Wasserstoff : Große Wasserstoff-Kooperation in Oberösterreich

Vertreter von voestalpine, Rio Tinto, Mitsubishi Corporation und Primetals Technologies während der Vertragsunterzeichnung in Wien.
Von links nach rechts: Rafael Azevedo, General Manager Iron Ore Sales Atlantic und Thomas Apffel, Senior Vice President Steel Decarbonization, beide von Rio Tinto; Kurt Satzinger, Senior Vice President of R&D and Innovation und Helmut Gruber, CTO und Vorstandsmitglied, beide von voestalpine Stahl; Alexander Fleischanderl, CTO und Head of Green Steel und Satoru Iijima, Vorstandsmitglied, beide von Primetals Technologies; Seitaro Takarabe, Head of Business Development DRI, Iron Ore Department von Mitsubishi Corporation.
- © Primetals technologiesAm 1. April 2025 wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen Primetals Technologies, Mitsubishi Corporation, Rio Tinto – einem führenden Bergbau- und Rohstoffunternehmen – sowie dem weltweit führenden Stahl- und Technologiekonzern voestalpine unterzeichnet. Ziel dieser Vereinbarung ist die Weiterentwicklung von Wirbelschicht- und Schmelztechnologien für Eisenerz. Die Projektpartner werden am Standort Linz, Österreich, einen Prototyp der Anlage im industriellen Maßstab errichten. Durch die Nutzung eines neuartigen Verfahrens wird diese Anlage die Eisenproduktion ohne CO2-Emissionen ermöglichen. Die Inbetriebnahme ist für Mitte 2027 geplant.
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Wasserstoffbasierte Direktreduktion und Schmelzofen
Das neue Verfahren zur Eisenerzeugung ermöglicht die Produktion von drei Tonnen Roheisen pro Stunde und basiert auf zwei Innovationen von Primetals Technologies: HYFOR und Smelter. HYFOR (Hydrogen-based fine-ore reduction) ist die weltweit erste Technologie zur Direktreduktion von Feinerzen, die keine Eisenerzaufbereitung erfordert. Seit 2021 betreibt Primetals Technologies eine Pilotanlage auf dem Gelände der voestalpine in Donawitz, Österreich, wo bereits zahlreiche Testkampagnen erfolgreich durchgeführt wurden. Der Smelter ist ein Ofen, der zum Schmelzen und zur Endreduktion von direkt reduziertem Eisen verwendet wird. Bei der voestalpine wird er mit erneuerbarer Energie betrieben und ermöglicht die Produktion von Roheisen für die anschließende Stahlproduktion ohne CO2-Emissionen. „Dieses Projekt markiert einen bedeutenden Fortschritt in Richtung Eisenerzeugung der Zukunft. „Zum ersten Mal wird eine wasserstoffbasierte Direktreduktionsanlage direkt mit dem Schmelzprozess gekoppelt“, sagt Alexander Fleischanderl, Chief Technology Officer und Head of Green Steel bei Primetals Technologies. „Die Kombination von HYFOR und Smelter ist hochinnovativ und könnte die Eisenindustrie verändern wie der LD-Konverter die Stahlproduktion. Wir sind sehr stolz darauf, mit der Unterstützung starker Partner wie voestalpine, Rio Tinto und Mitsubishi Corporation gemeinsam in der Lage zu sein, die Zukunft der Eisenerzeugung ohne CO2-Emissionen maßgeblich zu formen.“
Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG, erläutert weiters: „Mit greentec steel verfolgt die voestalpine einen klaren Stufenplan für eine Stahlproduktion mit net-zero CO2-Emissionen. Im ersten Schritt nehmen wir 2027 an den Standorten Linz und Donawitz je einen mit grünem Strom betriebenen Elektrolichtbogenofen in Betrieb. Bis 2029 werden wir unsere CO2-Emissionen im Vergleich zu 2019 um bis zu 30 Prozent reduzieren. Das entspricht fast 5 Prozent der gesamten jährlichen CO2-Emissionen Österreichs und macht greentec steel zum größten Klimaschutzprogramm des Landes. Langfristig verfolgen wir das Ziel einer klimaneutralen Stahlproduktion mit grünem Wasserstoff. Gemeinsam mit Primetals Technologies und Rio Tinto beschreiten wir einen völlig neuen und vielversprechenden Weg in der Forschung zur Roheisenerzeugung auf Wasserstoffbasis.“
„Bergbau und Handel mit eisenhaltigen Rohstoffen gehören seit vielen Jahrzehnten zu unseren Kerngeschäften“, kommentiert Kenichiro Tauchi, COO, Ferrous Raw Materials Division der Mitsubishi Corporation. „Nun wollen wir ein neues Angebot an emissionsarmem Eisenschwamm und Roheisen entwickeln, um die Dekarbonisierung der Stahlindustrie zu unterstützen. HYFOR und Smelter sind neue, vielversprechende Technologien, um diesen Prozess voranzutreiben. Mitsubishi Corporation freut sich als strategischer Partner von Primetals Technologies darauf, gemeinsam mit führenden Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie an der Entwicklung dieser bahnbrechenden Technologien mitzuwirken.“
Rio Tinto, einer der größten Eisenerzproduzenten der Welt, bringt sein umfassendes Fachwissen über die Qualität und Aufbereitung von Eisenerz ein, um das Projekt auf technischer Seite zu unterstützen. Zudem wird Rio Tinto 70 Prozent des Eisenerzes für die neue Anlage aus seinen weltweiten Erzminen liefern. Das Unternehmen wird Primetals Technologies auch bei der Kommerzialisierung der Technologie unterstützen.
Thomas Apffel, General Manager, Steel Decarbonization bei Rio Tinto, erklärt: „Wir freuen uns, einem Konsortium beizutreten, das die gesamte Prozesskette abdeckt. Mit unserem Know-how in der Eisenerzeugung und unseren Eisenerzen aus den Betrieben in Pilbara, Iron Ore Company of Canada und Simandou wollen wir die Entwicklung und Verbreitung der Wirbelschichttechnologie vorantreiben.
Die verwendete, auf Feinerz basierende Lösung zur Eisenherstellung ist eine überzeugende Alternative zur Hochofentechnologie. Sie macht die Erzvorbereitung überflüssig und bietet somit Stahlproduzenten wie auch Bergbauunternehmen erhebliche Vorteile. Rio Tinto begrüßt die Aufnahme weiterer Teilnehmer in das Konsortium und freut sich darauf, die breite Einführung dieser innovativen Technologie zu unterstützen.“
Finanzierung durch EU und Bundesregierung
Die österreichische Bundesregierung finanziert die Investition und den Betrieb dieser Prototypanlage im Rahmen des vom Kommunalkredit Public Consulting (KPC) verwalteten Programms "Transformation der Industrie" und der von Austria Wirtschaftsservice (aws) verwalteten Initiative "Twin Transition". Zusätzlich unterstützt die Europäische Union das Vorhaben durch den Europäischen Forschungsfond für Kohle und Stahl im Rahmen der Clean Steel Partnership (CSP). Weitere Förderung erfolgt durch die EU Clean Hydrogen Partnership im Rahmen der Hydrogen Valleys für Anwendungen, bei denen Wasserstoff mehr als einem Endsektor oder einer Anwendung in den Bereichen Mobilität, Industrie und Energie dient.