Handelskrieg : US-Wahl 2024: Was bedeutet Trumps Wiederwahl für unsere Wirtschaft?
Die Siegesnachricht von Donald Trump versetzte die Wirtschaft in Europa und besonders in Deutschland und in Österreich in eine Schockstarre. Immerhin sind die USA der wichtigste bzw. zweitwichtigste Handelspartner. Beide Länder stecken ohnehin in einer wirtschaftlichen Krise und das Wirtschaftswachstum entwickelt sich teils wesentlich schlechter als im Rest von Europa. Haben Berlin und Wien nun allen Grund einen neuen Handelskrieg mit Washington zu fürchten?
Stimmung ist die halbe Konjunktur - US-Wirtschaft erhofft sich Aufschwung
Dass eine zweite Amtszeit von Donald Trump Europa schaden wird, ist keine ausgemachte Sache, immerhin setzt Trump auf einen sehr "wirtschaftsfreundlichen" Kurs im eigenen Land. Sein Sieg sorgt für Stimmung unter den amerikanischen Arbeiterinnen und Arbeitern sowie unter Investoren gleichermaßen.
Der Republikaner Donald Trump wird die von ihm angekündigten Steuersenkungen für Unternehmen umsetzen, erwartet auch IHS-Direktor Holger Bonin. "Es wird auch Deregulierungen geben, die den großen Konzernen und vor allem den Digitalkonzernen helfen könnten", sagte Bonin beim "Election Breakfast" der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. "Wir werden da einen sehr wirtschaftsfreundlichen Kurs sehen, der insbesondere eben den großen Kapitalgesellschaften zugute kommt." Ob das auch der amerikanischen Bevölkerung Vorteile bringen werde, sei unklar.
Im Bereich der Sozialpolitik oder der Frage des leistbaren Wohnraums würden die Steuersenkungen nicht unmittelbar durchschlagen, so der Wirtschaftsforscher. Obwohl Bonin vor einem "Handelskrieg" warnt könnte ein Aufschwung in der US-Wirtschaft auch die europäische Wirtschaften mitnehmen.
Die erste Amtszeit von Donald Trump von 2016-2020 ist vielen in Europa negativ in Erinnerung, dabei war das eine Zeit großer Exportüberschüsse im Handel mit den USA. Vor allem Österreich hat in dieser Zeit in Wahrheit stark profitiert. 2018 haben die USA Exporte erstmals die 10-Milliarden-Euro-Marke überschritten. Auch die Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen in den USA sind in dieser Zeit gestiegen. Eine negative Entwicklung in der ersten Trump-Ära ist nicht wirklich feststellbar.
Europa und USA: Zölle beiderseits des Atlantiks
Zölle gehörten schon vor Trumps Stahl- und Aluminiumzöllen zum transatlantischen Alltag im transatlantischen Handel. So werden auf amerikanische Autos 10%, auf Motorräder 6%, auf Äpfel 17% und auf Weintrauben 20%. Die US-Zölle sind im Durchschnitt niedriger. Aber auch hier gibt es Zollspitzen, die den Exporteuren aus der EU weh tun: Für Milchprodukte werden im Schnitt 20% fällig, für Kleinlaster 25%, für Handtaschen 8%, für Babynahrung 23%. 8 %, bei Babynahrung 23 % und bei Schokolade 9 %.
Insbesondere für bestimmte Stahl- und Aluminiumwaren hoben die USA unter Donald Trump ab März 2018 25%- bzw. 10%ige Zusatzzölle ein. Davon waren in weiterer Folge auch europäische Exporte in die USA im Ausmaß von insgesamt rund 7 Milliarden EUR betroffen.
Trotz Proteste und handelspolitischer Gegenmaßnahmen der EU blieben die US-Zusatzzölle bis zum Herbst 2021 aufrecht. Am 31. Oktober 2021 verkündeten der neue US-Präsident Joe Biden und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen eine – vorläufige – Lösung des jahrelangen Handelskonfliktes.
Sinkende Exportmengen für Österreich hatten die Zölle der USA nicht unbedingt gebracht. Wie sich die Ankündigung von Donald Trump nun auswirken wird, hängt auch von der EU-Kommission ab. Ursula von der Leyen ist gefordert, gut mit Trump zu verhandeln. Ein Ausgleich ist wieder möglich.
Autoindustrie setzt auf Dialog
Der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz hofft nach dem Ausgang der US-Wahl auf konstruktive Gespräche mit der neuen Regierung, wie man gleich nach dem Sieg von Donald Trump ankündigte. „Wir setzen auf einen konstruktiven Dialog mit der neuen Regierung", sagte eine Unternehmenssprecherin am Mittwoch. Mercedes sei auf verlässliche und stabile politische Rahmenbedingungen angewiesen, die Wohlstand, Beschäftigung und Wachstum förderten.
Mercedes-Benz habe seit Jahren eine starke Verwurzelung in den USA, so die Sprecherin. An zwölf Hauptstandorten in den USA produziert das Unternehmen nach eigenen Angaben vor allem Pkw und Vans, verfügt aber auch über mehrere Forschungs- und Entwicklungsstandorte.
Donald Trump hat angekündigt, dass Unternehmen, die in den USA produzieren durchaus mit Vorteilen zu rechnen haben. Das ist für Autofirmen wie Mercedes-Benz, die bereits mit Standorten vor Ort sind nicht unbedingt ein Nachteil.
Industrie warnt vor Exporteinbruch
Dennoch warnen deutsche und österreichische Industrievertreter vor einem Exporteinbruch. Das deutsche Ifo-Institut rechnet damit, dass die Wirtschaftspolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump sowohl für Deutschland als auch für die EU große Probleme mit sich bringen wird.
Sollte Trump tatsächlich Zölle von 20 Prozent auf Importe aus der EU und 60 Prozent auf Importe aus China erheben, könnten die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken. Darüber hinaus würden die deutschen Exporte nach China um 10 Prozent zurückgehen, da China weniger in die USA exportieren würde.
Mit einem Rückgang der Exporte in die USA rechnet auch der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, falls dort tatsächlich wie angekündigt Importzölle auf europäische Produkte eingeführt werden. "Wir befinden uns im dritten Rezessionsjahr für die Industrie. Die österreichische Industrie ist eine Exportindustrie, und das hätte naturgemäß negative Auswirkungen, das muss uns allen bewusst sein", so Neumayer.
Insbesondere die Automobilzulieferindustrie sei unter Druck, und die USA hätten schon seit geraumer Zeit die Produktion in den USA im Visier. Einige europäische und deutsche Hersteller hätten aber bereits reagiert und Werke in den USA errichtet, so dass die Auswirkungen geringer sein könnten als befürchtet. Ein Thema, das Neumayer beschäftigt, ist die Umwelttechnik.
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Die österreichische Industrie ist eine Exportindustrie, und das hätte naturgemäß negative Auswirkungen, das muss uns allen bewusst sein
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV)
Handelskonflikt rasch vorbeugen
Angesichts zahlreicher Konflikte und wirtschaftlicher Herausforderungen wird konstruktive Zusammenarbeit auf globaler Ebene wichtiger, sagte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner. Für Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks müsse wieder Planungssicherheit herrschen.
Die Voest habe in den vergangenen Jahren an ihren 49 US-Standorten mit rund 3.000 Beschäftigten die lokale Wertschöpfung in der Weiterverarbeitung sukzessive ausgebaut und könne von einem Wirtschaftsprogramm weiter profitieren.
Im Geschäftsjahr 2023/24 erwirtschaftete das Linzer Unternehmen in den USA nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro, das sind rund 11 Prozent des Gruppenumsatzes von 16,7 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren wurden rund 1,4 Milliarden Euro in den USA investiert.
Steuersenkungen und billige Energie: Was Trump für die Industrie plant
Donald Trump vertritt eine protektionistische Wirtschaftspolitik, die aber durch eine stark liberalisierte und teil sogar keynesianisch anmutende Steuer- und Investitionspolitik ergänzt wird. Aus seiner Sicht sei das die einzige Möglichkeit, systemrelevante Produktionen, Arbeitsplätze und kritische Technologien wieder in den USA anzusiedeln.
Steueranreize für Investoren, billige Energiepreise und Deregulierungen sollen die US-Wirtschaft ankurbeln. Einfuhrzölle sollen hingegen amerikanische Industrien vor "Billigimporten" aus China und der EU schützen.
Mit der Energiewende wird in den USA zwar nicht gänzlich Schluss sein, doch Trump wird auf billigere Energiequellen allen voran auf Gas und Öl setzen.
Auch in der Energiepolitik verfolgt er einen stärkeren Autarkie-Ansatz. Doch die erneuerbaren Energieträger werden nicht gänzlich zurückgestellt werden.
Längst sind diese bereits ein wichtiger Wertschöpfungsfaktor für die USA geworden und Trump weiß das. Die Energiewirtschaft hat daher angekündigt, auf Dialog zu setzen.
Doch auch hier darf man sich erwarten, dass Billigimporte aus dem Ausland, etwa bei Windrädern und Photovoltaik zurückgedrängt werden. Die Produktion in den USA wird Trump allerdings fördern.
Europa und USA mit ähnlicher politischer Agenda
Produktion wieder zurückzuholen, Steuer- und Investitionspakete für die Industrie und Schutzzölle vor billigen Importen. Wem das bekannt vorkommt darf sich an die Wirtschaftspolitik der EU erinnert fühlen. Mit der europäischen Industriestrategie will die EU will ihre Industrien weltweit wettbewerbsfähiger machen und ihre Autonomie und Widerstandsfähigkeit stärken.
"Bei der strategischen Autonomie geht es darum, die Abhängigkeit der EU von anderen zu verringern, wie beispielsweise in den Bereichen kritische Rohstoffe und Technologien, Lebensmittel, Infrastruktur und Sicherheit. Sie bietet auch die Chance, Märkte, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit in der EU zu steigern", schreibt die EU-Kommission.
Gerade erst hat die EU hohe Einfuhrzölle auf chinesische Autos beschlossen, um die angeschlagene Automobilbranche in Europa vor der billigen Konkurrenz aus Asien "zu schützen".
Die Angst vor Trumps Protektionsimus ist nur zum Teil begründet. Es wird um einen fairen Ausgleich gehen.
Österreichs Wirtschaft und die USA
- Warenexport von Österreich in die USA: 14,7 Milliarden Euro 2023.
- Sieben Prozent des Exportvolumens aus Österreich gehen direkt in die USA.
- Maschinenbau, Fahrzeuge und Fahrzeigteile sowie Elektronik-Güter sind Hauptexportgüter in die USA
- Wichtige Produkte, die die USA nach Österreich exportieren: Impfstoffe, Antiseren.
- Wichtigste Exporteure: RHI Magnesita, Red Bull, Glock, Stihl, Robert Bosch
Aktuelle Zahlen und Daten
Im Juli 2024 waren die wichtigsten Exportgüter der Vereinigten Staaten nach Österreich Hormone (265 Mio. $), Impfstoffe, Blut, Antiseren, Toxine und Kulturen (170 Mio. $), Kohlebriketts (34,5 Mio. $), anderweitig nicht genannte Waren (33,5 Mio. $) und Maschinen und Geräte dieser Art (9,77 Mio. $). Im Juli 2024 waren die wichtigsten Importgüter der Vereinigten Staaten aus Österreich Impfstoffe, Blut, Antiseren, Toxine und Kulturen (300 Mio. $), verpackte Medikamente (169 Mio. $), Autos (145 Mio. $), aromatisiertes Wasser (66,4 Mio. $) und Ottomotoren (66,2 Mio. $).
Wachstum
Im Juli 2024 war der Rückgang der US-Exporte nach Österreich im Vergleich zum Vorjahr vor allem auf einen Rückgang der Produktexporte in den Bereichen Flugzeugteile (-56 Mio. $ oder -89,5 %), Mikroorganismenkulturpräparate (-5,74 Mio. $ oder -70 %) und Sonnenblumenkerne (-5,73 Mio. $ oder -89 %) zurückzuführen. Im Juli 2024 gingen die US-Importe aus Österreich im Vergleich zum Vorjahr in den Bereichen Kraftfahrzeuge, Hebezeuge und Handfeuerwaffen zurück.
Gesamtentwicklung
Im Juli 2024 hatten die Vereinigten Staaten Exporte in Höhe von 343 Millionen Dollar und Importe aus Österreich in Höhe von 1,36 Milliarden Dollar, was zu einer negativen Handelsbilanz von 1,02 Milliarden Dollar führte. Zwischen Juli 2023 und Juli 2024 sanken die Exporte der USA um -77,4 Mio. $ (-18,4%) von 421 Mio. $ auf 343 Mio. $, während die Importe um -62,1 Mio. $ (-4,35%) von 1,43 Mrd. $ auf 1,36 Mrd. $ zurückgingen.
Quelle: OEC - Observatory of Economic Complexity
Österreichs Exporte steigen insgesamt
Im Jahr 2023 wurden laut endgültigen Ergebnissen von Statistik Austria Waren im Wert von 202,78 Mrd. Euro nach Österreich importiert importiert, was einem Rückgang von 5,8% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gleichzeitig wurden Waren
im Wert von 200,76 Mrd. Euro exportiert, um 3,1% mehr als im Jahr 2022. Daraus ergibt sich ein Handelsbilanzdefizit von
ein Handelsbilanzdefizit von 2,02 Mrd. Euro nach 20,59 Mrd. Euro im Jahr 2022.
„Vor allem deutlich günstigere Gasimporte haben im Jahr 2023 die Importe im Vergleich zum Jahr davor um beinahe 6 % auf 202,78 Milliarden Euro sinken lassen. Gleichzeitig sind die Exporte aufgrund der hohen Anstiege bei den Exportwerten von Maschinen und Fahrzeugen sowie chemischen Erzeugnissen um über 3 % auf 200,76 Milliarden Euro gestiegen.
Österreichs Außenhandelsdefizit hat 2023 folglich nur mehr 2,02 Milliarden Euro betragen. Im Jahr davor lag der Wert der Importe vor allem aufgrund der drastisch gestiegenen Energiepreise noch um mehr als 20 Milliarden Euro über dem der Exporte“, so Statistik AustriaGeneraldirektor Tobias Thomas