Wietersdorfer Umsatz : Wietersdorfer Gruppe Geschäftsjahr 2024: Internationalisierung kompensiert Bauflaute in Europa

Wietersdorfer CEO und CFO Michael Junghans und Hannes Gailer bei Pressekonferenz an einem Tisch mit Mikros.

Trotz schwieriger Rahmenbedienungen blicken Michael Junghans (CEO) und Hannes Gailer (CFO) auf erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurück.

- © Wietersdorfer/kaerntenphoto

Die Wietersdorfer Gruppe zieht eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2024. Trotz der anhaltend schwachen Baukonjunktur und wachsendem Wettbewerbsdruck in Europa verzeichnete der weltweit tätige Industriekonzern einen Umsatzanstieg auf 1.105 Millionen Euro. 

Das entspricht einem Wachstum von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Unternehmensstrategie, internationale Märkte gezielt auszubauen, scheint damit Wirkung zu zeigen.

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In Afrika errichtet die Wietersdorfer Tochter Amiblu Marokk Entsalzungsanlagen, Bewässerungssysteme oder Trinkwasserversorgungen.

- © Amiblu Marokk

Regionale Umsatzentwicklung: Rückgang in Österreich, Zuwächse in Südeuropa

Europa bleibt mit knapp 70 Prozent Umsatzanteil der bedeutendste Markt für die Wietersdorfer Gruppe, die in den Bereichen Zement und Beton, Kalk, GFK-Rohrsysteme, PP-Rohrsysteme und Industriemineralien tätig ist. Der europäische Gesamtumsatz stieg 2024 um 2,9 Prozent.

In Österreich hingegen sanken die Erlöse um 12,4 Prozent auf 156,1 Millionen Euro – ein Rückgang, der auf die schwächelnde Baukonjunktur und hohe Kostenbelastungen zurückgeführt wird. Auch in Deutschland verzeichnete das Unternehmen einen leichten Umsatzrückgang um 2,8 Prozent auf 147,4 Millionen Euro.

Gegenteilig entwickelten sich die Märkte in Südeuropa. In Italien stieg der Umsatz um 17,4 Prozent auf 107 Millionen Euro, in Spanien konnte er sich sogar auf 28,7 Millionen Euro verdoppeln. Verantwortlich dafür waren insbesondere staatlich unterstützte Infrastrukturprojekte in den Bereichen Trinkwasserversorgung, Energie und Verkehr, von denen die Unternehmensgruppe profitierte.

Innerhalb der Gruppe blieb der US-Markt mit einem Umsatz von 176,9 Millionen Euro das umsatzstärkste Einzelmarktland. Dahinter folgen Österreich, Deutschland und Slowenien.

Internationale Märkte: Wachstum in Australien, Afrika und Lateinamerika

Während Europa durchwachsene Ergebnisse zeigt, entwickelte sich das internationale Geschäft dynamisch. 

In Australien erzielte die Wietersdorfer Gruppe ein Umsatzplus von 122 Prozent auf 3,5 Millionen Euro – maßgeblich durch die Übernahme von RPC Pipe Systems. Obwohl Australien derzeit noch eine vergleichsweise geringe Rolle innerhalb des Konzerns spielt, sieht das Unternehmen in dem Markt ein bedeutendes Zukunftspotenzial, nicht zuletzt aufgrund des prognostizierten Bevölkerungswachstums von 34 Prozent bis 2050.

Auch in Afrika konnte ein Umsatzwachstum von 67,4 Prozent auf 52,9 Millionen Euro erzielt werden. Die Wietersdorfer Gruppe ist dort vor allem in den Bereichen Entsalzung, Trinkwasser- und Bewässerungsinfrastruktur tätig. Im Juni 2025 soll eine dritte Produktionslinie eröffnet werden, die weiteres Wachstum absichern soll.

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In Südamerika stieg der Umsatz um 97,1 Prozent auf 20,6 Millionen Euro. Ausschlaggebend war die vollständige Übernahme des GFK-Rohrsystemherstellers O-tek im vergangenen Jahr.

„Unsere Investitionen in internationale Märkte wie Australien, Afrika und Lateinamerika zahlen sich klar aus. Sie schaffen Unabhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen in Europa und eröffnen uns enorme Wachstumspotenziale. Wir sehen, dass Infrastruktur ein globales Zukunftsthema ist, und wir liefern die Lösungen dafür“, betont Michael Junghans, CEO der Wietersdorfer Gruppe.

Rohrsysteme als wichtigste Umsatzsäule im Geschäftsjahr 2024

Die verschiedenen Geschäftsfelder des Unternehmens entwickelten sich insgesamt stabil. Den größten Umsatzanteil lieferten erneut die GFK- und PP-Rohrsysteme, die zusammen mehr als 50 Prozent des Konzernumsatzes ausmachten.

Das Geschäft mit Zement und Beton trägt etwa ein Viertel zum Umsatz bei. Industriemineralien folgen mit einem Anteil von 17 Prozent. Das Geschäftsfeld Kalk hat einen Anteil von vier Prozent.

Innovationsförderung durch AI-Programme und Talentförderung

Im Zuge der Internationalisierung hat die Wietersdorfer Gruppe auch ihre Personalentwicklung angepasst. Die Zahl der weltweit Beschäftigten lag 2024 bei 3.670, wobei bereits ein Viertel der Belegschaft außerhalb Europas tätig ist.

Um auch künftig internationale Fachkräfte zu gewinnen, wurde das Studierendenprogramm „Go International“ ausgebaut und erstmals für internationale Bewerber geöffnet. Die Bewerberzahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.

Zusätzlich läuft ein konzernweites, zweijähriges Talent-Management-Programm für angehende Führungskräfte, das länderübergreifende Projektarbeit fördert.

Ein weiterer Innovationsimpuls kommt aus dem neu geschaffenen AI-Contest. Mitarbeitende aus allen fünf Geschäftsfeldern entwickeln Projekte zur Anwendung künstlicher Intelligenz:

  • Poloplast (PP-Rohrsysteme): humanoide Roboter für repetitive Produktionsaufgaben
  • Alpacem (Zement und Beton): „SENSAI“ – KI-gestütztes Umweltmonitoring
  • Amiblu (GFK-Rohrsysteme): AI-optimized pipe design
  • InterCal (Kalk): „AI Driven Smart Production“ – integrierte Produktionsplanung mittels KI

Die erfolgversprechendsten Projekte werden 2025 im Rahmen einer Studienreise ins Silicon Valley weiterentwickelt.

Seit 2024 ist die Wietersdorfer Gruppe nun auch in Australien mit einem Tochterunternehmen tätig.

- © RPC Pipe Systems

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025: Herausforderungen und Chancen

Für das laufende Jahr rechnet die Wietersdorfer Gruppe mit einem weiterhin anspruchsvollen Umfeld. Neben der schwachen Baukonjunktur zählen hohe Energie- und Lohnkosten, der Fachkräftemangel sowie regulatorische Hürden in Mitteleuropa zu den Risikofaktoren.

Zudem könnten erste protektionistische Maßnahmen im Zuge eines sich abzeichnenden Zollstreits mittelfristig die internationalen Lieferketten belasten.

Trotzdem blickt das Unternehmen optimistisch nach vorn:

„Wir sind für 2025 gut gerüstet. Unsere diversifizierte internationale Aufstellung, die gezielte Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden sowie unser klarer Fokus auf Innovation und Digitalisierung geben uns die nötige Stabilität und Zukunftsorientierung, um auch unter schwierigen Bedingungen erfolgreich zu wirtschaften“, erklären Michael Junghans und Hannes Gailer.

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