Mobilität : Die ökologische Geschäftsreise
Zeit ist Geld. So läuft es in der Geschäftswelt. Daher müssen Geschäftsreisen vor allem schnell gehen. Die durchschnittliche Dauer einer Geschäftsreise beträgt laut Statista tatsächlich nur etwa einen Tag. Mit anderen Worten, man reist am selben Tag von A nach B, verbringt dort nur wenige Stunden und reist dann wieder zurück. Geschäftsabschlüsse, Vorträge und betriebliche Besprechungen oder Prozesse sind die häufigsten Motive von Geschäftsreisen. In Österreich fallen jährlich rund 8,5 Millionen Geschäftsreisen an, die Kosten für Unternehmen belaufen sich auf über 3,2 Milliarden Euro. Davon fallen mit rund 45 Prozent die meisten Spesen für die Transportkosten an, während Übernachtungs- und Hotelkosten nur rund 25 Prozent ausmachen. Die eigentliche Geschäftstätigkeit beträgt etwa 30 Prozent der gesamten Dauer einer Geschäftsreise. Siebzig Prozent entfallen nur auf die reine Reisezeit, die meistens nicht effektiv genutzt werden kann.
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Flug vs. Bahn vs. Auto: Kostenvergleich und ökologischer Fußabdruck
Flugreisen sind mit Abstand am teuersten. Bis zu 400 Prozent mehr an Kosten verursacht das Fliegen im Vergleich zu Bahn- oder Autofahrten im Durchschnitt. Den geringsten ökologischen Fußabdruck verursacht natürlich die Bahnreise, doch die Autofahrt kann durchaus je nach Strecke mithalten, wenn z.B. mehrere Personen im Auto transportiert werden.
Doch welches Transportmittel am häufigsten für Geschäftsreisen genutzt wird, ist von Land zu Land durchaus unterschiedlich. Mit rund vierzig Prozent nutzen die Deutschen und Österreicher beispielsweise am häufigsten die Bahn, während in den Niederlanden das Auto am öftesten herangezogen wird. Flugreisen kommen in den meisten europäischen Ländern mit 30-40 Prozent erst an zweiter Stelle, nur in Portugal wird das Flugzeug bevorzugt.
Potential von Busreisen
Seit einigen Jahren wurde das Angebot von Intercity-Busreisen in Europa stark ausgebaut. Das Potential für Geschäftsreisen wird im Moment noch total unterschätzt. Nur rund fünf Prozent der Unternehmen nutzen Busverbindungen. Zeit und Kosten sprechen aber in den meisten Fällen klar dafür.
Graz-Wien: Was ist am schnellsten?
Geht es um Zeit, dann schneidet die Flugreise tatsächlich nicht immer am besten ab.
Die Strecke zwischen Wien Zentrum und Graz Zentrum lässt sich mit dem Auto in etwa zwei Stunden bewältigen, für den Zug muss man bereits bis zu vier Stunden einplanen. Die Flugreise kommt ebenfalls auf rund vier Stunden! Die reine Flugzeit beträgt zwar nur etwa dreißig Minuten, Check-In-Zeiten und An- und Abreise zum und vom Flughafen müssen eingerechnet werden. Am kostengünstigsten in Relation zur Reisezeit ist der Bus. Mit rund 20 Euro lässt sich die Strecke Wien Graz in etwa drei Stunden bewältigen.
Effizientes Reisen für Geschäftstermine: Bus, Zug oder Flugzeug?
Doch wo lässt sich die Reisezeit auch am effektivsten nützen und am stressfreisten reisen? Mitunter ist das sicher Geschmackssache, wo es sich besser arbeiten lässt, ob im Bus, Zug oder Flugzeug. Platzangebot und Ausstattung spricht aber häufig für den Zug. Sobald man auf seinem Platz sitzt und der Zug rollt, verläuft eine Bahnfahrt im Normalfall äußerst stressfrei: Man hat einen bequemen Stuhl mit genügend Beinfreiheit, kann lesen, telefonieren, im Internet surfen, ins Bordrestaurant gehen, schlafen oder man kann arbeiten. Vorausgesetzt die Bahn ist pünktlich, lässt sich so relativ stressfrei reisen und im Bedarfsfall effektiv die Zeit nutzen.
Das Auto schneidet hier am schlechtesten ab. Gerade in Ballungsgebieten ist es meistens kein Vergnügen, Auto zu fahren – schon gar nicht werktags zwischen 8 und 20 Uhr, also dann, wenn Dienstreisen üblicherweise stattfinden. Dichter Verkehr, Stau, Baustellen, Umleitungen, dazu eventuell irgendwann Zeitdruck. All das sorgt dafür, dass Geschäftsreisende viel Stress ausgesetzt sind, wenn sie das Auto wählen.
Auf der Langstrecke obsiegt hingegen wieder das Flugzeug. Für Reisezeiten über fünf Stunden, ist in Sachen Komfort das Flugzeug meistens die erste Wahl. Lange Autofahrten und häufiges Umsteigen auf Bahnhöfen machen andere Verkehrsmittel für längere Reisen einfach unattraktiv. Aber auch hier gilt, man muss die Transferzeiten zum Flughafen und Check-In-Zeiten mitrechnen. Nicht selten verdoppelte sich die Reisedauer im Verhältnis zur reinen Flugzeit.
Was ist am ökologischsten?
Rechnet man Zeit, Kosten, Komfort und Umweltbelastung mit ein, so gewinnt eindeutig die Bahn. Zugreisen verursachen im Durchschnitt nur 12,1 kg/p.P. an CO2-Emissionen. Flugreisen erzeugen einen Ausstoß von 62 Kg/p.P. CO2 und das Auto sogar 67,2 Kg/p.P. an CO2. (Daten: deutscher Umweltmobilcheck). Die Nutzzeit in Relation zur Reisezeit lässt sich mit der Bahn am besten optimieren. Bis zu 90 Prozent der gesamten Reisezeit kann auch genutzt werden.
Probleme in der Praxis
In der Praxis sind diese hohen Ansprüche leider oft für Unternehmen nicht umsetzbar. Beispielsweise gibt es für Geschäftsreisen zwischen Graz und München oder Frankfurt kaum eine vertretbare Alternative zum Flugzeug. Bahn- und Autoreisen sind hier deutlich zu zeitaufwendig. Im betrieblichen Alltag ist Zeit meistens das wichtigste Kriterium für eine Geschäftsreise, Kosten und Ökologie müssen daher zurückstecken.
Gerade das Angebot für Bahnreisen müsste in Österreich deutlich ausgebaut werden. Während die Strecke Graz-Wien noch einigermaßen gut erschlossen ist, lässt die Anbindung an andere Landeshauptstädte sowie wichtige Wirtschaftsstandorte deutlich zu wünschen übrig.