Silicon Alps : Ist Mikroelektronik die Zukunftsbranche Österreichs?

Ein Arbeiter in Schutzkleidung setzt einen Halbleiter ein.

Die Mikroelektronik ist eine forschungsintensive Branche.

- © Jeerawut - stock.adobe.com

Halbleiter sind in den Fokus der Geopolitik gelangt. Der Grund: Mehr als 50 Prozent aller Mikrochips weltweit werden in Taiwan hergestellt werden, welches sich in einem gespannten Verhältnis zu China befindet.

Ein modernes Leben ist ohne Mikrochips kaum mehr vorstellbar, denn nahezu alle modernen Elektrogeräte verfügen über zumindest einen Chip. Die Menge wird in Zukunft durch künstliche Intelligenz oder auch die Energie- und Mobilitätswende weiter zunehmen. Benötigt beispielsweise ein Fahrzeug mit konventionellem Verbrennungsmotor etwa 1.500 Halbleiter pro Fahrzeug, sind es bei einem batterieelektrischen Fahrzeug doppelt so viele.

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Wie hungrig und abhängig die Weltwirtschaft nach Chips ist und wie weit diese Folgen reichen, hat die Chipkrise vor einigen Jahren gezeigt. In Asien standen die Fabriken wegen der Pandemie still und Halbleiter wurden zur Mangelware. Die Folge waren Preissteigerungen, Produktionsausfälle und eine Verknappung des Angebots.

Bis 2031 sollen in Österreich knapp drei Milliarden Euro investiert werden, die wiederum mehr als sieben Milliarden Euro an Investitionen auslösen sollen

Investitionsprogramme

Das rief neben China und den USA auch die Europäische Union auf den Plan, die Produktion von Halbleitern in der EU anzukurbeln. Werden derzeit etwa zehn Prozent der weltweit hergestellten Chips in Europa produziert, sollen es am Ende des Jahrzehnts doppelt so viele sein. Im Fokus steht hierbei weniger die Autarkie als eine strategische Autonomie. Eine Abhängigkeit wie im Bereich Energie durch russisches Erdgas soll so vermieden werden.

Hier spielt neben der Diversifikation von Rohstoffquellen auch die Produktion eine entscheidende Rolle. Österreich ist in der global vernetzen Halbleiterindustrie einer der zentralen Player, wie eine Studie des Lieferketteninstituts ASCII im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft heuer bereits aufzeigte.

Dort wurde auch untersucht, welche Stärken jeweilige Regionen in den USA, Asien und Europa haben und wo deren Spezialisierung liegt. So kristallisierte sich heraus, dass China, Japan und Südkorea den kritischen Fertigungsbereich dominieren und bei Anwendungen in der Unterhaltungselektronik die Nase vorne haben.

Europa hingegen deckt gemeinsam mit Nordamerika einen großen Teil des industriellen Anwendungsbereichs ab. Hier kann auch Österreich punkten, wo zudem die Stärken im Detail und in der Vernetzung liegen.

Hervorgehoben wurden auch Österreichs Chancen in der Produktion von Vor- und Zwischenprodukten wie etwa Anlagen für die Halbleiterproduktion. Als ein Wachstumsfeld wurde die Automobilindustrie ausgemacht. Für heimische Firmen steckt also enormes Potential in der Mobilitätswende.

Diesen Chancen soll mit Investitionen aus dem European Chips Act zum Durchbruch verholfen werden. Bis 2031 sollen in Österreich knapp drei Milliarden Euro investiert werden, die wiederum mehr als sieben Milliarden Euro an Investitionen auslösen sollen. Bereits jetzt arbeiten österreichweit 72.000 Mitarbeiter in 280 Unternehmen in diesem Bereich.

Österreichweit arbeiten 72.000 Mitarbeiter in 280 Unternehmen im Bereich Mikroelektronik.

Hochburg Südösterreich

Viele der Unternehmen, die davon profitieren, haben ihren Sitz in der Steiermark und in Kärnten. Die beiden Bundesländer haben sich in den vergangenen Jahren zu einer der Zentren der Mikroelektronik Europas entwickelt.

„In den vergangenen Jahren ist es uns gemeinsam mit Kärnten erfolgreich gelungen, uns als einen europäischen Hotspot der Mikroelektronik zu etablieren. Wir konnten hier ein neues wissenschaftliches und wirtschaftliches Stärkefeld der Steiermark aufbauen“, hebt die steirische Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung, Barbara Eibinger-Miedl, hervor.

„Der Sektor wird als Schlüsseltechnologie der Digitalisierung noch weiter an Bedeutung gewinnen, wovon auch unser Wirtschaftsstandort profitieren wird können“, so die Landesrätin weiter.

Bereits jetzt werden 80 Prozent der österreichischen Wertschöpfung im Bereich Mikroelektronik in den zwei Bundesländern generiert.

„Mit dem Spitzenforschungszentrum Silicon Austria Labs, das seinen Hauptsitz in Graz hat und dem Mikroelektronik-Cluster Silicon Alps können wir den Unternehmen in diesem Sektor hervorragende Rahmenbedingungen vor Ort bieten“, unterstreicht Eibinger-Miedl die Vorzüge der Steiermark. „Die Mikroelektronik ist eine sehr forschungsintensive Branche und hierzu haben wir in der Steiermark die besten Voraussetzungen. Nicht umsonst zählen wir zu den innovativsten Regionen in Europa."

  • Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschaftslandesrätin Steiermark, im Portraitbild.
    „Die Mikroelektronik ist eine sehr forschungsintensive Branche und hierzu haben wir in der Steiermark die besten Voraussetzungen."

    Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschaftslandesrätin Steiermark

Standort Steiermark

Dem schließt sich einer der großen Player, ams Osram, an. Für das Unternehmen macht das „funktionierende Ökosystem“ den Standort Steiermark so attraktiv.

„Kein anderes österreichisches Bundesland bringt so viele innovative Produkte und Dienstleistungen auf den Markt wie die Steiermark. Mit einer F&E-Quote von 4 Prozent bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt liegt die Steiermark seit Jahren über dem EU-Schnitt und nimmt einen Spitzenplatz unter allen europäischen Regionen ein“, erläutert Volker Gieritz, Corporate Group Press Spokesperson von ams Osram die Standortwahl in Premstätten bei Graz.

Dort werden Mikrochips für die Automobilindustrie, die Industrie- und Medizintechnik sowie für den Consumerbereich gefertigt.

„Der Standort verfügt über eine Anzahl an internationalen Geräteherstellern, robusten Nischenanbietern in den Bereichen Software und einer Vielzahl von kleinen bis mittleren Forschungsorganisationen, Universitäten und Fachhochschulen“, erläutert Gieritz weiter.

Heuer beschloss das Unternehmen, bis 2030 knapp 600 Millionen Euro in den steirischen Standort zu investieren. Dieses Geld fließt überwiegend in den Ausbau von Produktionskapazitäten.

Aktuell werden 80 Prozent der österreichischen Wertschöpfung im Bereich Mikroelektronik in der Steiermark und Kärnten generiert.

Herausforderungen & Chancen

Als größte Herausforderung für die Zukunft macht Volker Gieritz „die gedämpfte Nachfrage in vielen Bereichen aufgrund der schwachen globalen Wirtschaftsentwicklung“ aus. Jedoch steht laut ihm „die Halbleiterindustrie vor einem bedeutenden Wachstum, das von Fortschritten in verschiedenen Bereichen angetrieben wird“.

Wachstumschancen sieht er in neuen Technologien wie Augmented Reality, Künstlicher Intelligenz und fortschrittlichen Gesundheitslösungen. Die Studie von ASCII machte die Automobilindustrie als eine der Wachstumsbranchen für Österreichs Mikroelektronik aus.

Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl sieht die Digitalisierung bereits in der Mobilität angekommen. Diese wird laut ihr „in Zukunft dort noch stärker nachgefragt werden“.

„Damit kommt der Mikroelektronik eine wesentliche Bedeutung für künftige Mobilitätslösungen zu. Getreu dem steirischen Klima der Zusammenarbeit gibt es zwischen diesen beiden Branchen bereits eine Reihe von erfolgreichen Kooperationen. Dieses Miteinander ist der richtige Weg und auch unser steirisches Erfolgsrezept für die Zukunft“, so Eibinger-Miedl abschließend.