Automarkt : Starker Einbruch bei Neuwägen

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Der Automarkt in Europa schwächelt weiter dahin.

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Der EU-Neuwagenmarkt verzeichnete im August den stärksten Einbruch seit mehr als zwei Jahren: Mit einem Minus von 18 Prozent bei den Pkw-Neuzulassungen lag das Absatzniveau um 32 Prozent unter dem Vorkrisenvergleichsmonat August 2019. In Österreich wurde ein Minus von knapp neun Prozent verzeichnet, das Vorkrisenniveau wurde um 43 Prozent unterschritten.

Die meisten EU-Länder verzeichneten zum Teil deutliche Rückgänge: In 23 der 27 Länder wurden weniger Pkw neu zugelassen als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Einbruch ist allerdings vor dem Hintergrund eines relativ starken Vorjahresmonats zu bewerten - mit rund 644.000 Neuzulassungen lag der EU-Markt im August dieses Jahres in etwa auf dem Niveau der Jahre 2021 und 2022.

Insgesamt liegt der Pkw-Absatz in der EU seit Jahresbeginn noch leicht im Plus - um 1,4 Prozent, in Österreich um fünf Prozent. Damit liegt das Marktniveau EU-weit aber immer noch um rund ein Fünftel unter dem Vergleichszeitraum 2019 - also vor Ausbruch der Pandemie. Im bisherigen Jahresverlauf wurden damit rund 1,8 Millionen Neuwagen weniger zugelassen als 2019. Auf das gesamte Jahr gesehen wird sich die Lücke auf mehr als zwei Millionen fehlende Neuzulassungen belaufen.

Der Neuwagen-Absatz ist in der EU stark rückläufig. Foto: stock.adobe.com/Shisu_ka

Markterholung nicht in Sicht

Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, rechnet nicht mit einer baldigen Markterholung: „Der Markt liegt deutlich hinter den vor der Pandemie üblichen Absatzzahlen. Viele Hersteller kämpfen mit einer Unterauslastung ihrer Autofabriken, was Kapazitätsanpassungen zur Folge haben wird.“Eine deutliche Erholung sei derzeit nicht in Sicht, so Preiss: „Die positiven Impulse fehlen derzeit - die Konjunktur erholt sich nicht, die geopolitischen Spannungen und Unsicherheiten nehmen zu. All dies führt dazu, dass das private und gewerbliche Kaufverhalten verhalten bleibt. Hinzu kommt, dass ein wichtiger Wachstumstreiber der vergangenen Jahre - die Elektromobilität - derzeit massiv an Dynamik verliert.

Die positiven Impulse fehlen derzeit - die Konjunktur erholt sich nicht, die geopolitischen Spannungen und Unsicherheiten nehmen zu. All dies führt dazu, dass das private und gewerbliche Kaufverhalten verhalten bleibt.
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY

Elektroautos im Rückwärtsgang

In der EU hat sich der Abwärtstrend bei E-Autos im vergangenen Monat deutlich verschärft: Im August wurden in der EU 44 Prozent weniger E-Autos neu zugelassen, in Österreich waren es 21 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich sowohl für die EU als auch für Österreich ein Minus von acht Prozent.
Besonders stark war der Rückgang in Deutschland mit minus 69 Prozent. Dies ist darauf zurückzuführen, dass im Vorjahresmonat das bevorstehende Auslaufen der Förderung für den gewerblichen Kauf von E-Autos zu einem kurzen Neuzulassungsboom geführt hatte. Aber auch außerhalb Deutschlands entwickelten sich die Elektro-Neuzulassungen schwach: In 18 der 27 Länder wurden im August weniger Elektroautos neu zugelassen als im Vorjahresmonat. Der Marktanteil der Elektroautos sank EU-weit von 21,0 auf 14,4 Prozent, in Österreich von 21,0 auf 18,1 Prozent. In immerhin 17 der 27 EU-Länder war ein Rückgang des Marktanteils von Elektroautos zu verzeichnen.

In mehr als der Hälfte der EU-Länder geht der Absatz von E-Autos zurück. Foto: stock.adobe.com/REMINDFILMS

Verbrennungsmotor erlebt Renaissance

„Der Markt für Elektroautos befindet sich in einer Krise“, erklärt Preiss. „Ständig kommen neue, attraktivere und leistungsfähigere Modelle auf den Markt. Trotzdem halten sich die Käufer:innen im Moment zurück. Das liegt auch an auslaufenden oder sinkenden Förderungen in einigen Ländern. Das größte Problem beim Verkauf von E-Autos ist im Moment noch der hohe Preis“. Auch bei den Themen Reichweite, Ladedauer, Ladeinfrastruktur und Stromkosten bleiben viele Kund:innen skeptisch. In Summe, so Preiss, fehle bei der Mehrheit der Kund:innen die Überzeugung, dass der Umstieg auf ein Elektroauto zurzeit vernünftig ist.
Der Verbrennungsmotor erlebt eine Renaissance„, so Preiss als Ergebnis der aktuellen Elektrokrise. Für die Hersteller bedeutet das eine Verlängerung des finanziell aufwendigen Nebeneinanders von Verbrenner und Elektroauto.“

Osteuropa: Elektroautos spielen keine Rolle

Vor allem in Nordeuropa und den Benelux-Ländern gibt es derzeit hohe Marktanteile für Elektroautos. Dies ist nicht zuletzt auf großzügige staatliche Fördermaßnahmen zurückzuführen. In den meisten anderen EU-Ländern sind Elektroautos dagegen noch ein absolutes Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im August unter zehn Prozent.

Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos in den ost- und südosteuropäischen Ländern. Insgesamt lag der Marktanteil von Elektroautos in diesen Ländern im August bei 4,2 Prozent - nach 5,1 Prozent im Vorjahreszeitraum; die Verkäufe gingen um 27 Prozent zurück. „Während die Elektromobilität in den skandinavischen Ländern gut vorankommt, spielt sie in Osteuropa kaum eine Rolle. Ob die ehrgeizigen Elektroziele der EU bei diesem Tempo erreicht werden können, ist fraglich“, sagt Preiss.

In skandinavischen Ländern erfreuen sich Elektroautos nach wie vor großer Beliebtheit: Dänemark hatte im August mit 55 Prozent den EU-weit höchsten E-Auto-Marktanteil.

Plug-in Hybride mit besserem Absatz

Auch Plug-in-Hybride mussten im August Einbußen hinnehmen, allerdings EU-weit weniger deutlich als Elektroautos. Insgesamt gingen die Verkäufe von Plug-in-Hybriden in der EU im August um 22 Prozent zurück. Der Marktanteil sank von 7,4 auf 7,1 Prozent. In Österreich gingen die Neuzulassungen um 22 Prozent zurück, der Marktanteil sank von 7,7 auf 6,5 Prozent. Insgesamt verzeichneten Neuwagen mit Stecker - also PHEV und BEV - EU-weit einen Absatzrückgang von 38 Prozent, der gemeinsame Marktanteil sank von 28,4 auf 21,5 Prozent. Den höchsten gemeinsamen Marktanteil von PHEVs und BEVs verzeichnet Dänemark mit 58%, den niedrigsten die Slowakei mit 4 Prozent.