Wohnbau Kärnten : Koralmbahn: Was hat sie mit dem Immobilienmarkt Kärntens zu tun?

Die Koralmbahn in Kärnten überquert Gewässer auf einer Brücke.

Seit Dezember 2023 fährt die Koralmbahn in Kärnten im Nahbetrieb, Ende 2025 heißt es „Bahn frei“ für die gesamte Strecke.

- © ÖBB/evmedia

Der Countdown läuft: Bis Ende 2024 werden die Hauptbauarbeiten am Flughafenast und der gesamten Koralmbahn – inklusive Koralmtunnel – abgeschlossen sein. Danach startet nach Angaben der ÖBB die heiße Phase der Inbetriebnahme.

In einem Jahr, also Ende 2025, schließlich soll es dann „Bahn frei für die Koralmbahn“ heißen. Das Kärntner Teilstück ist bereits seit knapp einem Jahr in Betrieb.

Bereits an Fahrt aufgenommen hat aber auch der Immobilienmarkt entlang der Bahnstrecke – zumindest, wenn es um Grundstücke geht. So beobachten Experten seit etwa zwei Jahren einen deutlichen Anstieg der Preise für Bauland rund um St. Paul im Lavanttal.

„Die Baulandpreise steigen hier stärker als in der Umgebung, sie haben sich nahezu verdoppelt“, sagt Thomas Kircher, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien Kärnten. Er beziffert die aktuellen Preise für Bauland mit 120 und 150 Euro pro Quadratmeter.

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Anders sieht es am Wohnungsmarkt aus. Denn auch Kärnten kann sich der in diesem Segment herrschenden Krise nicht entziehen.

„Die Wohnungspreise sind bisher durch die Koralmbahn noch nicht so richtig in Bewegung gekommen“, sagt Robert Haubiz, Geschäftsführer von S Real Kärnten.

Demnach sind die Preise für gebrauchte Immobilien aufgrund des Nachfrageeinbruchs leicht nach unten gegangen, jene für Neubauobjekte relativ stabil geblieben.

„Die Bauträger können aufgrund ihrer Kalkulationen im Neubau kaum die Preise senken“, sagt Kircher.

Wie sich die Koralmbahn auf den Wohnungsmarkt auswirkt, wird sich in einigen Jahren zeigen.

Auswirkungen auf die Bauaktivität

Der Nachfrageeinbruch sowie die nach wie vor hohen Projektkosten wirken sich auch in Kärnten auf die Bauaktivität im Wohnbau aus.

„Private Bauträger halten derzeit eher die Füße still“, so Haubiz.

Zwar werden heuer rund 2.000 neue Wohneinheiten erwartet und 70 Prozent davon sind Eigentumswohnungen. Das geht aus dem 1. Österreichischen Neubaubericht, der im Auftrag des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WKO erstellt wurde, hervor. Doch bereits für 2025 wird ein deutlicher Rückgang um 60 Prozent auf nur noch 800 Einheiten prognostiziert. Dieser Trend setzt sich zumindest bis 2026 fort, heißt es im Neubaubericht weiter.

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Wie sich die Koralmbahn auf den Wohnungsmarkt auswirkt, werde daher erst mittelfristig erkennbar sein, so die beiden Experten. Die Weichen sind jedenfalls in Richtung steigender Nachfrage gestellt.

So haben sich beispielsweise Wohnbaugenossenschaften im Lavanttal Grundstücke für Wohnbauprojekte gesichert. Auch die ÖBB Immobilien haben ein Projekt in der Pipeline: In Villach wird in enger Abwicklung mit der Stadt unter dem Namen „Villach Westbahnhof“ auf einer rund 25.000 Quadratmeter großen Brache ein urbanes Stadtquartier geplant.

Unter dem Leitmotiv „Die produktive Stadt“ soll es dort in einigen Jahren nicht nur geförderte und freifinanzierte Wohnungen, sondern auch Flächen für Produktion und Logistik geben.

Denn eines ist unbestritten, wie eine im Jahr 2022 präsentierte Studie von Joanneum Research zeigt: Durch die Koralmbahn, die die schnellste Fahrzeit zwischen Klagenfurt und Graz von knapp drei Stunden auf 45 Minuten verkürzt, entsteht ein neuer, international sichtbarer Ballungsraum. Die Auswirkungen, die sich aus der veränderten Erreichbarkeit ergeben, seien signifikant positiv, so Studienautor Eric Kirschner. Und zwar sowohl in Bezug auf die wirtschaftliche Dynamik und Wettbewerbsfähigkeit als auch in Bezug auf die demographische Entwicklung.