Bargeld Österreich : Die Basis für Bilanzbildung? – Bargeld

Ein älterer Mann bezahlt an der Kasse in einer Tankstelle mit Bargeld.

95 Prozent der Österreicher können sich eine Welt ganz ohne Bargeld nicht vorstellen.

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Bargeld ist mit 79 Prozent nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel der Österreicher. 61 Prozent in Österreich finden die Eigenschaft „Vertraut“ bei Bargeld am wichtigsten. Die Eigenschaft „Anonym“ wird mit 56 Prozent am zweithöchsten bewertet.

Das zeigt eine im Frühjahr präsentierte Umfrage der Beratungsfirma Bearing Point.

„In Österreich bleibt es das Maß aller Dinge und eine Abkehr vom vertrauten Bargeld liegt nicht im Interesse der Befragten“, so Christian Bruck, Partner und Experte für das Thema Zahlungsverkehr bei BearingPoint.

Zum gleichen Ergebnis ist auch die wenige Monate zuvor veröffentlichte Zahlungsmittelstudie der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gekommen. Nahezu alle Befragten, konkret 95 Prozent, können sich eine Welt ganz ohne Bargeld nicht vorstellen. Für knapp zwei Drittel (64 Prozent) soll Bargeld seine derzeitige Bedeutung behalten.

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Der Umgang mit Bargeld stellt die Basis der Finanzbildung dar, ist sich Clemens Mitterlehner sicher.

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Umgang mit Geld erlernen

Münzen und Scheine haben aber noch eine andere Eigenschaft – an ihnen führt kein Weg vorbei, wenn es darum geht, den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu erlernen.

„Der Umgang mit Bargeld stellt die Basis dafür und somit der Finanzbildung dar. Denn nur damit kann man den Bezug zu Geld und dessen Wert herstellen. Wer mit zwölf Jahren noch nie regelmäßig und verlässlich Bargeld hatte, sondern gleich ein Konto und eine Karte bekommt, wird sich schwer tun“, sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich.

Damit dies gelingt, sollten Kinder spätestens beim Eintritt in die Volksschule ein kleines Taschengeld bekommen.

„Das können beispielsweise zwei Euro pro Woche sein. Kinder müssen Münzen und Scheine sehen, spüren und zählen können, dann entsteht der Bezug dazu“, ist Mitterlehner überzeugt.

Begleitend dazu müssten Eltern aber auch über Geld reden. Kindern müsse bewusst werden, dass es einen Bezug zwischen Geld und Arbeit gebe. „Und auch, dass man sich vielleicht nicht alles leisten kann“, so Mitterlehner.

Werden ältere Kinder beziehungsweise Jugendliche für kleine Jobs bezahlt, steige der Bezug zum Geld ein weiteres Mal. „Dann sehen sie in der Praxis, wie lange sie wofür arbeiten müssen“, so der Experte.

Schutz vor Schulden

All das seien wichtige Maßnahmen, um später vor Verschuldung geschützt zu sein. Der Umgang mit Bargeld kann aber auch in späteren Jahren geübt werden.

„Kommen zu uns Menschen in die Beratung, die mit bargeldlosem Bezahlen nicht klar kommen, raten wir ihnen Folgendes: Nämlich, am Montag mit der Karte Geld für die ganze Woche abzuheben und die Karte danach immer daheim zu lassen. So lernt man, sich das Geld einzuteilen“, so Mitterlehner.

Bargeldloses Bezahlen, Ratenzahlung oder Einkäufe nach dem Motto „Kaufe jetzt, zahle später“ würden dazu beitragen, den Überblick über die Finanzen zu verlieren. „Ein Haushaltsbuch beziehungsweise die Dokumentation von Käufen, Ausgaben und Einnahmen hilft, diesen zu bewahren“, rät Mitterlehner.