Frauen in der Wirtschaft : Weltfrauentag Österreich: Frauen gründen Unternehmen, aber führen sie selten

Mehrere ambitioniert und selbstsicher aussehende Frauen blicken in die Kamera.

Eine größere und diversere Belegschaft fördert nicht nur das BIP, sondern auch Innovationskraft der Wirtschaft, reduziert Einkommensungleichheit und stärkt die Qualifikationsbasis.

(Hinweis: Dieses Bild wurde mithilfe von KI generiert und dient der Illustration.)

- © CStock

Seit Jahrzehnten wird an der Gleichstellung von Mann und Frau gearbeitet, doch in vielen Bereichen bleibt die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück. Ein Blick in die Führungsetagen zeigt nach wie vor eine deutliche Männerdominanz, obwohl Frauen fast jedes zweite Unternehmen gründen. 

Besonders problematisch ist die bestehende Lohnlücke: In Österreich verdienen Frauen im Schnitt 18 % weniger als Männer, während der OECD-Durchschnitt bei 13 % liegt. Luxemburg zeigt, dass es auch anders geht: Dort liegt der Gender Pay Gap bei -0,9 %, Frauen verdienen also im Schnitt sogar mehr als Männer.

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In Luxemburg liegt der Gender Pay Gap bei -0,9 %, Frauen verdienen also im Schnitt sogar mehr als Männer.

- © Masque

Teilzeitquote hoch, Karrierechancen begrenzt

Nur 6 von 10 Frauen arbeiten in Österreich Vollzeit, während es bei Männern 9 von 10 sind. Besonders problematisch ist der hohe Anteil unbezahlter Arbeit, den Frauen leisten: In der Steiermark etwa verbringen Frauen täglich über vier Stunden mit unbezahlter Care-Arbeit, während Männer im Schnitt nur zweieinhalb Stunden aufwenden.

Die ungleiche Verteilung dieser Aufgaben erschwert es Frauen, in Führungspositionen aufzusteigen. 

"Wir sind dem Ziel einer geschlechtergerechten Arbeitswelt zwar nähergekommen, haben es aber noch nicht erreicht. Besonders wichtig wäre ein Ausbau der frühkindlichen Betreuung, um mehr Frauen eine Vollzeittätigkeit zu ermöglichen", betont Gabi Lechner, Vizepräsidentin der WKO Steiermark.

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Frauen als Wirtschaftsfaktor: Mehr Gleichstellung würde Standort Österreich stärken

Eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen bringt nicht nur soziale, sondern auch wirtschaftliche Vorteile. PwC-Analysen zeigen, dass eine bessere Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt die Produktivität steigern und das Wirtschaftswachstum langfristig sichern könnte. Bis 2030 könnten die Produktivitätsgewinne in OECD-Ländern durch Fortschritte in der Geschlechtergleichstellung insgesamt 31,6 Milliarden USD erreichen.

Johanna Schaller, Workforce Transformation Lead bei PwC Österreich, erklärt: "Eine größere und diversere Belegschaft fördert nicht nur das BIP, sondern auch die Innovationskraft der Wirtschaft, reduziert Einkommensungleichheit und stärkt die Qualifikationsbasis."

Portraitbild von Johanna Schaller, Workforce Transformation Lead bei PwC Österreich
„Die Verbindung zwischen Gleichstellung am Arbeitsplatz und Wirtschaftswachstum zeigt, dass Investitionen in Geschlechtergerechtigkeit nicht nur sozial, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind." – Johanna Schaller, Workforce Transformation Lead bei PwC Österreich - © PwC Österreich

Welche Maßnahmen fordern die Sozialpartnerinnen?

Die steirischen Sozialpartnerinnen fordern ein umfassendes Maßnahmenpaket, um Gleichstellung nachhaltig zu verbessern:

Mehr Sichtbarkeit für Frauen: Weibliche Leistungen in Gesellschaft und Wirtschaft stärker hervorheben.

Förderung von MINT-Kompetenzen: Digitale und technische Bildung für Mädchen und Frauen intensivieren.

Mehr Frauen in Führung: Durch gezielte Programme Frauen für Leitungspositionen motivieren.

Partnerschaftliche Verteilung von Care-Arbeit: Politische Maßnahmen zur gerechteren Verteilung unbezahlter Arbeit setzen.

Bessere Kinderbetreuung: Flächendeckender Ausbau einer flexiblen und leistbaren Betreuungseinrichtung.

Bekämpfung von Altersarmut: Gerechtere Rentensysteme und gezielte Unterstützung für Frauen.

Aufwertung des ländlichen Raums: Anreize schaffen, damit junge Frauen nicht nur in Städte ziehen.

  • Portraitbild von Agatha Kalandra, Markets Lead und Vorstandsmitglied bei PwC Österreich
    „Während andere Länder nach der Pandemie große Fortschritte gemacht haben, hinkt Österreich bei der Gleichstellung am Arbeitsplatz hinterher. Besonders Frauen sind von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen – ihre Quote ist bereits auf 4,9 % gestiegen."

    Agatha Kalandra, Markets Lead und Vorstandsmitglied bei PwC Österreich

Warum Österreich im Ranking zurückfällt

Im aktuellen PwC Women in Work Index ist Österreich von Platz 26 auf Platz 27 (von 33 OECD-Ländern) zurückgefallen. Hauptgründe sind die stagnierende Erwerbsbeteiligung von Frauen, eine steigende Arbeitslosenquote und die weiterhin signifikante Lohnlücke. 

Island, Neuseeland und Luxemburg führen das Ranking an, unter anderem aufgrund gezielter Regierungsmaßnahmen für Lohngleichheit und besserer Betreuungsangebote für Familien.

Sylvia Ippavitz, stellvertretende ÖGB-Landesfrauenvorsitzende, kritisiert: "Es ist eine Schande, dass auch im Jahr 2025 noch ein deutliches Geschlechtergefälle bei den Einkommen besteht. Die Ungerechtigkeit setzt sich bis in die Pensionen fort. Eine partnerschaftliche Teilung der unbezahlten Arbeit muss endlich selbstverständlich werden."

© hobonski

Fazit: Fortschritte ja, aber zu langsam

Die Forderungen nach mehr Gleichstellung sind nicht neu, doch die Umsetzung schreitet nur langsam voran. Der aktuelle Rückgang Österreichs im Women in Work Index zeigt, dass Handlungsbedarf besteht. 

Neben der politischen Verantwortung sind auch Unternehmen gefordert, gezielt Frauen zu fördern, transparente Lohnstrukturen zu schaffen und flexible Arbeitsmodelle auszubauen. Nur so kann die Gleichstellung am Arbeitsplatz langfristig erreicht werden.

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