Wirtschaftsbarometer Steiermark : Konjunkturaufschwung außer Sicht

WKO_Wirtschaftsbarometer 03.07.2024

Direktor Dernoscheg und Präsident Herk bei der Präsentation des steirischen Wirtschaftsbarometer.

- © Foto Fischer

Für die heimische Wirtschaft bleiben die Zeiten herausfordernd. Hohe Arbeitskosten und der in vielen Branchen nach wie vor akute Fachkräftemangel sorgen angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Situation für ein weiterhin höchst frostiges Wirtschaftsklima im Steirerland – das zeigt das aktuelle Wirtschaftsbarometer deutlich auf: 61,5 Prozent der 722 befragten Unternehmerinnen und Unternehmer melden in dieser großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine weitere Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 6,6 Prozent eine Entspannung feststellen – ergibt unterm Strich einen Negativsaldo von -54,9 Prozentpunkten. Auch in Bezug auf die zweite Jahreshälfte sehen nur wenige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels (8,0 Prozent), der Großteil (50,5 Prozent) zeigt sich pessimistisch in den Erwartungen. Trotzdem gilt positiv zu erwähnen, dass der Erwartungssaldo (-42,5 Prozentpunkte) damit etwas besser ausfällt als zuletzt (-65,8 Prozentpunkte). „Eine nachhaltige Besserung oder gar ein baldiger Aufschwung ist mit diesem Ergebnis allerdings nicht in Sicht“, mahnt WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Negativ eingeschätzt wird nämlich nicht nur das allgemeine Wirtschaftsklima, sondern auch die bisherige Entwicklung des eigenen Unternehmens. Mit (inflationsbedingter) Ausnahme des Preisniveaus befinden sich sämtliche Saldenwerte weiterhin im Minusbereich.

WK-Steiermark Präsident Josef Herk

Großbetriebe und Export stark betroffen

Die schwierige Wirtschaftslage zeigt sich vor allem bei den Rückmeldungen der steirischen Großunternehmen deutlich. Auch im Sommer 2024 fällt das Konjunkturprofil überwiegend negativ aus (Saldo: -34,9 Prozentpunkte). 19,9 % gelang noch ein Umsatzzuwachs, mehr als die Hälfte (54,8 %) war jedoch mit einem Rückgang konfrontiert. Auch der Ausblick bleibt getrübt: Der Erwartungssaldo hat sich zwar verbessert, erweist sich aber mit -25,0 Prozentpunkten als negativ (Umsatz wird steigen: 21,7 %, sinken: 46,6 %). Die steirische Exportwirtschaft erwies sich in der Vergangenheit immer als Stütze der heimischen Wirtschaft, nun beginnt diese aber zunehmend zu wanken. Erstmals seit der Corona-Krise liegt der Saldo des bisherigen Exportumsatzes wieder unter der Nulllinie bei -14,1 Prozentpunkten. Nur mehr 17,5 % der befragten Exportunternehmen konnten in den vergangenen zwölf Monaten ihren Exportumsatz steigern, 31,6 % sahen sich mit Rückgängen konfrontiert. Der Ausblick gibt aber Anlass zur Hoffnung: 31,6 % zeigen sich optimistisch gestimmt, wohingegen 23,9 % von einer (weiteren) Verschlechterung ausgehen. Der Erwartungssaldo kommt damit erstmals seit zwei Jahren wieder im Positivbereich bei +7,7 Prozentpunkten zu liegen.

Direktor Karl-Heinz Dernoscheg

Investitionsbereitschaft gesunken

Die Investitionsbereitschaft der steirischen Unternehmen ist seit 2023 von deutlicher Zurückhaltung geprägt. Der Saldo zur Entwicklung des Investitionsvolumens in den vergangenen zwölf Monaten kommt zum zweiten Mal in Folge unter der Nulllinie zu liegen. Mit -20,8 Prozentpunkten fällt dieser sogar marginal schlechter aus als in der Winterumfrage. Insgesamt haben 17,2 % ihr bisheriges Investitionsvolumen erhöht und 38,0 % dieses gesenkt. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen ist auch in den kommenden Monaten keine Trendumkehr zu erwarten: 41,2 % gehen von einer (weiteren) Reduktion aus, nur 12,2 % planen in den kommenden Monaten mehr zu investieren – Ersatzbedarf bleibt dabei das Hauptmotiv (54,6 % der befragten Unternehmen). Jeder fünfte befragte Betrieb plant keine Investitionen zu tätigen, obwohl gerade Investitionen in Zukunftstechnologien notwendig wären, um den Produktivitätsfortschritt in der heimischen Wirtschaft voranzutreiben.

Regionale unterschiede

Das allgemeine Wirtschaftsklima wird seit der Corona-Krise als schwierig eingestuft. Auch im Sommer 2024 ist diesbezüglich keine deutliche Verbesserung zu erkennen, wenngleich sich in der regionalen Betrachtung durchaus Unterschiede zeigen. In der Region Murau-Murtal fallen die Einschätzungen sowohl zur bisherigen (-6,8 Prozentpunkte) als auch zukünftigen Entwicklung (-22,4 Prozentpunkte) vergleichsweise am besten aus. Auch im Großraum Graz (Saldo bisher: -37,2; erwartet: -27,9 Prozentpunkte) ist die Stimmung – trotz Negativsalden – besser als im steirischen Durchschnitt. Auf den hinteren Rängen finden sich hingegen die Oststeiermark, wo der Saldo zum bisherigen Wirtschaftsklima mit -75,4 Prozentpunkten den Steiermarkwert klar unterschreitet, sowie die Hochsteiermark. Dort ist die Skepsis beim Ausblick besonders stark ausgeprägt (Erwartungssaldo: -58,9 Prozentpunkte).