Kärnten : Jungen Wirtschaftstreibenden fehlt Perspektive in Klagenfurt
Die standortpolitischen Erfolge der Kärntner Landeshauptstadt in den letzten Jahren können sich sehen lassen.
Von der Ansiedlung zahlreicher innovativer Forschungsunternehmen, etwa im modernen Lake Side Park, bis hin zum Amazon-Coup, bei dem es gelungen ist, der steirischen Landeshauptstadt Graz ein großes Verteillager des Online-Riesen abzujagen und nach Klagenfurt zu holen. Nicht zuletzt die bevorstehende Eröffnung der Koralmbahn verspricht weitere wirtschaftliche Impulse.
Erst im November letzten Jahres haben Graz und Klagenfurt ein Arbeitsübereinkommen zur Gestaltung des gemeinsamen Wirtschaftsstandortes beschlossen. Der neue Wirtschaftsraum Area Süd, der künftig durch die schnelle Verbindung der beiden Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt mit der Koralmbahn entsteht, umfasst immerhin ein knappes Drittel der Fläche Österreichs, in dem 1,8 Millionen Menschen und mehr als 50.000 Arbeitgeberbetriebe mit 730.000 Beschäftigten eine Wirtschaftsleistung von rund 70 Milliarden Euro erbringen.
Vor allem in den Bereichen Green Tech, Mikroelektronik und Automotive verfügt Südösterreich über besonders wichtige Zukunftsbranchen. Die Attraktivität der beiden Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt spielt für die Wettbewerbsfähigkeit der Region eine zentrale Rolle. Doch nicht alle sehen die Weichen schon richtig gestellt. Vor allem die Junge Wirtschaft Kärnten kritisiert die Klagenfurter Stadtpolitik, die es verabsäumt, Perspektiven für junge Wirtschaftstreibende zu schaffen.
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"Es ist dringend erforderlich, in zukunftsorientierte Projekte zu investieren, die nicht nur die Lebensqualität verbessern würden, sondern auch die Stadt für die Ankunft der Koralmbahn vorbereiten"
Anna-Maria Kropfitsch, Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Klagenfurt
„Misswirtschaft“ und Budgetloch
Ab 2025, just im Jahr der geplanten Eröffnung der Koralmbahn, drohe Klagenfurt die Zahlungsunfähigkeit, kritisierte Anna-Maria Kropfitsch, Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Klagenfurt, bereits Ende 2023 die Budgetprobleme der Stadt.
Der sorglose Umgang mit den Finanzen der Stadt Klagenfurt bereitet der Jungen Wirtschaft große Sorgen. „Die Vernachlässigung wichtiger Bereiche, wie die Modernisierung der Innenstadt und die Entwicklung des Bahnhofsviertels, schwächt unsere Wettbewerbsfähigkeit und mindert die Attraktivität Klagenfurts für innovative Unternehmer“, argumentiert Kropfitsch.
Es sei daher dringend notwendig, in zukunftsorientierte Projekte zu investieren, die nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern die Stadt auch auf die Koralmbahn vorbereiten, die für die wirtschaftliche Zukunft Klagenfurts eine Schlüsselrolle spielen wird, so die Junge Wirtschaft Klagenfurt. Die schwächelnde Finanzlage der Stadt treffe vor allem die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer, da kein Spielraum für entsprechende Förderbedingungen vorhanden sei. „Junge Unternehmerinnen und Unternehmer brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und Unterstützung, um ihre Unternehmen erfolgreich etablieren zu können.
Ein transparenter Plan, der die Vision der Stadt widerspiegelt, ist unerlässlich, um ihnen Sicherheit zu geben und ihr Vertrauen in Klagenfurt als Wirtschaftsstandort zu stärken“, so Kropfitsch. Gerade junge Unternehmer mit ihren begrenzten Ressourcen seien anfälliger für Marktveränderungen. Große Infrastrukturprojekte wie die Koralmbahn wirken immer in beide Richtungen. Gerade im Dienstleistungsbereich, bei kreativen Berufen und IT-Einzelunternehmen gibt es immer wieder Befürchtungen, dass durch das größere Einzugsgebiet auch mehr Konkurrenz entsteht. Aber nicht nur in Klagenfurt, sondern auch in Graz.
Wirtschaftsklima vorsichtig optimistisch
Dennoch ist die Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Klagenfurt „vorsichtig“ optimistisch, was das Wirtschaftsklima für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer in der Stadt betrifft. „Trotz Herausforderungen wie der hohen Inflationsrate und dem Ruf nach Steuersenkungen zeigt die jüngste Umfrage unter Jungunternehmern eine bemerkenswerte Resilienz. Viele sind bereit zu investieren und neue Mitarbeiter einzustellen, was die positive Dynamik in unserer Region unterstreicht“, berichtet Kropfitsch.
Um den Herausforderungen für Jungunternehmer in Klagenfurt effektiv begegnen zu können, seien aber unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen und eine proaktive Unterstützung durch die Politik unerlässlich.
„Das ist entscheidend, damit sich Jungunternehmer in der Stadt ansiedeln und gedeihen können. Ein hervorragendes Instrument dafür sind Pop-Up-Förderungen, die Jungunternehmern die Möglichkeit bieten, ihre Geschäftsmodelle risikoarm zu testen. Die Erfahrung zeigt, dass solche Initiativen nicht nur erfolgreich sind, sondern die Unternehmer oft dauerhaft in den Geschäftsräumen bleiben“, so die Vorsitzende der Jungen Wirtschaft. Dies trage nicht zuletzt zur Vielfalt des städtischen Angebots bei und spiele eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Leerständen. „Damit schaffen wir nicht nur ein lebendigeres Stadtbild, sondern fördern auch aktiv die wirtschaftliche Dynamik in Klagenfurt“, ist Kropfitsch überzeugt.
Anreize für Jungunternehmer
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Wirtschaft sei zudem entscheidend, um ein umfassendes Stadtentwicklungskonzept zu erarbeiten, das junge Unternehmen fördert und bürokratische Hürden abbaut. „Klagenfurt muss ein innovationsfreundliches Umfeld schaffen, in dem Unternehmer erfolgreich sein können“, fordert Kropfitsch die Stadtpolitik zum Dialog und Handeln auf.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sei es, attraktive Anreize zu schaffen, um junge Menschen in die Innenstadt zu locken und ihnen dort leistbares Wohnen zu ermöglichen. Dies könne durch gezielte Maßnahmen und Förderungen erreicht werden, die darauf abzielen, die Innenstadt zu einem lebendigen und begehrten Ort zum Wohnen und Arbeiten zu machen. „Durch die Kombination dieser Strategien kann Klagenfurt zu einer dynamischen und prosperierenden Stadt werden, die junge Talente anzieht und hält“, ist die junge Unternehmerin überzeugt.
Wie die Klagenfurter Stadtregierung das sieht und ob die Bereitschaft besteht, mit den jungen Wirtschaftstreibenden verstärkt in Dialog zu treten, hätten die Wirtschaftsnachrichten sehr gerne von Bürgermeister Scheider erfahren. Leider blieb eine Bitte um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Eines dürfte aber sicher sein: Die hippe Studentenstadt Graz hat schon immer junge Akademiker und kreative Köpfe aus Kärnten angezogen. Klagenfurt wird nicht untätig bleiben können, um ein attraktives Umfeld für Jungunternehmer zu schaffen.