Österreich Export USA : Wie Unternehmen in Tirol, Salzburg und Vorarlberg unter US-Zöllen leiden

Eine Reihe schwarzer Mercedes G-Klasse in der Produktion, im Hintergrund verschwommen Techniker.

Ein großer wirtschaftliche Schaden für Salzburg entsteht über Exporte nach Deutschland, etwa durch Zulieferung in die deutsche Automobilindustrie, die ihrerseits wiederum in die USA exportiert. 

(Hinweis: Dieses Bild wurde mithilfe von KI generiert und dient der Illustration.)

- © elmar gubisch

USA als Handelspartner von Westösterreich

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind Österreichs wichtigster außereuropäischer Handelspartner. Das Gesamtvolumen des Exports von Österreich in die USA betrug 2024 insgesamt 16,2 Milliarden Euro, was immerhin einen Zuwachs von 10,1 Prozent gegenüber 2023 bedeutet. 

Das Importvolumen betrug im selben Jahr dagegen nur 7,7 Milliarden Euro. Damit sind die USA für Österreich nach China der zweitwichtigste Importmarkt.

Entsprechend dem Anteil der österreichischen Gesamtexporte in die USA stellen sich auch die Exportzahlen der westlichen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg dar. 

So umfasste der US-Export rund 1,1 Milliarden Euro, was einem Anteil von 7,5 Prozent am Salzburger Gesamtexport entspricht. Etwas geringer fiel der Anteil in Tirol mit 5,5 Prozent und einem Volumen von rund 800 Millionen Euro aus. Das Exportvolumen in Vorarlberg machte auch etwas mehr als 800 Millionen Euro aus und entsprach damit einem Anteil von 6,13 Prozent am landesweiten Gesamtexport. 

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© Alberto Masnovo - stock.adobe.com

Die Märkte reagieren verunsichert und die Wirtschaftskraft nimmt ab. Trotzdem bleibt Donald Trump seinem Zick-Zack-Kurs in Sachen Zöllen treu. 

Seit dem 5. April sind fast alle Güter und Waren, die aus dem EU-Raum in die USA exportiert werden, mit einem Zollaufschlag von zehn Prozent belegt. 

Für Autoimporte wurde ab 3. April ein zusätzlicher Zoll von 25 Prozent eingeführt. Das betrifft Pkw, Limousinen, leichte Nutzfahrzeuge und Autoteile. 

Weiters werden auf Stahl- und Aluminiumexporte aus der EU seit März Zölle von bis zu 25 Prozent eingehoben. Die EU hat Gegenzölle in der Höhe von zehn bis 25 Prozent auf eine Liste von US-Produkten beschossen. 

Die meisten EU-Gegenzölle sind derzeit jedoch ausgesetzt und treten frühestens am 14. Juli in Kraft, wenn die dreimonatige Frist des vereinbarten Moratoriums ausläuft. 

Was der Westen Österreichs in die USA exportiert

Exportvolumen Anteil an den Gesamtexporten  (in Euro) 

Salzburg: ca. 1 Milliarde / 7,5 Prozent 

Maschinenbau, Metallindustrie, Kunststoff- und Nahrungsmittelindustrie

Tirol: ca. 880 Millionen / 5,5 Prozent 

Maschinen, Pharmazeutische Erzeugnisse, Optische und fotografische Geräte

Vorarlberg: ca. 820 Millionen / 8,0 Prozent 

Maschinen, Elektronik, Textilien, Metallwaren und Kunststoffprodukte

Auswirkungen auf Salzburg

Wie die Salzburger Wirtschaftskammer kürzlich analysierte, „entfaltet Protektionismus in wirtschaftlich angespannten Zeiten eine besonders toxische Wirkung“. 

Deshalb führen die von Donald Trump verhängten Zölle nicht nur zu großer Irritation im Welthandel, sondern bringen vor allem mittelständische Unternehmen in große Schwierigkeiten. 

Die heimische Wirtschaft, so die Salzburger Wirtschaftskammer, sei zweifach belastet. „Einerseits im direkten Export in Richtung USA“, liefert die Salzburger Exportwirtschaft doch Güter im Wert von mehr als einer Milliarde Euro in Richtung USA, während umgekehrt Salzburg Waren im Wert von 800 Millionen Euro aus den USA importiert. Salzburg verzeichnet also einen Handelsbilanzüberschuss, der aus Sicht der USA als Defizit zu Buche schlägt. 

Der zweite wirtschaftliche Schaden für Salzburg entsteht über Exporte nach Deutschland, etwa durch Zulieferung in die deutsche Automobilindustrie, die ihrerseits wiederum in die USA exportiert. Insgesamt sind es immerhin 120 Salzburger Unternehmen, die regelmäßig in die USA liefern. 

„Einige Firmen, insbesondere jene aus der Industrie, haben versucht, in den USA noch rechtzeitig Lagerbestände aufzubauen, um die Situation zumindest eine Zeitlang überbrücken zu können", so Thomas Albrecht, Leiter des WKS-Bereichs Handelspolitik und Außenwirtschaft.

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Neue Handelsabkommen

Auch wenn Trump die erste Zollkeule von 20 Prozent für jene Länder, die laut seinen Angaben verhandlungswillig sind, vorläufig zurückgenommen und vorerst auf zehn Prozent reduziert hat, bleibt die Verunsicherung auf den Weltmärkten. 

Außerdem darf nicht übersehen werden, dass die US-Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte sowie auf Einfuhren von Automobilen weiterhin aufrecht bleiben. 

Trotz des angelaufenen Verhandlungsprozesses müssen Österreichs Exporteure neue Absatzmärkte erschließen. Handelsabkommen können jetzt zum Vorteil werden. 

So entstehen derzeit auch eine Reihe neuer Allianzen, die man früher nicht für möglich gehalten hätte, wie es aus der Wirtschaftskammer heißt, wie jene zwischen China und Japan. China will außerdem ein Handelsabkommen mit Mercosur, der südamerikanischen Wirtschaftsorganisation und Zollunion, die 1991 von Asuncion gegründet wurde, vorantreiben. 

„Ich glaube schon“, so der WKS-Exportexperte, „dass jetzt auch die EU das Handelsabkommen mit dem amerikanischen Subkontinent, das seit bereits 20 Jahren verhandelt wird, unter Dach und Fach bringt. Denn hätten wir das TTIP-Abkommen vor ein paar Jahren abgeschlossen, hätten wir heute eine andere Ausgangssituation.“ 

Auswirkungen auf Tirol

Trumps aggressive Zollpolitik sorgt derzeit auch bei den 50 Tiroler Firmen, die in die USA exportieren, für Aufregung. Wie oben beschrieben, gehen rund fünf Prozent der Tiroler Exporte in die Vereinigten Staaten, wobei die exportierenden Unternehmen sehr unterschiedlich betroffen sind. 

 In welchem Ausmaß ein Unternehmen durch Zölle in Nachteil gerät, hängt vom Produkt und der Marktsituation ab. In Branchen, in denen der Wettbewerb groß ist, bedeute eine 20-prozentige Zollerhöhung, dass das Produkt in den USA nicht mehr verkauft werden kann, so Gregor Leitner, Leiter der Außenwirtschaftsabteilung in der Tiroler Wirtschaftskammer. 

Wenn es hingegen wenig oder keine Alternative zu dem Produkt gibt, dann wären die Verbraucher auch bereit, den Aufschlag zu zahlen. 

Besser gerüstet sind freilich jene Unternehmen, die bereits Standorte in den USA haben. So etwa hat die Firma Swarco, die Verkehrssicherheitssysteme herstellt, bereits fünf Standorte in den USA und will ihre Produktionskapazitäten dort ausbauen. Pharmaprodukte, die aktuell immerhin 18 Prozent der Tiroler Exporte ausmachen, seien zwar von den Zöllen derzeit noch ausgenommen, machen aber ihrerseits auch schon auf die schwierigeren wirtschaftlichen Bedingungen aufmerksam.  

Der Tiroler Rohre GmbH wiederum ist es gelungen, drohende US-Zölle mittels Verfahren abzuwenden, erklärt Geschäftsführer und IV-Präsident Max Kloger. Argumentiert wurde mit der Einzigartigkeit des Produkts. Daraufhin seien die Zölle dreimal aufgehoben worden. 

Ob das auch künftig funktionieren wird, sei ungewiss, so Kloger. Er hofft, dass in puncto Zölle das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und auch noch einiges nachverhandelt werden kann. 

Letztlich profitiere keine Seite von einem Handelskrieg, die Frage sei eher, wer stärker darunter leidet, so Gregor Leitner von der Wirtschaftskammer abschließend. 

Auswirkungen auf Vorarlberg

Die USA sind nach Deutschland, der Schweiz und Italien der viertwichtigste Handelspartner für die Vorarlberger Industrie. Jetzt schon betroffen sind die Zulieferer für die Automobilindustrie

Karlheinz Kopf, seit Anfang 2025 Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, sieht diese Entwicklung mit großer Sorge, „und sie wird leider auch sehr nachteilige Auswirkungen haben“. 

Wie immer der Zollstreit zwischen den beiden den Weltmarkt beherrschenden Handelsblöcken ausgeht, muss für die zukünftige Ausrichtung der Absatzmärkte eine Maxime lauten, dass die wirtschaftlichen Beziehungen zum Exportpartner USA zuallererst auf den Prüfstand gehören. 

Dies umso mehr, da es noch ein weiter Weg ist, bis die USA und die Europäische Union ein Abkommen im Zollstreit zustanden bringen werden. Darauf hat jüngst der EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis am Rande der Tagung des Internationalen Währungsfonds hingewiesen. 

Welche Maßnahmen die EU letztlich ergreifen wird, hängt auch sehr davon ab, wie der Zollstreit zwischen den USA und China im Weiteren verlaufen wird. 

Außenhandel Österreich mit den USA Grafik
Entwicklung des Außenhandels Österreichs mit den USA - © OEC

Der herausfordernden Überprüfung der bislang gepflogenen Beziehungen haben sich alle Unternehmen zu unterziehen, wobei große, weltweit agierende Player freilich klar im Vorteil sind, weil sie zumeist schon seit Längerem Niederlassungen in den USA etabliert haben. 

Wer darüber nicht verfügt und diese Alternative aus betriebswirtschaftlichen Gründen auch nicht in Erwägung zieht, muss genau schauen, wo zukünftige Chancen liegen und wie diese genutzt werden können. 

Wie Bernhard Engel, Managing Director der Österreich-Niederlassung von Alvarez & Marsal, einem weltweit tätigen Beratungsunternehmen, jüngst in einem Beitrag für die Tageszeitung Die Presse schrieb, werde sich die Wirtschaftspolitik der USA im Laufe des Jahres in den Unternehmensbilanzen manifestieren. 

Aber nicht nur das, die ebenso erratische wie disruptive Politik von Donald Trump kann in kleineren Unternehmen zu sehr ungesunden Stressentwicklungen führen. Deshalb, so der Experte, gehe es vor allem um die Fähigkeit, sich anzupassen, strategisch zu handeln und Chancen inmitten von Herausforderungen zu sehen. 

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