Automotive : MAGNA streicht weitere 200 Stellen

Produktion bei Magna in der Steiermark: Der Verbrennungsmotor sichert aktuell noch Jobs in der Automobilbranche.

Weitere Stellenstreichungen bei MAGNA belasten den Standort Graz.

- © dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

Für die steirische Autobranche überschlagen sich heute die Nachrichten. MAGNA Powertrain meldet die Streichung von 200 Stellen am Standort Lannach (westlich von Graz) und laut Insiderkreisen solle ein weiterer Stellenabbau bevorstehen. Gleichzeitig wurde der Sanierungsplan von Fisker bestätigt. Der kalifornische E-Autobauer Fisker wollte in Graz bei MAGNA eine Großproduktion von Elektrofahrzeugen aufziehen. Daraus wurde nichts und Fisker ging im vergangenen Jahr insolvent. Seither kämpft MAGNA mit Auftragsausfällen, denn kurz darauf zog auch der Hersteller Ineos einen lukrativen Auftrag für E-Geländewagen zurück.

Große Herausforderungen bei MAGNA

Magna steht vor weiteren Herausforderungen: Jaguar wird heuer in Graz zwei Modelle - ein Elektroauto und einen Verbrenner - nicht mehr produzieren lassen. Zudem hat das englische Start-up Ineos einen Auftrag zur Fahrzeugproduktion zurückgezogen. Eine englische Luxus-Automarke plant jedoch, ab dem Jahr 2027 ihre Fahrzeuge in Graz fertigen zu lassen. Zudem lässt BMW nach einer Rückrufaktion wegen Bremsproblemen Autos in Graz nachbessern. Weiters wird Magna nachgesagt, sich um den chinesischen Elektroautobauer Geely zu bemühen - der ist bereits Partner und Anteilseigner von Daimler, was einen möglichen Abzug der G-Produktion noch unwahrscheinlicher machen würde.

Angebote für betroffene Mitarbeiter

Das Land Steiermark hat zusammen mit dem AMS Steiermark bereits reagiert und eine Arbeitsstiftung gegründet, um die entlassenen MAGNA Fachkräfte schnellstmöglich in andere Branchen zu vermitteln. Laut dem steirischen AMS-Chef Karl-Heinz Snobe können gut qualifizierte Arbeitskräfte rasch in andere Bereiche vermittelt oder weiterqualifiziert werden. Trotz der Krise bietet der steirische Arbeitsmarkt derzeit viele Möglichkeiten. Beim Mikrochiphersteller ams-Osram oder bei Siemens Energy in Weiz bzw. bei Siemens Mobility in Graz werden MAGNA Fachkräfte aufgenommen.

Peinliche Statements der Politik

Sauer stößt in der heimischen Wirtschaft vor allem die erste Reaktion der steirischen Opposition, allen voran der KPÖ auf. Die steirische Klubchefin der KPÖ, Claudia Klimt-Weithaler, forderte von Landeshauptmann Christopher Drexler mehr Maßnahmen ein und schiebt die Krise bei MAGNA auf den Kapitalismus. "Die Magna-Beschäftigten haben viele Jahre in höchster Qualität produziert und den Aktionären große Dividenden erwirtschaftet. Jetzt zahlen sie die Zeche für eine Krise, für die sie nichts können. Das ist Kapitalismus. Das Magna-Management muss Verantwortung übernehmen und das Mindeste tun: einen Sozialplan aufsetzen, der diesen Namen auch verdient", so Klimt-Weithaler in einer Aussendung. Diese Reaktionen seien völlig kontraproduktiv heißt es auf Nachfrage der Wirtschaftsnachrichten aus der Automotive-Branche. Nicht der Kapitalismus sei für die Lage bei MAGNA verantwortlich, sondern ein gestörtes Marktumfeld durch politische Eingriffe. Zudem sei ein Konzern-Bashing gegen MAGNA jetzt fehl am Platz. Der kanadisch-österreichische Konzern habe viele Jahrzehnte in den Standort Steiermark investiert, tausende Arbeitsplätze geschaffen und war einer der ersten Betriebe, der eine Mitarbeiterbeteiligung eingeführt hat. Die Querschüsse aus der steirischen Opposition seien gerade von einer Partei wie der KPÖ daher wenig hilfreich.

Wo ist eigentlich die Grazer Bürgermeisterin? - Ein Kommentar

Die Schieflage des steirischen Autobauers MAGNA wird im Wahlkampf schamlos von gewissen Oppositionsparteien ausgenutzt, um gegen die steirische Landesregierung zu schießen. Dass ausgerechnet die KPÖ, die in Graz die Bürgermeisterin stellt, sich hinstellt und die Standortpolitik der steirischen Landesregierung anprangert, die in den letzten Jahren zahlreiche Erfolge mit der Ansiedelung namhafter Unternehmen und der Schaffung von tausenden Arbeitsplätzen durch hohe F&E Quoten, vorweisen kann, ist fast schon Ironie. Natürlich darf ein Seitenhieb auf den Kapitalismus nicht fehlen, der ja ohnehin in letzter Konsequenz für alles schuld sei. Parteien, die mit Wirtschaft nichts am Hut haben, sollen sich tunlichst zurückhalten, denn Querschüsse auf Aktionäre, das MAGNA-Management und Co. sind in dieser Situation kontraproduktiv und helfen dem Standort keineswegs. Umso peinlicher, dass der ORF in seiner Berichterstattung der KPÖ auch noch für ihre kontraproduktiven Statements breite Bühne bietet. Das beweist einmal mehr, dass im öffentlich rechtlichen Rundfunk das Gespür für die Wirtschaft fehlt, welche Aussagen man in so einem Zusammenhang bringen kann und welche nicht. Aber seit einem vielsagenden Interview der Grazer KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr mit der deutschen taz wissen wir, dass eh viele Journalisten auf "ihrer Seite" stehen würden.

Man muss aber in aller Ernsthaftigkeit fragen: was tut eigentlich die Grazer KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr für den Standort Graz? Ist sie hier nicht genauso in die Pflicht zu nehmen? Vielleicht ist sie grad zu beschäftigt, die steirische Bauwirtschaft zu drangsalieren, siehe Causa Bebauungspläne in Graz. MAGNA hat jedenfalls seinen Hauptstandort in der steirischen Landeshauptstadt und ist einer der größten Arbeitgeber für die Stadt. Bisher hat sich die KPÖ-Bürgermeisterin von Graz für die Wirtschaft Null interessiert. Wie viele Arbeitsplätze hat sie eigentlich schon geschaffen? Von der angeblich weltweit besten Bürgermeisterin (Anfang 2024 mit dem World Mayor Award ausgezeichnet) könnte man zumindest erwarten, dass sie sich zum Standort Graz äußert und selbst die Initiative übernimmt und nicht ihre Kolleginnen vom Landtag vorschickt. Im Betriebsrat von MAGNA dominiert u.a. der Gewerkschaftliche LinksBlock (GLB), der der KPÖ nahe steht. Bei den Betriebsratswahlen Anfang des Jahres hat sich Kahr noch mit den Mandatarinnen ablichten lassen. Seither herrscht auffälliges Schweigen der Grazer Bürgermeisterin, wenn es um den Wirtschaftsstandort Graz und darüber hinaus geht. Was tut Kahr für MAGNA? Schuld sind die anderen und der "böse" Kapitalismus. Es ist Zeit, dass die Grazer Bürgermeisterin auch Verantwortung für den Wirtschaftsstandort Graz übernimmt. Pro-aktiv an Lösungen für MAGNA mitzuarbeiten ist auch ihr Job!

Stefan Rothbart, Chefredakteur der Wirtschaftsnachrichten