Exportchancen in Afrika : Nachhaltige Exportchancen in Afrika

Green Tech aus Österreich für Afrika: V.l.n.r.: Gottfried Reither (Komptech) mit Nana Mainoo, Industriepartner aus Ghana und Markus Maierhofer vor der Kompostiermaschine von Komptech.

Green Tech aus Österreich für Afrika: V.l.n.r.: Gottfried Reither (Komptech) mit Nana Mainoo, Industriepartner aus Ghana und Markus Maierhofer vor der Kompostiermaschine von Komptech.

- © Maierhofer

Vor fünf Jahren wandte sich eines der größte afrikanischen Entsorgungsunternehmen an über zehn Unternehmen in ganz Europa, um gemeinsame Maßnahmen zur Modernisierung des Abfallsektors zu ergreifen. Die Firma Komptech aus der Steiermark, die Abfallaufbereitungsanlagen baut, war die Einzige, die die Anfrage ernst genommen hat. Markus Maierhofer, damals Vertriebsmanager bei Komptech, flog nach Ghana und zog gemeinsam mit seinem Kollegen Gottfried Reither, Leiter des Anlagenbaus bei Komptech, einen 13-Millionen-Euro-Auftrag an Land, den damals größten der Firmengeschichte. Seither ist das Afrikageschäft massiv gewachsen. „Wir haben in den vergangenen Jahren in Kooperation mit einem der größten westafrikanischen Entsorgungsbetriebe, der ghanaischen Zoomlion-Gruppe, Abfallrecyclinganlagen von Komptech in der Größenordnung von mehr als 60 Millionen Euro umgesetzt“, berichtet Maierhofer, der inzwischen Vertriebspartner von Komptech ist und eine Reihe weiterer Unternehmen vertritt und berät. Insgesamt 15 Anlagen zur Kompostproduktion wurden vom steirischen Unternehmen in Ghana errichtet.

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Exportgeschäfte wie jene von Markus Maierhofer sichern nicht nur Arbeitsplätze in Österreich, sondern schaffen auch neue in Afrika und bringen die grüne Transformation auf dem Kontinent voran. „Wir haben hier mit österreichischem Know-how und Wertschöpfung nicht nur mehr als 2000 regionale Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch geholfen, 750.000 Tonnen THG-Emissionen einzusparen“, berichtet Maierhofer. Accra, die Hauptstadt Ghanas, ist bekannt für ihre Mülldeponien. Abfallaufbereitungsanlagen wie von Komptech helfen dabei, das immense Müllproblem afrikanischer Städte anzugehen. „Mehr als 50 Prozent der deponierten Abfallmenge konnten wir reduzieren“, so Maierhofer. Ein Quantensprung in Sachen Klima- und Umweltschutz in Afrika.

Afrika-Experte Markus Maierhofer (r.) mit Geschäftspartner Nana Mainoo auf einer Mülldeponie in Ghanas Hauptstadt Accra.
Afrika-Experte Markus Maierhofer (r.) mit Geschäftspartner Nana Mainoo auf einer Mülldeponie in Ghanas Hauptstadt Accra. - © deponie

Afrikas Nachfrage nach Green Tech

Afrika ist geprägt durch ein enormes Bevölkerungswachstum und die daraus resultierende Zunahme des Müllaufkommens. Müllkippen gehen über und verschmutzen Boden und Gewässer. Afrikanische Bevölkerungen fordern vermehrt ein Handeln der Regierungen, weiß Maierhofer: „Die Modernisierung der Abfallentsorgung findet zunehmend Bedeutung auf der politischen Agenda. Neben den politischen Impulsen wie der Schaffung von regulatorischen Rahmenbedingungen für den Abfallsektor ist die Einbindung des privaten Sektors für den Bau und die Betreibung von Deponien notwendig.“

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Afrikanische Länder wie Ghana (5,4 Prozent), Kenia (7,5 Prozent) Burkina Faso (6,9 Prozent) oder Benin (sechsProzent) und zahlreiche weitere weisen ein starkes Wachstum auf. Die Nachfrage nach nachhaltigen Technologien steigt rapide. Nicht nur Abfallbeseitigung und Recycling stehen im Fokus, sondern auch erneuerbare Energien, Elektromobilität und Gebäudetechnik sowie Infrastruktur. Für österreichische Green-Tech Betriebe ist Afrika ein Kontinent der Zukunft, ist Maierhofer überzeugt. „Die Chinesen haben bereits vor Jahren das Potenzial erkannt und sind uns hier um einiges voraus. Afrika bietet Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten sich wirtschaftlich zu engagieren“, berichtet der steirische Afrika-Experte.

Markus Maierhofer mit Geschäftspartnern vor einer Komptech-Kompostierungsanlage. Aus dem Abfall wird biologischer Dünger für die Landwirtschaft hergestellt. So entstehen Kreislaufprozesse in Afrika.
Markus Maierhofer mit Geschäftspartnern vor einer Komptech-Kompostierungsanlage. Aus dem Abfall wird biologischer Dünger für die Landwirtschaft hergestellt. So entstehen Kreislaufprozesse in Afrika. - © Kompost

Österreich braucht Afrikastrategie

In der Wirtschaft und der Politik rangieren immer noch veraltete Vorstellungen über den Kontinent. Berichte über Konfliktregionen wie aktuell im Niger dominieren die Nachrichten. Dabei gibt es zahlreiche boomende Städte, eine aufstrebende Mittelschicht und eine steigende Nachfrage nach Industriegütern. „Afrika ist nicht als Entwicklungskontinent zu sehen, sondern als Chance, unsere Wirtschaft zu stärken“, meint Maierhofer. Afrikanische Länder bieten zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten für heimische Firmen. Als Exportnation müsse sich Österreich mit den afrikanischen Märkten stärker auseinandersetzen und langfristige und nachhaltige Konzepte erarbeiten.

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Die Erfolgsfaktoren im Afrikageschäft seien laut ihm nicht nur Wertschätzung für die Menschen, Offenheit und Flexibilität, sondern vor allem auch das Entwickeln von Gesamtpaketen. „Neben Technologie und Know-how bedarf es auch einer tragfähigen Finanzierungslösung – alles in allem braucht man passende Komplettlösungen, um am afrikanischen Markt bestehen zu können“, so Maierhofer. Hier kommen die österreichische Außenhandelswirtschaft, die Politik und auch staatliche Finanzierungsstellen wie die Österreichische Kontrollbank ins Spiel.

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„Hier sollte man mehr auf uns Wirtschaftstreibende eingehen und flexible Zugänge bieten. Viele Unternehmen finanzieren aufgrund der Bürokratie und hohen Einstiegsbarrieren die Projekte über das Ausland. Hier wäre die Politik gefordert, gemeinsam mit Ökonomen eine Afrikastrategie für die Exportwirtschaft zu entwickeln“, schlägt Maierhofer vor, der seine Geschäfte teilweise selbst über andere europäische Länder wie Deutschland oder Slowenien abwickelt. Nicht zuletzt könnte Österreich durch eine Export-Initiative umgekehrt auch vom Rohstoffreichtum des Kontinents profitieren.

Erfolgreicher Markteinstieg in Afrika mit FIMA

Neben den passenden Komplettlösungen und entsprechenden Exportstrategien brauche es jedenfalls verlässliche, starke Partner vor Ort und Hartnäckigkeit berichtet Maierhofer, der selbst mit einigen der größten Industrievertretern Westafrikas zusammenarbeitet. Gemeinsam mit diesen hat er FIMA (Finance and Industrial Machinery Africa) gegründet, ein internationales Handelsunternehmen, das sich zur Aufgabe gemacht hat, das Wachstum des afrikanischen Industriesektors durch die Lieferung von Investitionsgütern, Finanzierung und vor allem Wissenstransfer zu fördern und Finanzierungen und Komplettlösungen für Exportgeschäfte aufzustellen. Zu den Schwerpunktbereichen zählen neben dem Agrarsektor und Baumaschinen, vor allem auch erneuerbare Energien und Green-Tech-Lösungen. Der Afrika-Experte arbeitet dabei einzig an Nachhaltigkeitsprojekten ausschließlich mit namhaften Unternehmen zusammen und auch nur mit afrikanischen Firmen, welche von einer weltweit agierenden Wirtschaftsagentur geprüfte Bilanzen vorweisen können.

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Zusätzlich ist FIMA auch beratend für einen nachhaltigen Investmentfond für Sub-Shara Afrika tätig. Aktuell arbeitet er zusammen mit dem ghanaischen Industriellen Dr. Joseph Agyepong an einem Konzept zur Stärkung der Lebensmittelversorgung in Westafrika. „Neben nachhaltiger Hühnerzucht projektieren wir aktuell eine integrierte Reisproduktion. Konkret geht es hier um die Umsetzung einer Reismühle in der Größenordnung von 30 Millionen Euro“, berichtet Maierhofer. Neben 4700 Arbeitsplätzen stehen auch soziale Aspekte wie Women Employment (40 Prozent weibliche Arbeitsplätze) im Fokus und durch den Einsatz von biologischem Dünger werden große Mengen an CO²
eingespart.

Viele österreichische Firmen würden wegen der Mentalitätsunterschiede schnell entnervt aufgeben. „Die Geduld und Flexibilität, den oft schwierigen Bedingungen zu trotzen und im Markt präsent zu bleiben, ist unser Wettbewerbsvorteil“, ist Maierhofer überzeugt, der zu den Hartnäckigen gehört und Erfolg hat.

Markus Maierhofer mit Partnern von FIMA auf der Exhibition South Africa.