervor. Länder wie Frankreich oder Spanien hätten solche Lösungen bereits etabliert – Österreich müsse den Anschluss schaffen. „Technologie und Robotik können unser Produktivitätsproblem im Gesundheitssektor bereits lösen.
So war auch die Präsentation des Systems „da Vinci Single Port“ ein Highlight der Veranstaltung. Gesundheitsministerin Korinna Schumann nutzte die Gelegenheit und testete die roboterassistierte Chirurgie persönlich – ein symbolischer Schritt in Richtung technologischem Fortschritt.
Produktiveres Gesundheitswesen durch Technik
Peter McDonald, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), betonte die Notwendigkeit, das Gesundheitswesen produktiver zu gestalten. Durch den demografischen Wandel werde der medizinische Bedarf deutlich steigen.
„Wir kennen die Zukunft bereits: Mehr geburtenstarke Jahrgänge über 65 werden einen weit höheren medizinischen Bedarf mit sich bringen und wir werden durch den medizinischen Fortschritt mehr leisten können", so McDonald.
Produktivität, Technologieeinsatz und eine neue Verantwortungskultur seien zentrale Antworten, um Spitzenmedizin auf e-Card auch künftig zu ermöglichen.
"Dafür benötigt es jedoch die entsprechende Akzeptanz in der Bevölkerung", meint McDonald. "Nicht zuletzt werden wir alle mehr arbeiten müssen und nicht weniger.“
Auch Public-Health-Experte Sebastian Mörth betonte, dass Technik kein Widerspruch zur Menschlichkeit sei – im Gegenteil: KI, Telemedizin und Medizintechnik könnten helfen, Versorgungslücken zu schließen.
Patientenbeteiligung gesetzlich absichern, Apotheken als Drehscheiben
Auch die Perspektive der Patient:innen wurde eingebracht. Angelika Widhalm vom Bundesverband Selbsthilfe Österreich forderte ein Patientenbeteiligungsgesetz, das Mitsprache und Finanzierung absichert.
Selbsthilfegruppen seien seit Jahrzehnten unverzichtbare Akteure – ihre Erfahrung müsse stärker in Entscheidungsprozesse einfließen.
Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, möchte Apotheken stärker in die Patientensteuerung einbinden. Mit über 1.470 Standorten seien sie flächendeckend präsent und jederzeit erreichbar – sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum.
Fachkräftemangel: Ursachen, Lösungsansätze und gesellschaftliche Erwartungen
Zahlreiche Beiträge thematisierten auch den sich zuspitzenden Personalmangel. Thomas Szekeres, Ehrenpräsident der Wiener Ärztekammer, machte Veränderungen in der Arbeitswelt mitverantwortlich. Die heutigen Rahmenbedingungen erschwerten die Besetzung offener Stellen – trotz gestiegener Absolvent:innenzahlen.
Meinhild Hausreither aus dem Gesundheitsministerium betonte die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit, um die Versorgungsqualität langfristig zu sichern. Arno Melitopulos (ÖGK) plädierte dafür, die Gesundheitsberufe stärker in die öffentliche Debatte einzubinden.
Elisabeth Potzmann, Präsidentin des ÖGKV, kritisierte strukturelle Trennungen zwischen Gesundheit und Pflege, die Versorgung erschwerten. 80 % der Bewohner:innen in Altenheimen hätten Schmerzen – ein Zustand, der dringend geändert werden müsse.