Energie für Kärnten : Energiepreise Kärnten: Neue Stromtarife bringen Unternehmen Entlastung, doch es braucht mehr

Ki-generiertes bild eines Stahlwerksmitarbeiters, der KI-gesteuerte Temperaturregelungen in einer hochtechnologischen Industrieumgebung überwacht.

Kärnten hat, gemessen an Arbeitsplätzen, die energieintensivste Industrie in Österreich. Auch hier hat man sich dem drängenden Problem der hohen Strompreise angenommen. 

(Hinweis: Dieses Bild wurde mithilfe von KI generiert und dient der Illustration.)

- © Adobe stock/Anastasia

Ein hoher Strompreis trifft Unternehmen in Österreich doppelt. Einerseits durch die hohen Preise, die sie für ihre Energie berappen müssen, und andererseits über die Lohnsteigerungen, die mit gewisser Verzögerung durch die Inflation zum Einflussfaktor werden. 

Obwohl sowohl die Inflation als auch die Energiepreise mittlerweile wieder gesunken sind, ist mit Beginn 2025 Haushaltsenergie wieder zu einem der bestimmenden Treiber der Inflation geworden. Unter anderem auch, da die Strompreisbremse mit Ende 2024 endgültig ausgelaufen ist.

In seinem jüngsten World Economic Outlook sagte der Internationale Währungsfonds Österreich als einzigem westlichen Industrieland 2025 eine Rezession voraus. Trotzdem gibt es auch vorsichtig positive Nachrichten. So ist das Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung erstmals seit Mitte des Jahres 2023 mit 1,8 Punkten wieder leicht im positiven Bereich und das deutet auf einen Vorzeichenwechsel hin. 

Um diesem Trend auch Nachhaltigkeit zu verleihen, müssen die Energiekosten sinken, und zwar sowohl für die Industrie als auch für die Konsumenten.

Kärnten hat, gemessen an Arbeitsplätzen, die energieintensivste Industrie in Österreich. Auch hier hat man sich dem drängenden Problem der hohen Strompreise angenommen. 

Nie mehr die wichtigsten lokalen Nachrichten aus dem Süden Österreichs aus Wirtschaft und Politik verpassen. Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter: Hier geht’s zur Newsletter-Anmeldung!

Die Industrie ist Kärntens wichtigster Wirtschaftszweig. Sie beschäftigte 2022 im produzierenden Sektor rund 59.000 Mitarbeiter und stand direkt für 37,1 Prozent der Bruttowertschöpfung. 

Laut einer Studie im Auftrag der Industriellenvereinigung und der Kelag aus dem vergangenen Jahr wird der Strombedarf der Kärntner Industrie bis 2040 auf rund 2,6 Terrawattstunden steigen.

Mehr zum Thema Energie in Südösterreich.

  • Jürgen Mandl, Präsident der WK Kärnten, stehend an einem Tisch
    „Diese Tarifsenkung ist ein erster wichtiger Schritt, um unsere Unternehmen in Zeiten steigender Kosten zu entlasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern."

    Jürgen Mandl, Präsident der WK Kärnten

Der Strompreis für kleine und mittlere Unternehmer in Österreich liegt oft noch bei über 20 Cent pro Kilowattstunde, in den USA sind es nur sieben. 

- © Agenda Austria

Strompreissenkung Kärnten: Entlastung für energieintensive Betriebe

Nach intensiven Gesprächen der Wirtschaftskammer und der Kelag ist es gelungen, mit Anfang April eine Senkung des Gewerbetarifs der Kelag zu erreichen. 

Unternehmen mit einem jährlichen Stromverbrauch von mehr als 10.000 Kilowattstunden profitieren künftig von einem Tarif von 10,90 Cent netto pro Kilowattstunde. Das entspricht einer Senkung von 22 Prozent. 

„Diese Tarifsenkung ist ein erster wichtiger Schritt, um unsere Unternehmen in Zeiten steigender Kosten zu entlasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern“, sagt Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl

Der Tarif trat mit Anfang April in Kraft und hat eine Preisgarantie bis Ende März 2026. „Unser Ziel sind international wettbewerbsfähige Energiepreise für alle Betriebe. Die Senkung des Gewerbetarifs der Kelag ist ein wichtiger Schritt, aber es gibt noch viel zu tun“, so Präsident Mandl.

EU-Energiepolitik: Clean Industrial Deal gegen hohe Strompreise

Die hohen Energiekosten sind auch in der EU ein drängendes Thema, wie die Verabschiedung des Clean Industrial Deal Ende Februar dieses Jahres zeigt. Ziel des Aktionsplans der Kommission ist es, die Energiekosten nachhaltig zu senken, um sowohl für Verbraucher als auch Unternehmen erhebliche Einsparungen zu erreichen. 

Mit einem Bündel an Maßnahmen will die Kommission noch heuer Einsparungen im Umfang von 45 Milliarden Euro ermöglichen. Bis 2040 soll dieser Wert auf 260 Milliarden Euro pro Jahr steigen. 

Wie sehr hier Handlungsbedarf besteht, zeigt eine aktuelle Untersuchung der Agenda Austria. Demnach zahlen viele europäische Unternehmen trotz gesunkener Preise immer noch fast drei Mal so viel wie Unternehmen in den USA. So liegt der Strompreis für kleine und mittlere Unternehmer in Österreich oft noch bei über 20 Cent pro Kilowattstunde, in den USA sind es nur sieben. 

Diese Erhebungen decken sich auch mit den Daten von Eurostat. Demzufolge zahlt ein Nichthaushaltskunde mittlerer Größe in der EU im Schnitt 15,6 Cent pro Kilowattstunde. Spitzenreiter ist Irland mit 25,4 Cent, während es in Schweden oder Finnland nur um die neun Cent sind. Österreich liegt mit 19,5 Cent im oberen Drittel wie auch das Nachbarland Ungarn mit 20,5 Cent. Slowenien hingegen hat mit im Schnitt 15,7 Cent wesentlich günstigere Preise.

  • Portrait von Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner
    „Es ist klar, dass die Energiepreise ganz wesentlich für den Standort sind“

    Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner

Österreichische Energiepolitik: Forderungen an die Bundesregierung

Auch die österreichische Bundesregierung sieht sich mit der Forderung konfrontiert, gegen die hohen Strompreise etwas zu unternehmen. 

Im Wahlkampf haben noch alle drei Regierungsparteien eine Senkung der Energiepreise versprochen. Laut Regierungsprogramm soll „günstige Energie für mehr Made in Austria“ sorgen. Von gezielten Maßnahmen ist da die Rede, um die „Energiepreise möglichst rasch und nachhaltig auf ein wettbewerbsfähiges sowie planbares Niveau zu senken“. 

Inzwischen wurde dieses Thema in eine Arbeitsgruppe ausgelagert. „Es ist klar, dass die Energiepreise ganz wesentlich für den Standort sind“, erläuterte Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner gegenüber der „Presse“. Im „Kurier“ erteilte sie Rufen nach einer Senkung von Netzgebühren und Steuern aus budgetären Gründen eine Absage, ebenso wie der Strompreiskompensation. 

Für den steirischen SPÖ-Chef Max Lercher ist das unverständlich, denn die „Netzkosten-Senkung ist eine zentrale Standortfrage“.

Lesen Sie hier den neuesten Kommentar der Chefredaktion: Ende der politischen Schonfrist in Österreich – Zukunft ist vorne, nicht hinten!

Die Strompreiskompensation wurde von vielen Seiten gefordert, so auch von der Wirtschaftskammer und auch im Regierungsübereinkommen von FPÖ und ÖVP in der Steiermark. 

Dieses System wurde bereits 2012 von der EU geschaffen, wird aktuell von 17 EU-Staaten wie Deutschland, Italien, Tschechien oder der Slowakei genutzt und wurde von diesen stellenweise bis 2030 fixiert. 

Die Idee dahinter ist, energieintensiven Unternehmen aus der Metall-, Chemie-, Papier- oder Kunststoffbranche die Nachteile abzufedern, die sie durch den Emissionshandel der Union im globalen Wettbewerb haben und so Abwanderung zu verhindern. Die durch den Emissionshandel entstandenen höheren Kosten sollen zu 75 Prozent rückerstattet werden. 

Auch in Österreich kam dieser Mechanismus zur Anwendung, allerdings nur einmalig im Jahr 2022. Damals wurden 184 Millionen Euro an Betriebe erstattet. 

Wie sich die Betriebe heute ohne Kompensation im europäischen Wettbewerb sehen? Nicht mehr konkurrenzfähig.
 

🔎 Noch mehr Wirtschaftseinblicke?

Folgen Sie uns auf LinkedIn und bleiben Sie über aktuelle Themen, spannende Interviews und Trends aus der Wirtschaft immer auf dem Laufenden! 🚀💼