New Work im Unternehmen : Was kann "Neue Arbeit"?

New Work: Die räumliche Veränderung des Arbeitsplatzes ist eines der sichtbaren Merkmale des sich vollziehenden Wandels in der Arbeitswelt.

Die räumliche Veränderung des Arbeitsplatzes ist eines der sichtbaren Merkmale des sich vollziehenden Wandels in der Arbeitswelt.

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Der Wandel der Arbeitswelt, wie wir ihn gegenwärtig erleben, ist so umfassend und tiefgreifend, dass in vielerlei Hinsicht von einem Paradigmenwechsel gesprochen werden kann. Und: Er betrifft alle Bereiche.

Inhalt, Umfang, Organisation und Bedeutung von Arbeit sind von Veränderungen betroffen, die letztlich zu einem neuen Verständnis von Arbeit führen werden. Bisher waren die wesentlichen Parameter für die gesellschaftliche Funktion von Arbeit, wo sie in welchem zeitlichen Umfang zu leisten war und wie die Arbeit entlohnt wurde.

Die Rahmenbedingungen dafür wurden von der Politik gesetzt, nachdem sie zuvor zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgehandelt worden waren. Entsprechend starr waren die Muster, die die Arbeitswelt in Industrie, Handel, Handwerk und Verwaltung bestimmten. Mit fortschreitender Digitalisierung und Globalisierung wurde deutlich, dass diese Muster nicht mehr zeitgemäß waren.

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Die Faktoren Raum und Zeit verloren in ihrer traditionellen Form an Bedeutung. Arbeitsort und Arbeitszeit wurden mobil. Die drastischen Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie, die zu einem zeitweiligen Stillstand des gesellschaftlichen Lebens und zu Einschränkungen im Berufsleben führten, wurden durch die akute Einführung des Homeoffice unter dem Zwang der äußeren Umstände zu einer Erweiterung des Arbeitsplatzbegriffs, der sich in kürzester Zeit etabliert hat und geblieben ist – so bieten 98 Prozent der österreichischen Unternehmen Homeoffice an.

Wesentlich einschneidender für die aktuellen Veränderungen des Arbeitsverständnisses ist jedoch die Tatsache, dass der Sinn hinter der Tätigkeit stark in Frage gestellt wird. So gaben in einer aktuellen PWC-Umfrage 100 Prozent der Befragten an, dass sie zunehmend Wert darauflegen, „einen Sinn hinter der eigenen Arbeit zu sehen“. Hinsichtlich der zukünftigen Arbeitszeit geht der Trend eindeutig in Richtung mehr Flexibilität und damit weniger staatlicher Einflussnahme, wozu auch die nicht zielführende Diskussion um die 4-Tage-Woche oder der Ruf nach mehr Arbeitsstunden bei gleichem Lohn gehört.

Zwei Drittel der Befragten in der bereits erwähnten PWC-Studie gehen übrigens davon aus, dass sich die Vier-Tage-Woche allgemein durchsetzen wird. Vor allem die Generation der 18- bis 39-Jährigen befürwortet dieses neue Konzept, während die Personalverantwortlichen naturgemäß deutlich zurückhaltender sind.

Gelebte Vielfalt am Arbeitsplatz bedeutet stets ein höheres Maß an Innovation, Erfolg und Mitarbeiterzufriedenheit.

Was ist der Arbeitsplatz der Zukunft?

Die Zukunft der Arbeit hat bereits begonnen, so viel ist sicher. Und diese künftige Arbeitswelt wird vor allem durch eine „extrem dynamische Arbeitskultur“ geprägt sein, wie es in einem Papier des Softwarekonzerns SAP heißt. Die Rede ist von „verteilten Belegschaften“ und „hybriden Arbeitsplätzen“, die sich nicht nur zwischen Unternehmen und Homeoffice aufteilen, sondern alternativ auch an jedem beliebigen Ort stattfinden können, wie es der Begriff „Remote Work“ beschreibt. Das bedeutet, dass die Arbeit unabhängig vom Firmensitz oder vom Homeoffice erledigt wird. Einzige Voraussetzung ist die Anbindung an das digitale Netz.

Die räumliche Veränderung des Arbeitsplatzes ist eines der sichtbaren Merkmale des sich vollziehenden Wandels. Bis zum Ausbruch der Pandemie COVID-19 war die Variante Homeoffice nur einer Minderheit vorbehalten. Mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 wurde die Homeoffice-Lösung dann notgedrungen flächendeckend eingeführt – und sie ist geblieben.

Auch wenn es keinen einseitigen Rechtsanspruch darauf gibt, wird Homeoffice von 98 Prozent der österreichischen Unternehmen angeboten. Der hybride Arbeitsplatz, der mittlerweile fast zum Standard geworden ist, definiert sich nicht nur über die Aufteilung der Arbeitszeit zwischen Unternehmen und Homeoffice, sondern schließt auch externe Mitarbeiter und hochspezialisierte Berater mit ein.

Das Veränderungspotenzial betrifft erstens den Arbeitsplatz an sich und zweitens seine Zusammensetzung. Drittens wird sich auch die Art der Arbeit verändern. Sie wird in hohem Maße wissensbasiert, wissensintensiv und von kognitiven Aufgaben geprägt sein.

  • Maria Ziller, Personalleiterin der Salzburg AG
    "Wenn man sich allein einarbeiten muss und seine Aufgaben nicht erfüllen kann, ist die Gefahr groß, dass jemand das Unternehmen schnell wieder verlässt“

    Maria Ziller, Personalleiterin der Salzburg AG

Was versteht man unter Wissenstransfer?

Hier geht es um den Austausch und die Weitergabe von Wissen innerhalb eines Unternehmens. Wissensmanagement spielt in Zeiten von Homeoffice und Telearbeit eine wichtige Rolle. Der Zugriff auf eine ständig aktualisierte Wissensbasis ist das A und O. Wie Umfragen zeigen, werden neue Kompetenzen zu 70 Prozent „on the job“ erworben und ausgebaut.

Dabei ergänzen sich das Wissen und die Erfahrungen verschiedener Personen. Darüber hinaus ist es wichtig, explizites Wissen über Arbeitsabläufe, Verfahren und Anweisungen verfügbar zu halten. Ein erfolgreiches Wissensmanagement hilft Unternehmen, mit der hohen Veränderungsgeschwindigkeit besser umzugehen. Entscheidend ist, dass wertvolles Wissen im Unternehmen bleibt, um auch die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erleichtern. Eine weitere Aufgabe besteht darin, für einen kontinuierlichen Wissenserwerb zu sorgen (lebenslanges Lernen).

Wissenstransfer als Basis für Erfolg

Das Ausmaß des Wandels wird vor allem durch die Intensität des Einsatzes von KI (Künstliche Intelligenz) bestimmt. Die Integration von KI erfordert jedoch eine spezielle Ausbildung. Wissenserwerb und Wissenszuwachs werden in Zukunft noch kontinuierlicher stattfinden, ebenso der Austausch darüber zwischen Mitarbeitern oder innerhalb von Abteilungen.

Eine unternehmensinterne Basis für Wissenserwerb und Wissenszuwachs schaffen sogenannte Wissensdatenbanken, die kontinuierlich ergänzt und erweitert werden müssen. Diese Datenbanken sind eine wesentliche Grundlage dafür, dass zukünftige Modelle verteilter Belegschaften und hybrider Arbeitsplätze mit Remote Work und Workation überhaupt funktionieren können. Zum Wissen über interne Arbeitsabläufe, technologisches Know-how und Hintergrundfakten gehört aber auch ein gesichertes Wissen über die entsprechenden Zugänge zu den einzelnen Unternehmensnetzwerken und die Implementierung von Hard- und Software in die elektronischen Arbeitsmittel der einzelnen Mitarbeiter. Wurde das erworbene Wissen bisher als „Privateigentum“ behandelt und gehortet, so gilt heute: Je mehr Wissen erworben wird, desto mehr muss es geteilt werden, um bereichernd in den Wissensfluss zurückzukehren.

Die neue Arbeitswelt wird bereits heute in viel stärkerem Maße als heterogen wahrgenommen als noch vor fünf Jahren, und diese Entwicklung wird sich noch verstärken. Mit dem weitgehenden Verschwinden der geburtenstarken Jahrgänge werden nicht nur Altersunterschiede innerhalb einer Belegschaft, sondern auch die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Ethnien und Kulturen stärker wahrgenommen. So bereichernd dies letztlich für den Output eines Teams sein kann, so herausfordernd wird es sein, Wissensinhalte so aufzubereiten, dass sie allen Adressaten gleichermaßen zugänglich gemacht werden können. Gelebte Vielfalt am Arbeitsplatz bedeutet stets ein höheres Maß an Innovation, Erfolg und Mitarbeiterzufriedenheit. Mittlerweile ist auch erwiesen, dass generationenübergreifende Belegschaften von diversen kulturellen und persönlichen Erfahrungen profitieren.

Was ist eine Workation?

Unter Workation versteht man ein innovatives Arbeitskonzept, bei dem berufliche Aufgaben an einem Ort außerhalb der gewohnten Arbeitsumgebung, z. B. am Urlaubsort, erledigt werden. Die Wortschöpfung setzt sich aus den Begriffen Arbeit und Urlaub zusammen. Es ist nicht mit Urlaub gleichzusetzen und es gibt eine Reihe von Regeln, die im Voraus festgelegt werden müssen.

Was versteht man unter Onboarding?

Wenn es darum geht, neue Mitarbeiter in das Unternehmen oder die Abteilung einzuführen, geht es vor allem darum, sie mit der Unternehmenskultur vertraut zu machen, sie in das soziale Umfeld des Unternehmens zu integrieren und sie mit den täglichen Aufgaben vertraut zu machen. Fehlervermeidung, Motivation, langfristige Bindung statt Fluktuation, Produktivität und Employer Branding sind die wesentlichen Ziele eines erfolgreichen Onboarding-Prozesses.

Gutes Onboarding: wichtig oder wichtiger?

Der erste Eindruck entscheidet, ob der Daumen nach oben oder in die entgegengesetzte Richtung zeigt. So war es jedenfalls bisher, wenn es um eine Bewerbung oder den Antritt einer neuen Stelle ging. Die Bewerber und alle, die ins Berufsleben eintraten oder eine neue Stelle antraten, hatten zu liefern.

Auch das hat sich geändert: Für die Unternehmen ist es heute selbstverständlich, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom ersten Tag an mit dem Unternehmen, seiner spezifischen Kultur, dem sozialen Umfeld und den täglichen Aufgaben vertraut zu machen und dabei nichts dem Zufall zu überlassen. Zu groß sei das Risiko, dass neue Kolleginnen und Kollegen schon nach wenigen Wochen wieder kündigen, erklärt Maria Ziller, Personalleiterin der Salzburg AG, bei einem Pressegespräch.

„Wenn in der ersten Zeit niemand da ist, der einen begleitet, wenn man sich alleine einarbeiten muss und seine Aufgaben nicht erfüllen kann, dann ist die Gefahr groß, dass jemand das Unternehmen schnell wieder verlässt“, so Ziller. Außerdem erhalten sie vor Arbeitsbeginn einen Leitfaden, der sie für den ersten Tag gut rüstet: So erfahren sie, wo sie parken oder essen können oder finden Informationen über das Corporate Design.“

Ein Großteil der Führungskräfte im Unternehmen stellt den neuen Kolleginnen und Kollegen zudem einen Buddy zur Seite, der ihnen den Einstieg erleichtert. Auch die organisatorischen Aufgaben, die das Unternehmen im Vorfeld übernimmt, sind vielfältig: Formalitäten müssen geklärt, Arbeitsplatz und Ausstattung vorbereitet, ein Einarbeitungsplan erstellt werden. Für Ziller ist Onboarding ein Prozess, an dem immer wieder gefeilt werden muss.

„Menschen wollen wissen, was sie zum großen Ganzen beitragen können“, betont Raimund Lainer, Leiter der Personalentwicklung bei Spar. „Die Zeiten, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen, sich einen Schreibtisch suchen und dann allein gelassen werden, sind zum Glück vorbei“, fügt er ergänzend an. So werden Neueinsteiger in die Unternehmenskultur und die Arbeitsabläufe eingeführt und erhalten eine detaillierte Aufgabenbeschreibung. Ein Instrument dafür ist die interne Lernplattform, mit deren Hilfe die neuen Kolleginnen und Kollegen das Unternehmen kennenlernen. Nach einem Monat werden die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Feedback zum Einarbeitungsprozess gebeten.

„Menschen wollen wissen, was sie zum großen Ganzen beitragen können“, betont Raimund Lainer, Leiter der Personalentwicklung bei Spar.
„Menschen wollen wissen, was sie zum großen Ganzen beitragen können“, sagt Raimund Lainer, Leiter der Personalentwicklung bei Spar. - © SPAR/wildbild

Was bedeutet Remote Work?

Arbeit kann von jedem beliebigen Ort aus erledigt werden. Das bedeutet, dass Beschäftigte ihren Arbeitsplatz außerhalb des Firmenbüros oder des Home-Office frei wählen können. Eine wesentliche Voraussetzung ist jedoch, dass der jeweilige Ort an das digitale Netz angeschlossen ist. So entsteht eine neue Form der hybriden und mobilen Zusammenarbeit.

Was bedeutet Homeoffice?

Das Homeoffice entstand aus der Not heraus im Zuge der Corona-Pandemie und hat sich mittlerweile in der Arbeitswelt etabliert. 98 Prozent der österreichischen Unternehmen bieten Telearbeit an. Es besteht jedoch kein einseitiger Anspruch darauf. Die notwendigen Arbeitsmittel sind vom Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen, die Arbeitszeiten entsprechen den vereinbarten Anwesenheitspflichten im Betrieb.