Gründungsboom : Positive Stimmung für den Gründerstandort Vorarlberg

Das Angebot an Fördermitteln wird gut bewertet, wobei allerdings die undurchsichtigen Möglichkeiten der Beantragung bemängelt werden

Das Angebot an Fördermitteln wird gut bewertet, wobei allerdings die undurchsichtigen Möglichkeiten der Beantragung bemängelt werden.

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Die Initiative „Startupland“ führt jährlich eine Umfrage durch, um ein Stimmungsbild innerhalb der regionalen Startup-Szene zu zeichnen und das entsprechende Ökosystem in Vorarlberg zu evaluieren. Die aktuelle Umfrage wurde im Zeitraum August bis Oktober 2023 durchgeführt und zeigt ein äußerst positives Stimmungsbild.

Besonders hervorzuheben ist die positive Bewertung des Wirtschaftsstandortes Vorarlberg, die mit einer Bewertung von 4,3 von 7 Punkten eine der besten seit Beginn der Befragungen ist.

Michael Bertel, Gründer des Vorarlberger Gastro-Startups Limifyze, betont in diesem Zusammenhang: „Man merkt, dass sich am Startup-Standort Vorarlberg etwas tut. Die Umfragewerte spiegeln meine eigenen Erfahrungen und das, was ich aus Gesprächen mit anderen Gründern mitbekomme, wider. Die Vernetzung funktioniert hervorragend und die Richtung ist klar: nach vorne“.

In Vorarlberg zu gründen hat auch eine Reihe von Vorteilen: ausgeprägte Möglichkeiten zur Vernetzung, kurze Wege und die Nähe zu Kooperationspartnern sowie etablierten Unternehmen.

Wunsch nach Vernetzung

Der Wunsch nach neuem Input, Inspiration, Vernetzung in der Community und Austausch untereinander ist 2023 weiter gestiegen und erreicht mit 4,95 Punkten den bisher höchsten Wert seit Beginn der Befragung. Auch die Bewertung des Startup-Veranstaltungsangebots ist weiter gestiegen und liegt beim bisherigen Höchstwert von 4,82 Punkten.

Julia Hammerer, Geschäftsführerin von Startupland, ist zufrieden: „Die Zahlen sprechen für sich, wir freuen uns über die positiven Bewertungen und sehen anhand der Umfrageergebnisse sehr deutlich, dass das Ziel von Startupland – die Vernetzung und den Austausch innerhalb der Community zu stärken und Rahmenbedingungen für Startups am Standort zu schaffen – sehr positiv wahrgenommen wird und der Wunsch nach zusätzlichem Austausch weiter wächst und für eine funktionierende Startup-Szene wichtig und notwendig ist“.

Mit einem hohen Wert von 5,21 Punkten bewerten die befragten Startup-Gründer die zur Verfügung stehenden Beratungsangebote. Auch das Angebot an Fördermitteln wird konstant gut bewertet, wobei allerdings die undurchsichtigen Möglichkeiten der Beantragung bemängelt werden. Mit einer Bewertung von 3,76 wird das Potenzial an qualifizierten Mitarbeitern deutlich höher als im Jahr zuvor wahrgenommen.

Generell herrscht gute Stimmung in der Vorarlberger Gründerszene

Wirtschaftliche Gründungsziele

Das wichtigste Ziel für 64,9 Prozent der Vorarlberger Startups ist derzeit das Umsatzwachstum. Michael Bertel sieht das ähnlich: „Inhaltlich liegt der Fokus vor allem auf Innovationen und neuen Technologien. Viele Startups, die den Start mit einer Mischung aus Eigenfinanzierung und Fördermitteln erfolgreich gemeistert haben, stehen nun vor der anspruchsvollen Aufgabe zu wachsen. Die Finanzierung, insbesondere die Verfügbarkeit von Risikokapital, wird als schwierig empfunden“.

Das zweitwichtigste Ziel für Startup-Gründer ist für 35,1 Prozent die Expansion ins Ausland und die Internationalisierung. Die Produktentwicklung steht für 29,7 Prozent der Befragten an erster Stelle. 24,3 Prozent wollen die Finanzierung ihres Startups abschließen und ebenso viele wollen sich beim Mitarbeiterwachstum breiter aufstellen.

Die Etablierung ihres Geschäftsmodells verfolgen 21,6 Prozent und weitere 10,8 Prozent wollen ökologische Ziele verfolgen. Grundsätzlich ist der Fokus auf Nachhaltigkeit bei den Startups noch deutlich erkennbar: Die Umsetzung ökologischer und sozialer Ziele wird von rund 40 Prozent der Startups aktiv im Tagesgeschäft verfolgt, während rund 19 Prozent versuchen, sich nach Möglichkeit darauf zu fokussieren.

„Man merkt, dass sich am Startup-Standort Vorarlberg etwas tut“
Michael Bertel

Gründungshemmnisse

Der starke Wettbewerb um Fachkräfte, die hohen Lebenshaltungskosten und das komplexe Steuer- und Rechtssystem sind die aktuellen Herausforderungen für Startups. Als weitere Gründungshindernisse sehen die Vorarlberger Startups trotz ansonsten positiver Gründungserfahrungen die fehlende beziehungsweise schlechte Vernetzung mit den umliegenden Universitäten.

Gründungsfinanzierung

Die Finanzierungssituation wird am Standort Vorarlberg in diesem Jahr mit 3,19 unverändert bewertet. Allerdings geben 50 Prozent an, derzeit noch nicht auf der Suche nach einer externen Finanzierung zu sein, während rund 27 Prozent angeben, zwar noch nicht, aber in den nächsten drei bis sechs Monaten auf der Suche zu sein.

Rund 23 Prozent sind aktiv auf der Suche nach Finanzierungspartnern. In den ersten drei Jahren erfolgte die Finanzierung mit 90,5 Prozent überwiegend aus Eigenmitteln. 33,3 Prozent wurden durch Förderungen und weitere 19 Prozent durch Bankkredite finanziert.

Um die Finanzierungssituation für Startups in Vorarlberg attraktiver zu gestalten, nennt Michael Bertel folgende Faktoren: „Wir erleben in Vorarlberg noch immer ein sehr wenig ausgeprägtes Growth- und Risk-Mindset, daher ist die Vernetzung innerhalb unseres kleinen Startup-Ökosystems von großer Bedeutung“.

Trotz des geringen Risikokapitals und der schwach ausgeprägten Investmentkultur ist die Gründungsmotivation der Vorarlberger Startups nach wie vor hoch: „Etwas bewegen und verändern“ wollen 52,8 Prozent der Befragten, 16,7 Prozent wollen sich selbst verwirklichen und 11,1 Prozent eine geniale Idee umsetzen.

Positive Aussichten

73,2 Prozent der Startups wollen sehr schnell oder schnell wachsen. „Im Vorjahr lag der Fokus mehr auf langsamerem, moderatem Wachstum, daher ist die heurige Trendwende zu begrüßen, die wieder einen stärkeren Fokus auf Wachstum bringt“, hält Julia Hammerer fest.

Lediglich bei den Neueinstellungen herrscht Zurückhaltung, obwohl die Startups, wie bereits erwähnt, viel Potenzial in qualifizierten Mitarbeitern sehen, haben 48,6 Prozent keine Neueinstellungen geplant. Immerhin 16 Prozent planen ihre Belegschaft mehr als zu verdoppeln und rund 11 Prozent rechnen mit einer Aufstockung ihrer Mitarbeiter um 30 bis 40 Prozent.