Palmers insolvent : Palmers-Gläubiger nehmen Sanierungsplan an, Investor soll bald kommen

Die Gläubiger des insolventen Wäschehändlers Palmers haben bei der Sanierungsplantagsatzung am Dienstag, den 20. Mai 2025, den vorgelegten Sanierungsplan angenommen. 20 Prozent der Schulden sollen beglichen werden.
Als nächster Schritt ist der baldige Einstieg einer "internationalen Investorengruppe" geplant. Bisher wurde der Name der möglichen Investoren nicht genannt. Es soll sich um ein "türkisches, börsennotiertes Unternehmen aus dem Textilbereich, flankiert von einer Private-Equity-Firma und einem Schweizer Fonds", handeln, schrieb jüngst das Nachrichtenmagazin "profil" (online) unter Verweis auf das Unternehmensumfeld.
Gläubigerschützer rechnen mit dem Investoreneinstieg in Kürze. Laut Unternehmensangaben wurde zwischen den bisherigen Eigentümern und einer Investorengruppe rund um ein börsennotiertes Textilunternehmen bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet.
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Die Palmers-Gläubiger sollen bald einen kleinen Teil ihres Geldes zurückbekommen.
Die vereinbarte erste Quote bis 30. Juni sei "deswegen notwendig, weil die bereits sehr weit fortgeschrittenen Investorengespräche bis zur heutigen Abstimmungstagsatzung noch nicht finalisiert werden konnten", erklärte KSV-Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze.
Man gehe "aus heutiger Sicht davon aus, dass diese Gespräche in Kürze erfolgreich abgeschlossen werden können."
Der geplante Einstieg des Investors soll laut AKV auf Ebene der Muttergesellschaft stattfinden. Beabsichtigt ist daher die Übernahme der P Tex Holding GmbH sowie der Tochtergesellschaft – der Palmers Vermögensverwaltung und Beteiligungs GmbH.
Palmers gibt Eigenverwaltung auf – Quote sinkt
Rund 400 Gläubiger und über 500 Dienstnehmer haben laut Gläubigerschützern Forderungen in Höhe von rund 76 Mio. Euro angemeldet. Davon hat Palmers-Sanierungsverwalterin Maria-Christina Nau bisher über 40 Mio. Euro anerkannt, zunächst waren es sogar nur 17 Millionen.
Die restlichen Quotenzahlungen an die Gläubiger zu je 5 Prozent, zahlbar binnen 12, 18 und 24 Monaten ab Annahme des Sanierungsplans, sollen aus dem Fortbetrieb von Palmers sowie mit finanzieller Unterstützung des Investors erwirtschaftet werden.
Palmers hat Ende April beim zuständigen Handelsgericht Wiener Neustadt die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren zurückgelegt.
Das hatte unmittelbare Folgen für die Gläubiger. Während bisher eine Mindestquote von 30 Prozent vorgesehen war, beträgt diese nun nur noch 20 Prozent.
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Umfangreiche Restrukturierung: Filialschließungen und Personalabbau
Seit Insolvenzmeldung im Februar wurden 47 Filialen geschlossen, über hundert Beschäftigte sowie mehrere Franchiseverträge gekündigt.
Aktuell betreibt Palmers noch 70 eigene Standorte und 46 Franchisefilialen mit insgesamt unter 400 Beschäftigten. Der Personalstand der Palmers Textil AG sank auf 345 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Zusätzlich sollen unrentable Franchise-Verträge beendet sowie defizitäre Tochterfirmen im Ausland geschlossen werden.
Die erzielten Umsätze liegen derzeit über den ursprünglichen Prognosen.
Geschichte von Palmers
Palmers wurde 1914 von Ludwig Palmers als Wäschegeschäft in Innsbruck gegründet und erregte ab den 1950er-Jahren vor allem durch seine Plakatwerbungen Aufmerksamkeit.
Palmers war bis 2004 in Familienbesitz, gehörte dann bis 2015 Finanzinvestoren wie dem deutschen Fonds Quadriga und seitdem den Brüdern Luca und Tino Wieser sowie Matvei Hutman.
Für einen Skandal sorgte Palmers während der Coronapandemie, als der Wäschehändler gemeinsam mit dem Faserhersteller Lenzing mit dem Gemeinschaftsunternehmen Hygiene Austria in das Geschäft für FFP2-Masken einstieg, jedoch Masken aus China als "Made in Austria" ausgab.
Vergangenen Herbst wollte sich Palmers noch frisches Geld von Kleinanlegern holen. Finanzierungsprobleme wurden da noch in Abrede gestellt. (apa/red)