Pensionsantrittsalter Österreich : Was muss ein altersgerechter Arbeitsplatz können?

Die Möglichkeiten, Arbeitsbedingungen altersgerecht anzupassen sind mannigfaltig.
- © olly - stock.adobe.comÄltere Menschen in Österreich sind verhältnismäßig weniger in Beschäftigung. 2023 arbeiteten in der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren österreichweit 57,3 Prozent. In der Europäischen Union liegt der Wert bei 60,5 Prozent.
Im erwerbsfähigen Alter, also der Altersgruppe zwischen 20 und 64 Jahren, waren im vergangenen Jahr in Österreich 77,2 Prozent der Bevölkerung erwerbstätig. Im Vergleich dazu liegt der Prozentsatz in der Europäischen Union bei 75,3 Prozent. In der Altersgruppe zwischen 60 und 64 Jahren sind in Österreich nur mehr 32 Prozent in Beschäftigung. Im Nachbarland Deutschland sind es mit 63 Prozent fast doppelt so viele.
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Einer der Gründe für weniger ältere Beschäftigte hierzulande ist einerseits das niedrige Pensionsantrittsalter. Weitere Faktoren sind beispielsweise das Arbeitsrecht und höhere Lohnansprüche älterer Dienstnehmer.
Das kostet. Ein OECD-Bericht 2023 hat errechnet, dass in Österreich die Ausgaben für öffentliche und private Pensionen 13,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Der OECD-Schnitt liegt bei 9,2 Prozent. In Europa liegen nur Griechenland mit 15,8 und Italien mit 17 Prozent höher.
In der Altersgruppe zwischen 60 und 64 Jahren arbeiten in Österreich nur mehr 32 Prozent, in Deutschland sind es 63 Prozent.
Wie könnte der Arbeitsmarkt angepasst werden?
Doch mit der Anhebung des Pensionsantrittsalters alleine ist es nicht getan, auch der Arbeitsmarkt und der Arbeitsplatz werden sich den geänderten Rahmenbedingungen anpassen müssen.
Ein erster Schritt kann hier nur Bewusstseinsbildung der Beteiligten sein, gepaart mit dem Willen zur Veränderung. Bei der Umsetzung ist es wichtig, dass sich die Mitarbeiter als „Beteiligte“ im Prozess wahrnehmen und nicht als „Betroffene“.
Die Möglichkeiten, Arbeitsbedingungen altersgerecht anzupassen sind dabei mannigfaltig. Wesentlichster Punkt ist die Anpassung des Arbeitsumfeldes beispielsweise durch eine ergonomischere Arbeitsplatzgestaltung, Anpassung der Arbeitsabläufe, Erleichterung körperlicher Arbeit durch technische Hilfsmittel, Reduktion von Kälte- und Hitzearbeitsplätzen und Änderungen in der Arbeitszeit durch altersgerechte Schichtpläne aber auch durch angepasste Arbeitszeit- und Pausengestaltung.
Ebenso wichtig sind aber auch altersgerechte Fortbildungsmöglichkeiten, allen voran im Hinblick auf die Digitalisierung, Sensibilisierung und Schulung der Führungskräfte und die Förderung der Anerkennung und Wertschätzung der Altersgruppen untereinander.
Ältere Arbeitnehmer sind motiviert
Mai 2024 wurde von der Jobplattform Xing der „Silver-Workers-Report“ vorgestellt, indem in der Altersgruppe zwischen 50 und 75 Jahren erhoben wurde, wie es unter anderem um die Motivation fürs Arbeiten im Pensionsalter bestellt ist.
So konnten sich vier von zehn Befragten vorstellen, auch im Pensionsalter noch zu arbeiten und sogar zwei Drittel waren der Ansicht, über 65 noch fit genug für eine Tätigkeit zu sein.
Als Gründe dafür, im Alter noch zu arbeiten, gaben 54 Prozent vor allem Spaß an der Arbeit an, 50 Prozent den Kontakt zu Mitmenschen und mehr als ein Drittel, eine sinnvolle Aufgabe zu haben.
Nur neun Prozent der Befragten möchte dabei mehr als 30 Stunden pro Woche arbeiten, bevorzugt werden 20 Stunden oder eine geringfügige Beschäftigung. Hier sind sowohl die Politik als auch die Arbeitgeber gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.