Arbeitsplatzsicherheit und -zufriedenheit : Wertschätzung am Arbeitsplatz - was Mitarbeiter wirklich anspornt
Starre Hierarchien, Führung durch Leistungsdruck, unpersönliche Mitarbeiterverhältnisse und erfolgsorientierte Anreizsysteme sind jahrelang in vielen großen Unternehmen die gelebte Praxis gewesen. Doch dieses System stößt an seine Grenzen und immer mehr Betriebe erkennen, dass sie diese Art der Unternehmenskultur nicht weiterbringt. Nicht selten gefährden veralterte Strukturen im Umgang mit Mitarbeitern sogar die Zukunft eines Betriebs, denn sie verhindern Innovation, erzeugt keine emotionale Bindung an das Unternehmen, führen zu hoher Personalfluktuation und fehlender Motivation.
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Finanzielle Anreize nicht mehr ausreichend!
Gerade in den Führungsebenen lassen sich in den letzten Jahren entscheidende Veränderungen in der Unternehmenskultur erkennen. Viele Betriebe sind gezwungen, sich zu verändern, da jahrzehntelange Strukturen plötzlich nicht mehr zu den gewünschten Ergebnissen führen. Hohe Einstiegsgehälter waren bis vor einigen Jahren noch ausrechend, um die klügsten Köpfe anzuziehen und für einige Jahre an das Unternehmen zu binden, doch es hat ein Wertewandel in der Arbeitswelt stattgefunden. Laut neuester Studien bewerten viele junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass es viel entscheidender sei, welche Umgangsformen und welche Unternehmenskultur in einem Betrieb vorherrschen würden und die Höhe des Gehalts oft zweitrangig sei. Nicht nur der Lohn ist entscheidend, sondern auch attraktive Arbeitszeiten, ein flexibles Arbeitsumfeld, die Möglichkeit zur Kreativität und Eigeninitiative und das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas bewirken zu können.
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Fühlen sich Mitarbeiter gebraucht und wertgeschätzt, arbeiten sie lieber in einem Unternehmen, sind loyaler, weniger oft krank und sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Dennoch ist der Lohn immer noch eine Grundvoraussetzung, um sich überhaupt wertgeschätzt zu fühlen. Doch die Bereitschaft bei jungen Arbeitnehmern steigt, auf einen höheren Lohn zu verzichten, wenn dafür das Arbeitsumfeld besonders attraktiv ist. Umgekehrt lässt sich ein unattraktives Umfeld durch mehr Gehalt oft nicht ausgleichen.
Wertschätzung beginnt beim Umgangston
Die richtige Motivation der Mitarbeiter will gelernt sein. Wertschätzung wird laut einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK in Deutschland als besonders motivierend angegeben. Es lässt sich eindeutig feststellen, dass motivierte Mitarbeiter weniger Krankenstände aufweisen und für das Unternehmen produktiver sind. Für viele beginnt Wertschätzung bereits beim Umgangston. Das förmliche „Sie“ hat in vielen Betrieben ausgedient. Vor allem dort, wo Menschen sehr eng zusammenarbeiten und eine Vertrauensbasis aufbauen müssen, braucht es eine persönliche Umgangsebene. Das „Du-Wort“ schafft nicht nur ein persönliches Verhältnis, es hilft auch Vertrauen unter den Mitarbeitern aufzubauen und begünstigt Empathie am Arbeitsplatz. Das stärkt die Bindung an ein Team und führt zu mehr Einsatzbereitschaft und Verantwortungsgefühl innerhalb der Gruppe.
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Das Gefühl, gebraucht zu werden
Besonders entscheidend für die Motivation von Mitarbeitern ist es, das Gefühl von Nützlichkeit zu geben. Wird die ausgeführte Tätigkeit als sinnlos empfunden, oder können die Resultate des eigenen Handelns in der Arbeit nicht nachvollzogen werden, entsteht das Gefühl, nicht wirklich gebraucht zu werden. Sich unnütz zu fühlen, kann ein wahrer Motivationskiller sein. Wertschätzung hat demnach sehr viel damit zu tun, den Mitarbeitern das Gefühl zu vermitteln, dass sie gebraucht werden und dass sie und ihre Arbeit für das Unternehmen wichtig sind.
Viele Menschen brauchen das Gefühl, mit ihrem Tun und Handeln eine Auswirkung zu haben. Je größer ein Unternehmen, desto wichtiger ist es daher, die Resultate geleisteter Arbeit sichtbar zu machen. Experten machen beispielsweise den Vorschlag, dass Führungspersonen ihre Mitarbeiter regelmäßig nach Ideen und Verbesserungsvorschlägen fragen sollen und diese ernsthaft entsprechend kommunizieren. So kann bereits mit wenig Aufwand ein Gefühl der Wertschätzung vermittelt werden.
Kreativität und Eigeninitiative
Monotone Arbeit ist ebenso ein Motivationskiller, lässt sich aber ganz oft nicht vermeiden. Dennoch sollte in Betrieben nach Wegen gesucht werden, wie Kreativität und Eigeninitiative bei Mitarbeitern gefördert werden können. Allzu starre Abläufe führen vielleicht zu standardisierten Prozessen, wirken sich aber oft demotivierenden auf die Mitarbeiter aus. Oft ist es besser, mehr Eigeninitiative und Kreativität für individuellere Ansätze und Lösungsvarianten zuzulassen. So können persönliche Fähigkeiten besser entwickelt und innerbetrieblich effektiver zum Einsatz gebracht werden. Das erzeugt wiederum Wertschätzung für die Mitarbeiter, weil man ihnen zutraut, eigene Lösungen zu finden und selbstständig arbeiten zu können.
Fehler zulassen
Als wesentlich wird von Experten auch immer wieder der Umgang mit Fehlern in einem Betrieb genannt. Richtiges Fehlermanagement bzw. eine gesunde Fehlerkultur sind ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Wird von der Führungsebene mit Druck und Bestrafung auf Fehler reagiert, weißt dies bereits auf eine ungesunde Unternehmenskultur hin. Mitarbeiter fühlen sich dann unter Druck gesetzt, was meistens zu noch mehr Fehlern führt. Ein Lernprozess wird dadurch nicht unterstützt. Fehlern muss zunächst eine entsprechende Bedeutung zukommen. Oft wird einfach unverhältnismäßig von Seiten der Chefetage auf Verfehlungen reagiert. Wichtig ist, dass es eine Gesprächskultur über Fehler im Betrieb gibt, wo zunächst geklärt werden kann, ob ein Fehlverhalten überhaupt eine negative Auswirkung hatte, oder ob einfach nur von einer standardisierten Vorgehensweise abgewichen wurde. Wichtig ist es zu erkennen, dass Fehler zum Lernen da sind und für einen Betrieb darin nicht nur das Potenzial liegt, die Fähigkeiten eines Mitarbeiters weiterzuentwickeln, sondern auch die eigenen Abläufe im Betrieb zu
hinterfragen und eventuell zu verbessern. Belohnt wird oft nur der Erfolg, doch auch im Scheitern liegt ein wichtiger Erfahrungswert. Für gute Leistungen ist es leicht, Wertschätzung zu zeigen, doch wie in einem Betrieb auf Verfehlungen und Schwächen von Mitarbeitern reagiert wird, zeigt letztendlich wirklich, wie es um die Wertschätzung bestellt ist. Menschen sind letztendlich keine Maschinen und machen hin und wieder Fehler. Doch der Umgang mit diesen darf zu keiner Entmenschlichung und Entwürdigung führen. Fehlermanagement ist also der ultimative Prüfstein einer jeden Unternehmenskultur. Der richtige Umgang kann für das Unternehmen gewinnbringend sein, der falsche Ton führt jedoch dazu, dass Mitarbeiter demotiviert das Handtuch werfen. Damit ist letztendlich keinem gedient.