Europten Österreich : Die Meister des Leitungsbaus
Ob beim Bau von Hochspannungsleitungen in luftiger Höhe, oder beim zentimetergenauen Verlegen von Fahrleitungen für die Bahn, die Firma EUROPTEN ist der Spezialist für Leitungsbau mit Sitz in Wien. Das Unternehmen hat nicht nur in der jüngeren Vergangenheit den Ausbau der 380-kV-Salzburgleitung Baulos 5 durchgeführt oder für den Karawankentunnel eine Oberleitungsanlage errichtet, sondern wickelt eine Vielzahl von Leitungsprojekten für Bahnunternehmen und Energienetzbetreiber in mehreren europäischen Ländern, vor allem in Österreich und Deutschland, ab. Als Spezialist für den oft sehr planungsintensiven und aufwendigen Leitungsbau ist das Unternehmen ein wichtiger Player für die Energie- und Mobilitätswende.
Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter von Wirtschaftsnachrichten! Jetzt kostenlos abonnieren!
Im Zuge des Ausbaus von erneuerbaren Energien wird in Zukunft auch der Bedarf an neuer Leitungsinfrastruktur steigen. Ebenso macht der europäische Bahn-Boom den Bau neuer, sowie die Elektrifizierung vorhandener Strecken notwendig. Die beiden EUROPTEN-Geschäftsführer Franz Rossler und Wilfried Rendl sehen neben zahlreichen Chancen aber auch große Herausforderungen in der Branche. „Wir sind in zwei großen Geschäftsfeldern tätig. Das eine ist der Bau von Hochspannungsleitungen von 110 bis 400-kV und das andere der Fahrleitungsbereich für Bahnstrecken, wo wir für Eisenbahnunternehmen Oberleitungen errichten. Das sind zwei sehr unterschiedliche Märkte.
Lesen Sie auch: Energiemanagement in Unternehmen: Warum ist die Energieeffizienz so wichtig?
Aktuell werden im Bereich der Hochspannungsleitungen in Deutschland mehr Projekte ausgeschrieben als in Österreich“, berichtet dazu Wilfried Rendl. Das größte Projekt hierzulande ist aktuell die Fertigstellung der 380-kV-Salzburgleitung Baulos 5 für die Austrian Power Grid AG, das Ende 2024 abgeschlossen sein soll. Durch die Salzburgleitung wird der österreichische 380-kV-Ring - das Rückgrat der heimischen Stromversorgung in Westösterreich -0geschlossen.
Intensive Planung – Mast für Mast
Obwohl weitere Ausbauten in Zukunft durchaus notwendig wären, sind neue Planungen in Österreich gerade eher rar. „Der Bau von Hochspannungsleitungen hat eine enorm lange Vorlaufzeit. Politische Zielsetzungen berücksichtigen das aktuell nicht. Unzählige Grundstücksabtretungen sowie umfangreiche Behördenverfahren und Gutachten sind notwendig, bevor wir den ersten Mast errichten können. In alpinen Gegenden ist die Errichtung von Hochspannungsleitungen oft oberhalb von 1.000 Metern zudem um ein Vielfaches komplexer als auf dem flachen Land. Bauteile müssen teilweise mit dem Hubschrauber angeflogen und Stützmasten aufwendig verankert werden“, erläutert Franz Rossler die Herausforderungen beim Leitungsbau.
Lesen Sie auch: Koralmbahn: Alles auf grüner Schiene.
„Bei der Salzburgleitung mussten wir z.B. bei einem Mast über 1.000 Meter Ankerstäbe verbauen“, ergänzt Rendl. Zudem seien aufwendige Bodengutachten für jeden einzelnen Mast notwendig. Eine Kostenkalkulation wird beim Leitungsbau durch viele Faktoren beeinflusst. Vor allem spielt die Geografie und Topografie eine Rolle. In schwer zugänglichen Regionen kann der erforderliche Wegebau schon einmal rund 20 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Auch sei die Beschaffung der nötigen Materialien, z.B. Stahl, immer wieder schwierig. „Der Leitungsbau ist ein sehr durchgetakteter Prozess. Damit wir etwa vorhandene Freileitungen verstärken können, muss der Stromfluss stellenweise unterbrochen werden. Dafür haben wir exakt terminierte Zeitfenster zur Verfügung. Die Einhaltung dieser Terminpläne ist oft eine große Herausforderung“, ergänzt Rendl.
Zudem können z.B. aufgrund der Brutsaison gewisser Vogelarten manche Gebiete zu bestimmten Zeiten gar nicht betreten werden. Auch das gelte es, immer zu berücksichtigen. Erdleitungen seien zudem keine Alternative, wie die beiden EUROPTEN-Geschäftsführer berichten. „Aus technischer Sicht ist die Freileitung einfacher zu handhaben. Erdverkabelungen zu verlegen, erfordert wesentlich umfangreichere Eingriffe in die Natur und bei einer Störung muss jedes Mal aufgegraben werden. Zudem müssen alle paar Kilometer Wartungshäuser errichtet werden, um die Leitungen zu überwachen“, erläutern Rossler und Rendl.
Forschung und Entwicklung für mehr Effizienz
Obwohl der Leitungsbau im Wesentlichen auf bewährte Technologien und erprobte Verfahren zurückgreift, spielt stetige Innovation bei EUROPTEN eine zentrale Rolle. „In erster Linie geht es um die Steigerung der Effizienz durch den Einsatz neuer Materialien und Anwendung neuer Verfahren. Dafür arbeiten wir ständig an der Weiterentwicklung von neuen Montagegeräten oder technischen Hilfsmitteln“, erläutert Rossler. Nicht selten kommen die Impulse dabei von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst. So wurden durch Anregung erfahrener Monteure und Bauleiter etwa justierbare Fahrleitungsabspannungen oder spezielle Tunnel-Nachspannsysteme entwickelt. Zudem können durch den Einsatz moderner und speziell entwickelter Montagegeräte, wie Seilwinden, komplexen Fahrleitungszügen oder Motorbahnwagen, Projekte schneller, effizienter aber vor allem mit mehr Sicherheit für die Arbeiter abgewickelt werden.
Fachkräfte für hohe Aufgaben
Bei EUROPTEN werden Arbeitskräfte für den Leitungsbau betriebsintern ausgebildet. Drei bis fünf Jahre dauert es, bis man für alle Aufgaben voll einsatzfähig ist. Wichtige Voraussetzung: man muss schwindelfrei sein. Denn egal ob Montage von Freileitungen oder Fahrleitungen, die Arbeit von Monteuren bei EUROPTEN findet meistens in luftiger Höhe statt. Rund 200 Monteure werden aktuell in Österreich eingesetzt.
Ausblick mit Wachstum
Die beiden Geschäftsbereiche der EUROPTEN, der Freileitungsbau und der Fahrleitungsbau, machen je rund 90 bis 95 Millionen Euro Umsatz im Jahr. „Beide Geschäftsfelder werden zudem in den nächsten Jahren deutlich wachsen“, zeigt sich Rossler zuversichtlich. Aktuell gäbe es eine große Anzahl an Ausschreibungen. „Wir investieren deswegen weiterhin vor allem in mehr Sicherheit und in Effizienzsteigerungen. Die Arbeitssicherheit spielt bei Ausschreibungen eine immer stärkere Rolle und diese muss man sicherstellen können“, so Rossler weiters.
Matthias Moosbrugger, Rhomberg: "Wenn wir fortbestehen wollen, dann müssen wir innovieren"
Rund 700.000 Euro werden jährlich in Forschung und Entwicklung investiert. Etwa in Digitalisierungsmaßnahmen, um mehr Effizienz in der Planung und im Bau-Management garantieren zu können. Zudem spielen Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz eine zunehmende Rolle. Trotz deutlicher Wachstumsperspektiven in der Branche, wird es vor allem auch Geduld brauchen. „Projekte brauchen oft Jahre, bis sie wirklich anlaufen und immer wieder kann es zu Verzögerungen kommen, wenn sich etwa politische Konstellationen ändern. Auf lange Sicht wird der Markt aber sehr stabil bleiben“, ergänzt Rendl abschließend.