Nationalratswahl 2024 : Wirtschaftspolitik hat Wahl entschieden

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Selbstständige, Arbeiter und Angestellte wählten in seltener Einigkeit diesmal mehrheitlich FPÖ.

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Es hat sich angesichts der schlechten Wirtschaftslage abgezeichnet, dass wirtschaftliche und soziale Themen diesmal eine höhere Gewichtung bei der Nationalratswahl 2024 erleben werden als üblich. Aus den Daten zur Wahlanalyse von Foresight, ISA und ORF lassen sich wichtige Schlussfolgerungen ableiten, wie Wirtschaftstreibende und Erwerbstätige die Wahl beeinflusst haben.

Erwerbstätige Bevölkerung wählte FPÖ

Auffallend ist zunächst, dass die Altersgruppe der 35 bis 59-jährigen mit rund 37 Prozent mit deutlichem Abstand diesmal FPÖ gewählt hat. Dahinter folgen SPÖ mit 20 Prozent und ÖVP mit 19 Prozent. Das ist ein Novum, da bei früheren Wahlen die erwerbstätige Bevölkerung noch klar auf Seiten der Sozialdemokratie oder der Volkspartei stand.

Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass der FPÖ inzwischen deutliche Wirtschaftskompetenz zugetraut wird und sich die arbeitsfähige Bevölkerung mit ihren Interessen bei den Freiheitlichen am meisten vertreten fühlen.

Auch in der Gruppe der unter 34-Jährigen konnte die FPÖ mit 27 Prozent die höchste Zustimmung verbuchen. Darin fallen nicht zuletzt Lehrlinge und junge Berufseinsteiger.

Nur bei der Gruppe 60-Plus hatte die ÖVP mit 38 Prozent Zustimmung eindeutig die Nase vorne. So ergibt auch die genaue Aufschlüsselung zwischen Pensionsbeziehern und Erwerbstätigen ein eindeutiges Bild: 36 Prozent Zustimmung der Erwerbstätigen zur FPÖ, nur 20 zur ÖVP und 18 zur SPÖ. Weit abgeschlagen die Kleinparteien: Nur 13 Prozent für NEOS und 8 Prozent für GRÜNE.

Pensionistin
wählten hingegen mit 39 Prozent ÖVP und nur mit 21 Prozent FPÖ.
Aufgeschlüsselt nach Ausbildung gibt es ebenfalls ein klares Bild: Lehrlinge wählten zur 40 Prozent FPÖ.
Die Freiheitliche Partei ist nach diesen Zahlen eindeutig zur neuen "Arbeiterpartei" und zur Partei der Erwerbstätigen geworden. Diese standen noch nie so eindeutig auf der Seite der FPÖ, wie der Vergleich mit früheren Wahlanalysen ergibt.

Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wählte mehrheitlich FPÖ.

Jeder 2. Arbeiter wählte FPÖ

Eine Besonderheit ist auch die Tatsache, dass die FPÖ sowohl von Arbeiterinnen und Arbeitern (50 Prozent) als auch von Angestellten (32 Prozent) und Selbstständigen (31 Prozent) am häufigsten gewählt wurde. Bei Letzteren liegt man gleich auf mit der ÖVP.

Die Tatsache, dass jede 2. Arbeiterin bzw. jeder 2. Arbeiter das Kreuzerl bei der FPÖ gemacht hat, spricht Bände. Doch was sind die Gründe dafür: Steuerliche Entlastung, attraktive Rahmenbedingungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie Wertschätzung für Leistungsträger wurden offenbar glaubhaft von der FPÖ besetzt, die offenbar in diesen Themen inzwischen höhere Glaubwürdigkeit besitzt als die ÖVP oder die SPÖ.

Arbeiter, Angestellte und Selbstständige konnten sich mehrheitlich mit der FPÖ identifizieren.

Eindeutiges Votum: Erwerbstätige wählten freiheitlich.

- © orf.at

Teuerung starkes Wahlmotiv

Inflation, hohe Wohnkosten und allgemeine Teuerung waren starke Wahlmotive bei der Nationalratswahl. FPÖ-Wähler interessierten sich am meisten für die Themen Teuerung, Wohnen, Bildung, Arbeitsplätze, Wirtschaft & Budget sowie für Einkommensverteilung. Bei letzterem liegen SPÖ und FPÖ gleichauf.

Industriestandorte wählten Blau

Die Affinität der FPÖ-Wählerschaft zu Wirtschaftsthemen lässt sich auch anhand geografischer Merkmale festmachen. Die starken Industrieländer Oberösterreich, Steiermark sowie Kärnten wählten mehrheitlich FPÖ. Industriestandorte wie Leoben, Kapfenberg oder Weiz in der Steiermark, einst SPÖ-Hochburgen, wurden diesmal blau eingefärbt. Auch in Wels in Oberösterreich errungen die Freiheitlichen einen Sieg und deputierten die SPÖ auf den 2. Platz. In Steyr blieb die SPÖ nur knapp an erster Stelle. Auch im Rest von Österreich wählten starke Industriestandorte wie Wiener Neustadt (NÖ), Jenbach (Tirol), Wörgl (Tirol), St. Veit an der Glan (Kärnten) oder Wolfsberg (Kärnten) diesmal freiheitlich.

Quellen

Daten stammen aus der Wahlanalyse von ORF/APA/FORESIGHT/ISA/Bundeswahlbehörde

Siehe: https://orf.at/wahl/nr24/wahlm...