NIS2-Richtlinie Österreich : Was Cybersicherheit jetzt braucht – 5 Top-Experten im Interview

Portrait Philipp Lechner, CEO von BACKBONE

Philipp Lechner, CEO von Backbone: "Cybersecurity ist längst kein reines IT-Thema mehr – sie ist Grundvoraussetzung für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort."

- © BACKBONE

Cybersecurity ist ein zentraler Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit. Welche Schutzmaßnahmen und Infrastrukturen sind auf Unternehmens- und Landesebene notwendig, um den Wirtschaftsstandort zu schützen?

Die WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN haben 5 Top-Experten von Deloitte, Rittal, Trend Micro, Thales und Backbone zur unverzichtbaren Cybersicherheit und NIS2-Richtlinie in Österreich befragt.

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Voraussetzung für stabilen Wirtschaftsstandort: Peter Hoffmann, Rittal

Cybersecurity und physische IT-Sicherheit sind Grundvoraussetzungen für einen innovativen und stabilen Wirtschaftsstandort. Angriffe auf kritische Infrastrukturen gefährden nicht nur Unternehmen, sondern auch staatliche Souveränität und gesellschaftliche Stabilität. 

Nebst der Cybersecurity braucht es robuste physische Sicherheitsmaßnahmen – von zugriffsgeschützten IT-Racks und Modulesafe-Datacentern über gesicherte Serverräume in sogenannten HVR-Zellen (Hochverfügbarkeitsraum) bis hin zu verlässlichen Strom- und Klimasystemen.

Auf Landesebene ist die Umsetzung der NIS2-Richtlinie zentral, ebenso wie gezielte Investitionen in Sicherheitskompetenz und Förderprogramme für KMUs, denen es bei der Umsetzung solcher Richtlinien gegenüber Großkonzernen oft an Kapazitäten fehlt. 

Besonders wichtig: starke Public-Private Partnerships! Durch vertrauensvolle Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft lassen sich Sicherheitslücken schließen und Standards etablieren.

Peter Hoffmann ist Leiter der Business Unit IT-Infrastruktur bei Rittal, Anbieter für Schaltschranksysteme, Automatisierung und Infrastruktur.

Peter Hoffmann, Leiter der Business Unit IT-Infrastruktur, Rittal GmbH
Peter Hoffmann, Leiter der Business Unit IT-Infrastruktur bei Rittal: "Angriffe auf kritische Infrastrukturen gefährden nicht nur Unternehmen, sondern auch staatliche Souveränität und gesellschaftliche Stabilität." - © Rittal GmbH

Veranstaltungshinweis

Von 4. bis 6. Juni 2025 wird Wien mit der IDSF 2025 erneut zum Zentrum des internationalen Diskurses über Cybersecurity, digitale Souveränität und globale Cyber-Resilienz. 

Cybersicherheit als strategischer Vorteil: Thomas Chatel, Thales Austria

In der heutigen digitalen Wirtschaft ist Cybersicherheit eine tragende Säule für Wettbewerbsfähigkeit und Vertrauen. Auf Unternehmensebene sind starkes Identitätsmanagement, End-to-End-Verschlüsselung und mehrschichtige Bedrohungserkennung unerlässlich, um sensible Daten und Abläufe zu schützen.

Österreich muss landesweit in sichere digitale Identitätsprogramme, einen robusten Schutz kritischer Infrastrukturen und den Einsatz von KI zur Verbesserung der Bedrohungserkennung und -reaktion investieren. 

Als Unternehmen im Bereich Cybersicherheit unterstützt Thales Unternehmen und Institutionen mit bewährten, hochmodernen Lösungen. Für den Aufbau einer widerstandsfähigen digitalen Zukunft muss Cybersicherheit nicht als Kostenfaktor, sondern als strategischer Vorteil betrachtet werden.

Thomas Chatel ist CEO von Thales Austria. Thales beliefert die österreichischen Verteidigungs- und Sicherheitseinrichtungen mit verschiedenen Optronik-, Kommunikations- und Radarlösungen. 

  • Thomas Chatel, CEO Thales Austria
    "Für den Aufbau einer widerstandsfähigen digitalen Zukunft muss Cybersicherheit nicht als Kostenfaktor, sondern als strategischer Vorteil betrachtet werden."

    CEO Thales Austria

Cybersicherheit zur Chefsache machen: Hannes Steiner, Trend Micro

Gerade KMU wiegen sich beim Thema Cybersicherheit häufig noch immer in falscher Sicherheit: “Wer sollte uns schon angreifen?” 

Doch mit der zunehmenden Digitalisierung von Geschäftsprozessen haben sich Cyberangriffe auch in Österreich zum größten Geschäftsrisiko entwickelt. Geschäftsführungen müssen das Thema deshalb zur “Chefsache” machen. 

Sie benötigen einen umfassenden Überblick über das Cyberrisiko-Niveau ihres Unternehmens, um dieses gezielt zu senken. Wichtige Hilfestellung können ihnen dabei ihre IT-Dienstleister geben – von Consulting-Leistungen bis hin zu Managed Services.

Zudem ist auch die Politik gefordert: Es ist höchste Zeit, die seit Oktober 2024 überfällige Umsetzung der europäischen NIS2-Richtlinie in nationales Recht anzugehen. Indem sie für regulierte Einrichtungen auch ein Management von Cyberrisiken entlang ihrer Lieferketten vorschreibt, hat NIS2 das Potenzial, das Cybersicherheitsniveau der gesamten Wirtschaft signifikant zu verbessern.
 

Hannes Steiner ist Vice President der DACH-Region bei Trend Micro, Anbieter von Software und Dienstleistungen im Bereich Cybersicherheit.

  • Portrait Hannes Steiner, Vice President DACH bei Trend Micro
    "Gerade KMU wiegen sich beim Thema Cybersicherheit häufig noch immer in falscher Sicherheit."

    Hannes Steiner, Vice President DACH bei Trend Micro 

Bedrohungslage verschärft sich: Georg Schwondra, Deloitte

Cybersecurity ist für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts essenziell geworden. Das unterstreicht auch der aktuelle Deloitte Cyber Security Report. Die Bedrohungslage verschärft sich durch geopolitische Spannungen und den verstärkten Einsatz von KI-Tools, was zu häufigeren Angriffen führt. 

Mittlerweile sind 22 % der Unternehmen fast täglich von Ransomware betroffen – doppelt so viele wie noch 2022.

Unternehmen sollten sich daher über Sicherheitsansätze wie Zero Trust informieren und diese umsetzen. Selbst kleinere Unternehmen können mithilfe solcher Konzepte ihre Sicherheit deutlich erhöhen. Neben präventiven Maßnahmen sind auch reaktive Maßnahmen, wie etwa Business Continuity Management, Incident Response und entsprechende Schulungen unerlässlich.

Auf nationaler Ebene muss verstärkt innerhalb der EU zusammengearbeitet werden. Unternehmen brauchen zudem Unterstützung bei der Umsetzung der entsprechenden Regulatorik, wie etwa NIS2, CER, DORA, oder CRA.

Georg Schwondra ist Partner für Cyber Risk bei Deloitte Austria.

  • portrait Georg Schwondra, Partner Cyber Risk Deloitte Austria
    "Die Bedrohungslage verschärft sich durch geopolitische Spannungen und den verstärkten Einsatz von KI-Tools."

    Georg Schwondra, Partner Cyber Risk Deloitte Austria 

IT-Sicherheit als Standortfaktor: Philipp Lechner, CEO Backbone

Cybersecurity ist längst kein reines IT-Thema mehr – sie ist Grundvoraussetzung für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort. Auf Unternehmensebene braucht es sensibilisierte Mitarbeiter, verschlüsselte Kommunikation, Zero-Trust-Architekturen und vor allem: sichere Datenendgeräte.

Auf Landesebene sind robuste Infrastrukturen, gesetzlich verpflichtende Sicherheitsstandards für kritische Bereiche und vertrauensvolle Kooperationen zwischen Staat, Wirtschaft und Forschung notwendig. Backbone entstand aus dem klaren Bedürfnis, eine physikalisch domänentrennende Plattform bereitzustellen – für den sicheren Umgang mit klassifizierten Daten ohne Risiko von Datenverlust. 

Wer seine digitalen Werte nicht schützt, verliert im globalen Wettbewerb nicht nur Vertrauen, sondern Zukunft.

Philipp Lechner ist CEO von Backbone. Backbone entwickelt Tablets, die nicht nur extremen Temperaturen und Schmutz, sondern auch Cyber-Attacken standhalten sollen.

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