Holz als nachhaltiger Baustoff : Holz: Hightech-Material für den Bau

Baustelle eines Holzhauses: Holz als Baumaterial nimmt wieder zu.

Waren 1998 noch knapp 14 Prozent der Hochbauten aus Holz, stieg der Anteil 20 Jahre danach auf 24 Prozent.

- © Tomasz Zajda - stock.adobe.com

Eine Sparte, der ein entscheidendes Potential beim Klimaschutz zukommt, ist die Baubranche. Vor allem vor dem Hintergrund des Bauvolumens, welches durch den Zuzug in die Städte erfolgen wird.

Prognosen zufolge werden im Jahr 2050 etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Das bedeutet eine Steigerung um mehr als das Doppelte innerhalb eines Jahrhunderts.

Das liegt einerseits daran, dass immer mehr Menschen in Städte abwandern aber auch, dass mehr und mehr Siedlungen zu Städten wachsen werden. Gleichzeitig hat sich beispielsweise die Europäische Union 2019 zum Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.

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Ein Kubikmeter Holz speichert etwa eine Tonne CO2.

Ressourcenintensive Bauwirtschaft

Laut dem aktuellen Bericht „Global Status Report for Buildings and Construction“ des Umweltprogramms der Vereinten Nationen war der Gebäude- und Bausektor 2022 bei den energie- und prozessbedingten CO2- Emissionen für 37 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Zurückzuführen ist das vor allem auf Beton, den mit Abstand wichtigsten Baustoff der Welt, beziehungsweise einen Bestandteil des Betons, den Zement, welcher als Bindemittel der Mischung aus Sand, Schotter und Wasser fungiert. Zement wird zum überwiegenden Teil aus Kalkstein, Sand, Eisenerz und Ton hergestellt. Diese Mixtur wird bei Temperaturen weit über 1100 Grad gebrannt, woraus der hohe Energiebedarf und demzufolge die Schädlichkeit fürs Klima resultiert.

Alexander Pinter, Geschäftsführer des Holzcluster Steiermark: "Wenn unsere Kindergärten aus Holz gebaut werden, so hat das Strahlkraft in Richtung der Bevölkerung.“
Alexander Pinter, Geschäftsführer des Holzcluster Steiermark: "Wenn unsere Kindergärten aus Holz gebaut werden, so hat das Strahlkraft in Richtung der Bevölkerung.“ - © Christof Hütter
Rund 48 Prozent der Fläche Österreichs, das sind rund vier Millionen Hektar, sind Wald.

Hohe Holzvorkommen in Österreich

Der Baustoff Holz hingegen ist ein nachwachsender Rohstoff, der bei seinem Wachstum auch noch CO2 bindet und zudem in unseren Breiten im Überfluss vorhanden ist. So sind rund 48 Prozent der Fläche Österreichs, das sind rund vier Millionen Hektar, bewaldet. In den Bundesländern ist der Anteil teilweise sogar noch höher.

Das waldreichste Bundesland mit einem Anteil von 62 Prozent der Landesfläche ist die Steiermark, gefolgt von Kärnten mit 61 und Salzburg mit 52 Prozent.

Laut dem „Österreichischen Waldbericht 2023“ hat die Waldfläche in den letzten zehn Jahren um täglich sechs Hektar zugenommen. Das ist vor allem der Fichte zu verdanken, die in rund 80 Jahren ausgewachsen ist.

Da Bäume nur im Wachstum CO2 aufnehmen und binden können, ist eine nachhaltige Bewirtschaftung besonders wichtig. Im Hinblick auf den Klimawandel und die damit notwendige Resilienz sank der Anteil des Fichtenbestandes innerhalb der letzten zehn Jahre von 57 auf 46 Prozent zugunsten eines höheren Laubholzanteils.

Wie groß das Speicherpotential des Waldes ist, lässt sich an folgender Kennzahl eindrucksvoll ablesen. So speichert ein Kubikmeter Holz rund eine Tonne CO2, wie der Geschäftsführer des Holzclusters Steiermark, Alexander Pinter, erklärt.

Nebenbei ist der Rohstoff in großer Zahl lokal verfügbar, was sowohl die Transportwege als auch die CO2- Emissionen niedrig hält und zudem lokale Wertschöpfung sichert, wie der Experte weiter ausführt. Zudem ergeben sich aus der Holzbauweise weitere Vorteile wie das geringe Gewicht, das etwa für Aufstockungen oder Nachverdichtung relevant ist, wie auch die kürzere Bauzeit und zudem der gesundheitliche Aspekt von Holz als Baustoff, wie Pinter ergänzt.

Anzahl der Holzhäuser steigt

Holzhäuser haben in den vergangenen Jahrzehnten an Beliebtheit gewonnen, wie eine Studie der Universität für Bodenkultur in Wien zeigt. Waren 1998 noch knapp 14 Prozent der Hochbauten aus Holz, stieg der Anteil 20 Jahre danach auf 24 Prozent. Im Wohnbau steigerte sich der Anteil im gleichen Zeitraum von zehn auf 23 Prozent. Dass Holzhäuser in unseren Breiten etabliert sind, unterstreicht auch der Geschäftsführer des Holzcluster Steiermark.

Er weist zudem auf die lange Tradition des Holzhauses speziell im Westen Österreichs, wo Holzhäuser auf über 600 Jahre datiert werden. Das zeigt auch eindrucksvoll die Langlebigkeit dieses Rohstoffs. Dass noch erheblicher Ausbaubedarf bei Holzhäusern besteht, um effektiven Klimaschutz zu betreiben, zeigt eine im Februar dieses Jahres präsentierte Studie des Instituts für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien. Im Rahmen dieser Studie wurde der Kohlenstoffbestand untersucht, der im Zeitraum von 1900 bis 2015 in Gebäuden und Infrastrukturen enthalten ist. Diese Menge entspricht dabei etwa vier Prozent der Kohlenstoffmenge, die für die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels bis zum Jahr 2100 der Atmosphäre entnommen werden müsste, so die Erstautorin Lisa Kaufmann gegenüber der APA. Demzufolge braucht es vor allem eine signifikante Reduktion der Emissionen, jedoch wird auch nur ein Bündel an Maßnahmen nachhaltigen Klimaschutz gewährleisten, wo sicher auch der Baustoff Holz seinen Beitrag leisten kann.

Das Rennen um das höchste Holzhochhaus der Welt

Hochhäuser aus Holz

Eine große Rolle wird Holz mittlerweile auch im Bau von Hochhäusern zugesprochen. Sowohl was die Statik als auch den Brandschutz angeht ist der Werkstoff Holz bestens erforscht, wie auch Alexander Pinter betont.

Eines dieser Holzhochhäuser, das „HoHo“, steht in Wien. Es ist mit seinen 24 Etagen 84 Meter hoch und besteht aus etwa 4500 Kubikmeter Fichtenholz. Der Kern des Turms besteht aus Beton, der Holzanteil beträgt jedoch trotzdem 75 Prozent.

Damit solche Projekte kein Einzelfall bleiben und die Holzbauweise noch größere Verbreitung findet, sieht der Branchenkenner Pinter die öffentliche Hand in der Pflicht.

„Was hier entsteht, hat Vorbildwirkung. Wenn unsere Kindergärten, unsere Schulen, Bibliotheken etc. aus Holz gebaut werden, so hat das Strahlkraft in Richtung der Bevölkerung“, meint der Holzexperte.

Auch eine Holzbauquote, wie es sie in anderen Ländern bereits gibt, fände er sinnvoll, da der Werkstoff in unseren Breiten so reichlich vorhanden ist. Auch die Politik hat sich des Themas Holzbau bereits angenommen.

So stellten Landwirtschaftsminister Totschnig und Klimaministerin Gewessler Ende des vergangenen Jahres einen 3-Punkte-Plan zur Stärkung des Holzbaus vor. Mit Fokus auf öffentliche Bauten aus Holz, der Forcierung des Holzbaus allgemein und dem Einsatz für mehr Holzbau im mehrgeschossigen Wohnbau soll Holz als Baustoff zu noch größerer Beliebtheit verholfen werden.

Österreichs höchstes Holzhochhaus: das HoHo