Österreich Photovoltaik : Regierungsprogramm verunsichert Branche der Erneuerbaren Energien

Blick auf Solaranlage auf einem Dach mit zwei Ingenieuren, die die Photovoltaik-Module überprüfen, dabei auf einen Plan blickend. Im Hintergrund große Windräder.

Das "Projekt Tomorow" ist das bislang größte Wind- und Photovoltaik-Projektportfolio Österreichs. 

- © rh2010

Die gesamte Branche der erneuerbaren Energien in Österreich steht derzeit unter großer Unsicherheit. Vertreter von Photovoltaik-, Geothermie-, Pellets- und Windkraftverbänden bewerten das Regierungsprogramm der neuen Bundesregierung Österreich teils positiv, sehen jedoch viele offene Fragen. 

Besonders die vorzeitige Abschaffung der Mehrwertsteuer-Befreiung für PV-Kleinanlagen sowie die Verlängerung des Energiekrisenbeitrags sorgen für Unmut. Branchenvertreter fordern mehr Planungssicherheit und eine konsequente Einbindung in politische Entscheidungen.

Nie mehr die wichtigsten Nachrichten über Österreichs Wirtschaft und Politik verpassen. Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter: Hier geht’s zur Newsletter-Anmeldung!

Planungssicherheit gefordert: Die Rolle der Politik

Der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) kritisiert die Entscheidung der neuen Bundesregierung, die Mehrwertsteuer-Befreiung für PV-Anlagen bis 35 kWp bereits im April abzuschaffen. Dies dürfte laut einer Umfrage von PV Austria zu einem drastischen Nachfrageeinbruch führen. Gleichzeitig wurden wichtige Gesetzesvorhaben wie das E-Wirtschaftsgesetz (ElWG) oder das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) nicht verabschiedet, was die Unsicherheit in der Branche weiter erhöht.

Branchenvertreter fordern von der Regierung eine klare Strategie zur Erreichung der Klimaziele und eine längerfristige Unterstützung für den Ausbau erneuerbarer Energien. Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) zeigte sich in Brüssel zögerlich gegenüber einer Fortführung von Förderungen im Bereich Heizungstausch und erneuerbarer Energien. Die Unsicherheit bei Vorgaben und Förderungen hemmt Investitionen und führt bereits zu erschwerten Finanzierungsbedingungen, berichten Fachverbände.

Trotz der bundesweiten Herausforderungen bleibt das Burgenland mit dem "Projekt Tomorrow" ein Vorreiter in der Energiewende. Die Landesregierung setzt weiterhin auf einen raschen Ausbau der Photovoltaik und will die bestehenden Klimaziele konsequent verfolgen. Unternehmen und Investoren hoffen darauf, dass die aktuellen Unsicherheiten keine negativen Auswirkungen auf die ambitionierten Pläne des Bundeslandes haben werden.

Das "Projekt Tomorrow" ist das bislang größte Wind- und Photovoltaik-Projektportfolio Österreichs, realisiert von Burgenland Energie, in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und Finanzinstituten.

Bis 2030 sollen 2.000 Megawatt Kapazität entstehen, was rund 20 % der derzeit installierten Solar- und Windenergie in Österreich entspricht.

Mit einer Finanzierung von 850 Millionen Euro, darunter 250 Millionen Euro von der EIB, setzt das Projekt ein klares Zeichen für die künftige Energieunabhängigkeit des Burgenlands. "Dieses bahnbrechende Projekt zeigt, wie die Energiewende gelingt und gleichzeitig Wirtschaftsimpulse gesetzt werden können", betont Robert Zadrazil, Country Manager der UniCredit Bank Austria.


Nie mehr die wichtigsten lokalen Nachrichten aus dem Donauraum Österreichs aus Wirtschaft und Politik verpassen. Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter: Hier geht’s zur Newsletter-Anmeldung!

350 Millionen Euro Ausbauoffensive: ImWind kurbelt heimische Wirtschaft mit 14 Wind- und PV-Projekten an.

- © ImWind, Klaus Rockenbauer

Burgenland als Modellregion für Energieunabhängigkeit

Das Burgenland verfügt über ideale Bedingungen für erneuerbare Energie. Durch die Kombination aus Wind- und Solarstrom soll die Region bis 2030 bilanziell klimaneutral werden. "Unsere heimischen Ressourcen sind der Schlüssel zu einer sicheren und leistbaren Energiezukunft", erklärt Stephan Sharma, CEO Burgenland Energie.

Neben der Energieunabhängigkeit soll das Projekt auch 12.000 neue Arbeitsplätze schaffen und einen Wertschöpfungseffekt von 3,6 Milliarden Euro generieren. Die Erträge fließen unter anderem in die Finanzierung der Klinik Gols, wodurch auch die Gesundheitsversorgung im Burgenland profitiert.

Jährlicher PV-Zubau und installierte Gesamtleistung in Österreich 2010-2023

- © PV Austria

Jährlich zugebaute Leistung und erforderliche Leistung bis 2040

- © PV Austria

Fazit: Politische Entscheidungen beeinflussen den Photovoltaik-Ausbau

Die aktuelle Situation zeigt, dass politische Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der erneuerbaren Energien spielen. Während das Burgenland weiterhin auf Photovoltaik setzt, könnte die bundesweite Unsicherheit den Ausbau erneuerbarer Energien in Österreich insgesamt ausbremsen. 

Branchenvertreter fordern nun klare Signale seitens der Regierung, um Investitionen und Planungssicherheit zu gewährleisten.

Grüne Transformation im Süden Österreichs: Energie-Reich im Süden

Erneuerbare Energie als wirtschaftlicher Motor

Neben dem Burgenland treiben auch andere Akteure den Ausbau erneuerbarer Energien voran. Der Windkraft- und PV-Pionier ImWind investiert in 14 neue Projekte mit 335 Megawatt Kapazität und einem Investitionsvolumen von 350 Millionen Euro. CEO Georg Waldner betont: "Unsere Anlagen leisten einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und regionalen Wertschöpfung."

Diese Entwicklungen zeigen: Der Ausbau erneuerbarer Energien ist nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Österreich. Um das Ziel der 100 % erneuerbaren Stromversorgung bis 2030 zu erreichen, braucht es jedoch stabile politische Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit. (apa/red)

🔎 Noch mehr Wirtschaftseinblicke gefällig?

Folgen Sie uns auf LinkedIn und bleiben Sie über aktuelle Themen, spannende Interviews und Trends aus der Wirtschaft immer auf dem Laufenden! 🚀💼

🎙️ Wirtschaft im Ohr – Ihr Wissensvorsprung! 🚀

Jetzt den neuen Wirtschafts-Nachrichten Podcast entdecken: Aktuelle Trends, Expert:innen-Insights & spannende Analysen – kompakt & auf den Punkt. 🎧

🔊 Jetzt reinhören: wirtschafts-nachrichten.at/podcasts