Mikroelektronik : EBSCON 2024: Curiosity - Freiheit zur Neugier

Pressekonferenz EBSCON 2024

SAC-Geschäftsführer Robert Gfrerer, Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, TU-Graz Rektor Horst Bischof und Infineon CEO Sabine Herlitschka diskutierten über die Bedeutung der Mikroelektronik für Südösterreich.

- © Philipp Podesser

Unter dem diesjährigen Leitmotiv „Curiosity“ diskutierten am 02. Oktober im Messecongress Graz internationale Top-Speaker und Experten aus Industrie, Think Tanks und Start-ups mit rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 23 Nationen auf der EBSCON 2024 darüber, wie ‚Curiosity‘ in Konzernen durchschlagskräftige und höchst profitable Innovationen ermöglicht.

Halbleiterproduktion bei AT&S in Leoben.

Mikroelektronik als Wertschöpfungsfaktor

Für Steiermark und Kärnten ist die Mikroelektronik in wenigen Jahren zu einem der bedeutendsten Geschäftszweige geworden. Mit Firmen wie AT&S, ams-OSRAM, NXP und Infineon sind zahlreiche Branchengrößen in der Region ansässig. In den letzten Jahren wurden Investments in Milliardenhöhe nach Südösterreich geholt und mit Silicon Alps ein eigener Cluster gegründet.

„In Österreich nehmen die Steiermark und Kärnten eine Vorreiterrolle in der Halbleiterbranche ein. Unsere Hochschulen und die Mikroelektronikunternehmen, die im Süden Österreichs angesiedelt sind, schaffen gemeinsam mit unserem Silicon Alps Cluster und dem Forschungszentrum Silicon Austria Labs ein perfektes Umfeld, um im internationalen Spitzenfeld ein Innovationstreiber zu sein. Durch den Koralmtunnel wachsen unsere beiden Bundesländer zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zusammen, wodurch sich unsere internationale Sichtbarkeit und Attraktivität für hochqualifizierte Fachkräfte weiter steigern wird. Schon jetzt arbeiten unsere beiden Landesregierungen gemeinsam daran, diese positive Entwicklung bestmöglich zu unterstützen", unterstreicht die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl die Bedeutung der Branche für Südösterreich.

Welche Bedeutung Neugier und Forschergeist im unternehmerischen Kontext haben, zeigt ein Beispiel von Infineon. „Fast jeder von Ihnen trägt anschauliche Beispiele für die Bedeutung von ‚Curiosity‘ in der Unternehmenskultur gerade bei sich: Silizium-Mikrofone von Infineon, die heute in nahezu jedem Smartphone oder Earbud weltweit verbaut sind. Begonnen hat diese Entwicklung mit einer Dissertation, heute ist Infineon mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent Weltmarktführer“, berichtet Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Austria. Nur eines von vielen Beispielen, wie beim forschungsstärksten Unternehmen Österreichs aus Neugierde Projekte entstehen und dadurch nachhaltig Innovation, Wachstum und Wertschöpfung geschaffen werden. Dazu braucht es vor allem, so Herlitschka, „eine Kultur der Innovation“ sowie „die Fähigkeit zur Kooperation in Partnerschaften und Forschungsnetzwerken“. Ein weiteres Beispiel für strategisch geförderte Innovationen ist der erst Mitte September präsentierte Meilenstein für die Branche, die weltweit erste 300-Millimeter-Galliumnitrid (GaN)-Power-Technologie von Infineon. Laut Herlitschka spielt die Region Südösterreich im Bereich der Mikroelektronik inzwischen sogar europaweit eine gewichtige Rolle. "Gemessen an Investitionen und Wertschöpfung pro Kopf zählen wir zu den vier wichtigsten Standorten in Europa", so Herlitschka.

Gfrerer, Eibinger-Miedl, Bischof und Herlitschka bei der Pressekonferenz.
"Gemessen an Investitionen und Wertschöpfung pro Kopf zählen wir zu den vier wichtigsten Standorten in Europa"
Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Austria

Verschränkte Forschungs- und Wirtschaftsstrategie

„Die RektorInnen der Hochschulen der Steiermark und Kärntens haben noch vor dem Sommer gemeinsam an einer Strategie gearbeitet, um den Wirtschafts- und Forschungsraum Südösterreich, der durch die Koralmbahn entsteht, nachhaltig zu stärken und die Kooperations- und Synergiepotenziale voll auszuschöpfen“, berichtet TU Graz-Rektor Horst Bischof. Im nächsten Schritt gehe es nun um die Realisierung der Verschränkung der Forschungs- und Wirtschaftsstrategie, um eine optimale Performance für die Region zu erreichen. Für Bischof ist die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft

und Forschung deshalb so wichtig, weil „neue Forschungsansätze vielfach auch an diesen Schnittstellen generiert werden.“ Als Beispiele nennt Horst Bischof erfolgreiche Projekte mit der Industrie und dem SILICON ALPS Cluster wie SIMEA und Transform, bei denen Wissen und Kompetenzen der teilnehmenden Unternehmen in Bezug auf nachhaltige Innovationen gestärkt und so ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöht wird. „Ohne Neugier kein Fortschritt, ob auf unternehmerischer oder gesellschaftlicher Ebene – deshalb nehmen wir dieses Thema auf der EBSCON umfassend unter die Lupe“, berichtet Robert Gfrerer, Geschäftsführer des SILICON ALPS Clusters. Neben den neugiergetriebenen Innovationen in Unternehmen müssen jedoch auch die Standorte und Infrastrukturen entsprechend entwickelt werden.

"Bei den Lohn- und Energiekosten müssen wir wieder Wettbewerbsfähig werden", mahnt Herlitschka ein. Die Branche habe großes Potenzial neue Geschäftsmodelle für die Region zu etablieren, doch man brauche bessere Rahmenbedingungen.

Cloud-Region ItalyNorth

In der Alpen-Adria-Region im Verbund mit Norditalien etabliert sich gerade ein europäisches Technologiezentrum der Sonderklasse. Mit der Cloud-Region NorthITALY fokussiert sich Italien speziell auf Daten- und Rechenzentren und ergänzt dazu die Spezialisierung auf Mikroelektronik in Südösterreich. Microsoft hat erst kürzlich ein 4,8 Milliarden schweres Investment in Norditalien zum Aufbau einer KI-Infrastruktur angekündigt. Eine Standortentscheidung, die auch nach Österreich ausstrahlen wird. Angrenzend zu Kärnten entstehen in Norditalien die größten europäischen Rechenzentren zur Verarbeitung von KI-Anwendungen.